Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 11/23
Ein paar Worte zum Saisonende …
Es ist wieder so weit, für viele von uns ist die Motorrad-Saison gelaufen. Bei den einen ist es das Saisonkennzeichen, das zur Aufgabe zwingt, andere haben bei Temperaturen unter 15 Grad einfach keinen Spaß am Motorradfahren.
Ich persönlich könnte mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, in der Winter-Saison nicht zu fahren. Zugegeben, meine elektrische Energica hat auch ein 03/11-Saisonkennzeichen – das aber nicht, weil sie im Winter nicht fahren könnte. Ich möchte sie jedoch nur ungern Streusalz aussetzen, denn das hinterlässt immer irgendwelche Spuren. Es muss für den Winter ja nicht das beste Pferd im Stall sein, für kleines Geld bekommt man brauchbare Gebrauchte und Versicherungskosten sind kein Thema mehr.
Motorradfahren macht auch jenseits der eigentlichen Saison viel Spaß, wenn man sich an ein paar Grundregeln hält. Die Wichtigste (für mich) zuerst: frieren ist absolut ätzend, also muss man etwas dagegen tun. Während vielen Winterfahrern dicke Klamotten und Heizgriffe reichen, bin ich eine bekennende Mimi: mir reicht das nicht, ich friere trotzdem. Also wird geheizt – und das nicht erst bei Minusgraden! Natürlich nicht mit dem Moped, hier schaltet man lieber einen Gang runter (bzw. höher, um das Drehzahlniveau zu senken). Ich heize seit Jahren bei den Klamotten elektrisch zu und konnte diverse Lösungen ausprobieren. Die technisch aufwendigste war dabei ein Underall mit flüssigkeitsgefüllten Heizleitungen, der über einen Wärmetauscher mit dem Kühlsystem des Motorrades verbunden wurde. Solche Systeme werden u.A. auf Schneemobilen in Skandinavien gefahren. Für den norddeutschen Winter definitiv eine Nummer zu groß.
Sehr empfehlenswert sind aber elektrisch beheizbare Handschuhe, die es sowohl mit Akkubetrieb wie auch für den Anschluss an das Bordnetz gibt. Erstere reichen i.d.R. für mehrere Stunden – Zeit genug, sich den Kopf frei zu fahren. Außerdem kann man den Akku ggf. in Pausen nachladen. Eine klasse Sache sind auch elektrisch beheizbare Westen, die es schon für einen schmalen Taler zu kaufen gibt. Mein Teil aus China hält schon einige Jahre, betrieben wird sie mit einer handelsüblichen USB-Powerbank. Lediglich der Bedienkomfort hakt etwas. Da gibt es praktischere Heizklamotten, z.B. von KEiS. Auf unserer Kradblatt-Website findet ihr verschiedene Artikel zu dem Thema. Gerne könnt ihr die Texte in den Kommentaren auch mit euren Empfehlungen ergänzen.
Motorradfahren im Winter hält die Sinne frisch, die Aufmerksamkeit wird geschult und der Start in die neue Saison gelingt nahtlos. Traut euch!
Für alle, denen ich das Winterfahren jetzt nicht schmackhaft machen konnte, gibt es den üblichen Service-Tipp: vergesst euer Motorrad nicht! Denn Hand aufs Herz – viele von euch stellen den Bock einfach in die Ecke, evtl. wird noch ein Erhaltungslader angeklemmt. Zum Saisonstart gibt’s dann das alljährliche Geheule, weil die Werkstatt um die Ecke nicht mal eben einen Service durchführen kann, die Kette oder die Reifen wechselt. Egal, ob euer Osterurlaub dadurch gefährdet wird, ein Werkstattvorlauf von 6 Wochen und mehr ist üblich! Und die Situation verschlimmert sich durch fehlende Mechaniker und Firmennachfolger. Nutzt die Angebote der Händler: Winterlager, Hol- & Bringdienste, Rabatte auf Teile usw. Dann geht’s im Frühling direkt stressfrei los.
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