aus Kradblatt 07/22 von Hartmuth Weyhe

Aus zwei mach eins …

Triumph Street Scrambler vor dem Schloss Saarbrücken
Mit der Triumph Street Scrambler vor dem Schloss Saarbrücken

In meiner Vergangenheit habe ich ganz unterschiedliche Motorradphasen erlebt. Mal war es die Phase „Für jedes Terrain ein Krad“, dann „Für jeden Wochentag ein anderes Moped“ oder aber die Pärchen-Bildung „Altes und neues Modell“. Aber nachdem mich meine Familie immer wieder mit dem Mantra „Du hast doch nur einen Hintern“ belegt hat, bin ich tatsächlich über Jahre mit nur zwei Motorrädern ausgekommen. Das lief dann unter der Rubrik „Schlecht-Wetter-Touren und Schön-Wetter-Touren Krad“. Und irgendwann habe ich doch tatsächlich im Spiegel erkannt, dass ich tatsächlich nur einen Hintern habe und unterwegs stets feststelle, dass ich auf dem falschen Motorrad unterwegs bin. Ob das nun mit der zunehmenden Vergreisung oder aber der Altersweisheit zu tun hat, kann ich nicht beurteilen, aber ich habe gehandelt: Aus zwei mach eins!

Triumph Street Scrambler - Bewährte Gepäcklösung
Bewährte Gepäcklösung

Dazu galt es meine Royal Enfield Himalayan mit meiner BMW R 1200 R LC zu kreuzen. In Zahlen hieß das folgendes: 25+125 = 150 durch 2 = 75 PS. 400+1.200 = 1.600 durch 2 = 800 ccm. 120+220 = 340 durch 2 = 170 km/h. 4.800+17.200 = 22.000 durch 2 = 11.000 €. Und die Kreuzung aus Roadster und Enduro ergibt einen Scrambler. 

Damit war mit der Hilfe von Adam Riese das neue Motorrad rasch gefunden: Mit einer Leistung von 65 PS, einem Hubraum von 900 ccm, einer Höchstgeschwindigkeit von 165 km/h und einem Anschaffungspreis von 11.150 € landete ich bei einer zweifarbigen Triumph Street Scrambler.

Triumph Street Scrambler - Sparsamer und schicker Motor
Sparsamer und schicker Motor

Auch wenn man der Arithmetik ausschließlich Neutralität unterstellt, kam für mich dabei ein Gefühlsvolltreffer heraus. Das Krad passt mir wie der berühmte „Arsch auf Eimer“. Bevor ich dazu noch einige Ausführungen mache, noch kurz die Fakten auf den ersten 16.000 km in einem Jahr:

1.000 km, erste Inspektion (250 €); 10.000 km Wasser im hinteren rechten Blinker, binnen drei Tagen auf Garantie gewechselt; 16.000 km, zweite Inspektion (340 €) und Reifenwechsel (Metzeler Tourance am Ende).

Das ist es gewesen; bei dieser Qualität kommt man so höchst selten zum Händler und freut sich über die ausgesprochen geringen Unterhaltskosten. Und trotz des kleinen 12 Liter Tanks bin ich mit einem Verbrauch von unter 4 Litern/100 km kein Stammgast an den Tankstellen.

Um es gleich deutlich zu machen: der Fahrstil auf dem Scrambler liegt weit dichter am tiefenentspannten Fahrgefühl der Himalayan denn am fetzigen Feeling der Roadster. 

Der 80 Nm kräftige 900 ccm Zweizylinder versprüht bis 3.000 U/min (zgl. maximales Drehmoment) den Charme eines geschmeidig laufenden Deutz-Schleppers, darüber kann man dann für knappe 2.000 U/min noch ein bisschen auf Sport machen. Erstaunlicherweise ändert sich durch die mögliche Drosselung auf 48 PS (die Kinder wollen ja auch mal fahren) an allen weiteren technischen Daten und damit auch am Fahrgefühl so gut wie nichts. Da das Fahrwerk und die Bremsen auch bei zügiger Fahrweise in der Gruppe keinen Anlass zum Mäkeln geben, fühle ich mich auf diesem Krad sehr sicher und gut aufgehoben. 

Triumph Street Scrambler - Alles richtig gemacht
Alles richtig gemacht

Da ich wegen der Pandemie meine alte Zeltausstattung wieder aus der Truhe gekramt hatte, musste die schicke Triumph-Ausstattung (Lederpacktasche, Alu Rack) einem rustikalen Gepäcksystem von Hepco & Becker weichen (Gepäckträger, Solorack, C-Bow Seitenträger, Gepäckträgerverbreiterung). Zusammen mit dem wasserdichten Taschenmix von Hepco & Becker Xtravel, SW-Motech Rackpack Pro Hecktasche, Ortlieb Packsack sowie dem Triumph Tankrucksack bin ich auch für dreiwöchige Europatouren gut gewappnet. Klar verbaut der hochgelegte Auspuff mit kräftigem, Tirol-konformen Sound die rechte Gepäcklösung, aber es verleiht dem Krad (und damit seinem Fahrer) so ein klein wenig Outlaw-Image. 

Der breite Einzelsitz und die angenehme gekröpfte Lenkstange machen auch Tagesetappen von über 700 Kilometer möglich, ohne dass der Reiter tot vom Gaul fällt. 

Und auch in der Garage bei einem Tourabschluss-Bier bleibt die Triumph ein herzerwärmendes Objekt, denn das Fahrzeug ist ausgezeichnet verarbeitet, die Wasserkühlung sehr unauffällig ausgeführt und überall gibt es liebevolle Details (vorrangig mit dem Triumph Logo) zu entdecken. Kurzum, mir gefallen der Stil und das Fahrgefühl ausgezeichnet.