aus Kradblatt-Ausgabe 6/24, von Wilfried Knoche
Der nächste Dauerläufer …
Motorräder mit mehr als 100.000 km sind uns immer eine besondere Freude. Und die müssen nicht einmal teuer sein.

Ich hoffe, es ist euch nicht zu langweilig, weil es schon wieder eine Yamaha XJ 900 ist (wie schon in der April-Ausgabe). Allerdings ist meine 1984er Yamaha XJ 900 F ein sehr seltenes Modell. Eine F, die damals schon ab Werk, oder zumindest ab dem Yamaha-Händler, mit einer Pichler Vollverkleidung in Originallackierung bestellt, verkauft und ausgeliefert wurde. Soweit ich weiß, wurden damals nur einige wenig dutzend XJ so mit dem Tourenpaket verkauft!
Meine Yamaha XJ ist noch immer im völligen Originalzustand, wie 1984, und Dank eines sehr braven und ordentlichen Vorbesitzers (Jahrgang 1931) sind auch noch alle Unterlagen/TÜV-Berichte und auch alle Gutachten vorhanden.

Das Motorrad wurde von dem älteren Herrn wohl sehr geliebt und auch gepflegt und nach zwei weiteren Kurzzeitbesitzern kam meine „Diva“ vor fast 3 Jahren dann mit ca. 100.000 km für nur 750 € zu mir. Das passte gut ins Rentnerbudget. Ich nenne sie übrigens Diva nicht weil sie so rumzickt, sondern wegen der gelungenen mehrfarbigen Originallackierung. Geschminkt, wie eine Opern-Diva!
Einer der Vorbesitzer war ein Jungspund der dachte, das eine XJ ein Sportler wäre und kam dann mit dem Gewicht und dem Fahrwerk wohl nicht klar und der andere hatte sich gerade eine alte Harley gekauft (Liebe Grüße und ich hoffe, die alte Harley läuft noch!).
Ich habe das Krad in der Nähe von Flensburg gekauft und bin dann damit die 350 km nach Hause gefahren und gut wars. Es ist halt eine „unkaputtbare“ XJ 900! Ich hatte früher schon eine XJ 650 und in den 1990ern eine 900 F und es gab nie Probleme mit diesen „Mopeds“. Dabei fuhr und fahre ich auch heute noch nicht langsam!
Ich habe meine XJ bislang nur sehr intensiv geputzt, durchpoliert und ein bissl Rost entfernt. Hier und da was nachgepinselt und natürlich das Öl, Zündkerzen und den Luftfilter gewechselt. Bis auf einen geringen Ölverbrauch von ca. einem halben Liter gibt’s keine Probleme mit nun fast 110.000 km.
Ich habe es dann letztes Jahr zu zweit – mit meinen erwachsenen Sohn Leon – auf der Autobahn spaßeshalber noch mal wissen wollen: sind die 98 PS meiner XJ noch alle da? Bei Tacho 225 habe ich dann das Gas zurückgenommen! Nicht, weils klappert oder so, sondern weil die XJ nun mal eine ältere Dame ist. Es hat ihr aber anscheinend sehr gefallen und sie läuft seitdem samtiger und hat vermutlich den ganzen Dreck der letzten Jahrzehnte rausgehustet.
Ich denke, meine XJ und ich werden zusammen alt. Vor allem auch deshalb, weil mir die neuen Kräder im „Manga Style“ einfach nicht mehr so richtig gefallen. Leider baut Yamaha keine neuen XJ 900 mehr, oder zumindest einen würdigen Nachfolger mit Kardan!
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Kommentare
Ein Kommentar zu “Yamaha XJ 900 Bj. 1984 mit über 100.000 km”
Das ist ein sehr schöner Bericht.Es liegt halt wie immer im Auge des Betrachters.Als älter Knabe bin ich sicher voreingenommen.Ich finde ,diese Maschinen haben bewiesen,dass sie etwas taugen.Die jungen Fahrer sollen sich an dem erfreuen was sie für zeitgemäß halten.Und wir Alten erfreuen uns an dem,was uns erfreut hat.Das währen zum Beispiel eine R80,R65LS oder Honda Seven Fifty.