aus Kradblatt 6/23 von Marcus Lacroix

Die 2. RPHA Klapphelm-Generation

HJC RPHA 91
HJC RPHA 91

Vom Helmhersteller HJC ist mit dem RPHA 91 jetzt die neueste Version des Klapphelms im Handel verfügbar. Vorgestellt wurde der Helm bereits Ende 2022.

Nach den guten Erfahrungen mit dem RPHA 90 (Kradblatt 6/18) und RPHA 90 S (KB 10/20) war ich natürlich sehr gespannt auf den Nachfolger.

Mit seinen Vorgängern hat der neue RPHA 91 – mal abgesehen von der grundsätzlichen Funktion eines Klapphelms – nicht mehr viel zu tun. Er ist eine neue Konstruktion und erfüllt entsprechend die ECE 22.06 bzw. übertrifft diese lt. HJC in manchen Punkten.

Helme, die nach der alten, inzwischen 21 Jahre alten, ECE 22.05 geprüft wurden, dürfen ab dem 3.6.2023 nicht mehr produziert werden und ab 2024 ist ein Verkaufsverbot möglich. Einen 22.06er Tragezwang gibt es allerdings nicht, man muss also nicht zwingend upgraden. 

Auffällig ist bei den meisten Helmen, die nach der neuen Norm geprüft werden, das höhere Gewicht. Auch der RPHA 91 bringt es in Gr. M mit Kommunikationsanlage (Smart HJC 21B) und dem hochwertigen Pinlock 120 Innenvisier auf stramme 1858 Gramm. Das sind gewogen immerhin 122 Gramm mehr als ein vergleichbar ausgestatteter RPHA 90 S.

Dank Verriegelung (P/J-Homologation) legal offen fahren
Dank Verriegelung (P/J-Homologation) legal offen fahren

Zwar ist es immer angenehmer, einen möglichst leichten Helm zu tragen (beim Motorsport sowieso), das Gewicht alleine sagt aber noch nichts über den Tragekomfort im Alltagsbetrieb aus. Ein Helm muss zur eigenen Kopfform passen, die Größenangabe ist dafür kein markenübergreifender Garant. Achtet beim längeren Probetragen (besser noch -fahren) darauf, ob der Helm irgendwo unangenehm drückt. Bei HJC hat der Fachhandel z.B. die Möglichkeit, ggf. passendere Wangenpolster zu montieren, unterschiedlich starke Helmposter sind in Vorbereitung.

 Wichtig ist, neben dem Sitz, dann die Balance und die gefällt mir beim RPHA 91 trotz des Gewichts gut. Der Helm darf legal auch mit hochgeklapptem Kinnteil gefahren werden (P/J-Homologation), das sich dafür verriegeln lässt. Der Schwenkbereich liegt jetzt enger an der Helmschale an, der Schwerpunkt wird also niedriger gehalten. Im Gegensatz zu einem Flipover-Helm lässt sich beim Klapphelm das Visier bei offenem Kinnteil aber natürlich nicht schließen. Das Kinnteil wird über einen gut erreichbaren zentralen Taster entriegelt. Die Öffnungen der Arretierung verschließen sich selbsttätig, so dass sich beim offenen Fahren keine Insekten in die Mechanik verirren können – eine wirklich gute Lösung.

Das Sonnenvisier ist über einen Schieber leicht zu bedienen, der Schwenkbereich lässt sich langnasenfreundlich mechanisch begrenzen. Das Gesichtsfeld des RPHA 91 ist angenehm groß und an der optischen Güte (Verzerrfreiheit) der Visiere gibt es auch nichts zu mäkeln. Nicht so gut gefällt mir, im Vergleich zu den Vorgängern, die Visiermechanik. Das Visier lässt sich zwar sehr einfach abnehmen und in fein verzahnten Abstufungen gut justieren, ab ca. 80 km/h auf einem Naked Bike drückt der Fahrtwind es aber zu. Das ist von der Schutzfunktion her zwar vorbildlich, als Frischluftfan fahre ich gewohnheitsmäßig aber oft mit teilgeöffnetem Visier. Hier soll HJC lt. Händlerinfo bereits an einer optionalen Lösung mit strafferer Rastung arbeiten, was ich sehr begrüße.

Aufgeklappt eng anliegendes Kinnteil
Aufgeklappt eng anliegendes Kinnteil

Die Belüftung im Mundbereich ist zweistufig einstellbar und wird innen auf das Visier geleitet. Weitere Belüftungssteuerungen gibt es zwei an der Stirn, eine oben und eine hinten am Kopf. Bei der Oberkopfbelüftung hätte ich es gerne etwas indirekter, denn bei kühleren Temperaturen hat man das Gefühl, es bohren sich zwei Eisstiele in den Kopf. Wen das auch stört, der klebt einfach einen Streifen Klebeband auf die Lüftungskanäle im Inneren des Helmes und macht den Luftstrom so diffuser. 

Die Kritikpunkte betreffen natürlich meine persönlichen Vorlieben und sind für andere Menschen womöglich völlig irrelevant. Lasst euch also generell nicht durch Berichte anderer (hier oder anderswo) davon abhalten, euch eine eigene Meinung zu bilden!

Davon abgesehen gefällt mir der HJC RPHA 91 gut. Die Integration des auf Sena basierenden neuen Smart HJC ist noch besser gelungen als beim 90S. Zur Wahl stehen die Varianten 21B und 50B, wobei mir die kleine Version für 219,90 € reicht. Das 50B (UVP 349,90 €) ist mit der Mesh-Technik für größere Gruppen interessant. Den Einbau habe ich im Fachhandel vornehmen lassen, obwohl er relativ einfach selbst zu bewerkstelligen ist.

Das Micro-Rastenschloss für den Kinngurt ist leicht zu bedienen und bietet einen weiten Verstellbereich. Der Kinngurt liegt eng am Hals an. Speziell Männer mit großem Kehlkopf sollten darauf achten, ob der Platz reicht. Ein eng anliegender Nackenschutz dämpft die Windgeräusche, wobei ein Klapphelm bauartbedingt immer mehr Geräusche macht, als ein vergleichbarer Integralhelm. Wirklich leise Helme gibt es für mein Geräuschempfinden nicht, der RPHA 91 lässt sich auf kürzeren Strecken aber auch gut ohne Ohrenstöpsel fahren.

Im Fachhandel ist der HJC RPHA 91 in den Größen XS bis 2XL in acht Uni-Farben sowie zwei Dekore mit insgesamt sieben Farbvarianten für 549,90 € (Dekore 629,90 €) lieferbar. Mehr Infos sowie ein Händlerverzeichnis gibt es online unter www.hjchelmets.de.