aus Kradblatt 6/21 von Hermann Franck
Navigation in der Praxis …
Nach mehreren Jahren und über 40.000 km mit dem Motorrad-Navi hatte ich immer noch ein distanziertes Verhältnis zu dem Gerät. Zu teuer, unterirdische Grafik, schlechte Rechnerleistung und ab und an nicht nachvollziehbares Verhalten bei der Navigation. Schon lange habe ich neugierig in Internet-Foren über das Thema mitgelesen. Der Knackpunkt war für mich immer die Stromversorgung. Jetzt habe ich eine Lösung gefunden, die besser und preiswerter als ein Motorrad-Navi ist und auch zu meiner Begeisterung funktioniert.
Zum Einsatz kommt ein Outdoor Smartphone „Oukitel WP5 pro. Das Gerät kostet, je nach Bezugsquelle, zwischen 80 € und 120 €.
Das WP5 ist nach IIP68/IP69K geschützt und damit mehr als regensicher. Es hat einen Akku mit einer Kapazität von 8000 mAh. Das Gerät ist allerdings ein richtiger „Klotz“. Zur Not kann man mit dem Gerät auch in den Karpaten einen Bären abwehren.
Als Halter nutzte ich zuerst die Ram X-Grip Klemmenhalterung für große Geräte. Darin wird das Gerät geklemmt und zusätzlich mit einem Gummiband gesichert; ist also „mit Gürtel und Hosenträger“. Eine sehr sichere und stabile Halterung. Jetzt bin ich auf eine abschließbare Metallhalterung von Holder4bikers umgestiegen. Das Teil ist für jeden Handwerker eine Augenweide und der Preis von ca. 80 € ist absolut in Ordnung.
Die Verbindung zum Internet stelle ich über eine Karte von Netzclub (www.netzclub.net) her. Die Karte ist kostenlos und liefert pro Monat 200 MB Daten für lau. Danach wird der Zugang nicht abgeschaltet, sondern nur gedrosselt. Die Karte nutze ich ausschließlich im Oukitel, und habe mir auf dem Gerät auch einen WhatsApp Account eingerichtet. Da ich die Karten Zuhause auf das Handy herunterlade, reicht der Netzzugang mit dieser Karte aus. Auf meiner ersten längeren Tour
(4 Tage/1200 km) habe ich ca. 120 MB an Daten verbraucht und der Akku des Oukitel hatte nach 8 Stunden Fahrtzeit noch über 50%!
Da das Handy sich nicht mit dem Handschuh bedienen lässt, habe ich mir einen kleinen Stylus/Touchpen am Lenker befestigt. Da ich zur Bedienung des Navis eh immer anhalte, ist das für mich eine runde Lösung.
Bei der Software hat man die Qual der Wahl, da es reichlich Software für Android gibt. Ich habe mich für Kurviger entschieden und das bislang nicht bereut. Kurviger läuft auch auf dem heimischen Rechner im Browser. Ich plane mein Touren am Schreibtisch und schicke die fertigen Touren dann per WhatsApp auf das Oukitel. Am Motorrad kann ich dann die Tour direkt aus WhatsApp starten.
Die Streckenführung von Kurviger ist besser als das, was ich mir bislang immer selbst geplant habe. Von Bremen über die Altmark nach Magdeburg waren es abwechslungsreiche und schöne Strecken. Dann weiter an der Saale entlang bis in den Thüringer Wald, hat das Navi mich auf Straßen geführt, die ich alleine nicht gefunden hätte.
Die gute Auflösung des Geräts und die detaillierten Karten ermöglichen es mit dem Gerät auch „nach Karte“ zu fahren um mal eben eine Vollsperrung auf der Route zu umfahren.
Die beschriebene Nutzung des Geräts ist natürlich nur ein Beispiel. Es gibt viele Möglichkeiten die geplanten Touren über Dropbox & Co. auf das Smartphone zu bekommen. Ebenso sind viele Navigationsprogramme auf dem Markt. Gegenüber einer fertig gekauften Lösung ist man in der Wahl der Mittel offen und hat für unter 200 € eine stabile und zuverlässig Lösung für entspannte Touren.
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Kommentare
11 Kommentare zu “Smartphone als Navi am Motorrad”
Da mein Navi-Handy zusätzlich zu meinem Alltagshandy am Start ist, nutze ich einfach die Hotspotfunktion des „normalen“ Handys. D.H. Navi-Handy klinkt sich mit in den normalen Tarif mit ein. Funktioniert einwandfrei, Nur wenn man das Navi-Handy beispielsweise in einer Unterkunft ins Wifi anmeldet, fliegt der Hotspot raus und muss am nächsten Tag wieder aktiviert werdewn.
Braucht man dann nicht trotzdem eine SIM-Karte für das Outdoor Handy ?
Nein, wenn du dein normales Handy als Hotspot einsetzt, brauchst du keine extra Sim-Karte.
Als Hotspot baut es ja ein WLan auf, über das dann das Navi-Handy verbunden wird.
Klappt auch mit Tablett o.ä., wenn man unterwegs ist 🙂
VG, Marcus
ich verwende schon seit einigen Jahren mein Smartphone und die App Copilot als Navi ob für Auto oder Motorrad und auch Fahrrad.
Zum einen habe ich nicht mehre Sachen auf die ich aufpassen muss und zum anderen wird Copilot ständig aktualisiert.
Das schöne daran ist, man kann auswählen ob man mit dem Motorrad, Auto,oder Fahrrad unterwegs sein möchte.
Ebenso kann man sich Routen zusammenstellen die man fahren möchte.
Zwar kostet die App jährlich 14,99 Euro, aber dafür bekommt noch lange kein Navigationsgerät und wenn man sich ein neues Smartphone zulegt können die Apps vom alten aufs neue übertragen werden.
Ich finde, es lohnt sich ein Navigationsgerät speziell für Motorradtouren überhaupt nicht mehr, ein Gerät für viele Zwecke und zwar das Smartphone, reichen allemal.
Hab aktuell ein TomTom Rider 42 ( gebraucht erworben ) und bin nach den ersten Touren damit nicht wirklich zufrieden. Im Kurvenreichen Modus wird man teilweise in Straßen geführt die ich als Anwohnerstraßen bezeichnen würde oder z.B. auch mitten durch die City von Wuppertal. Die Ladezeiten sind gruselig, die Displaygröße ist auch nicht der hit. Am schlimmsten ist aber, trotz orig. USB Kabel kann ich keine Verbindung zum Rechner aufbauen, das Teil lädt nur. So macht das keinen Spaß. Ich habe mir jetzt ein Gigaset GX 290 ( 32 GB Outdoorhandy, helles Dispay, Wasserdicht, induk. Ladefunktion ) gebraucht besorgt ( 90 Euro ) und werde mir den Holder 2.0 mit Ladefunktion bestellen. Planen und Fahren kann ich dann mit Kuviger ( Pro Version ) oder Calimoto ( auch Pro, aber deutlich teurer als Kurviger ), zusätzlich soll es noch eine „Scenic“ App geben die für die Planung taugen soll ( laut YT können da Wegpunkte z.B. Hoteltipps aus dem Tourenfahrer bzw. zusätzliche Pässe ( Passknacker Homepage ) geladen und in den Weg integriert werden. Damit beschäftige ich mich jetzt mal…denn im September soll aus vom Ruhrgebiet / NRW in die Alpenregion gehen.
Hallo,
mir ging es ähnlich mit TomTom, als Alternative habe ich mir ein Doogee S88 bestellt und den von Dir gelobten Halter von Holder4bikers. Deinem Lob kann ich mich voll anschließen. Ist ein handwerklich toll gemachtes Teil. Was meine von 1000PS inspirierte Smartphone Auswahl angeht – ein völliger Fehlgriff. Ich habe es mit verschiedenen NaviApps probier. Der GPS Chip ist so schlecht, das er ständig das Signal verliert oder es zu schwach daherkommt. Ich habe das Ding nach 3 Touren, Südtirol, Eifel und Odenwald glücklicherweise bei voller Erstattung zurück geben können. Ist das Oukitel da besser?
Wenn ich mir die Leistung der Navis und den Preis anschaue und dann immer wieder Probleme mit der Verbindung ist das für mich auch eine Alternative. Danke für Deinen Bericht.
Hallo!
Danke für den Tipp mit der kostenlosen Simkarte. Bisher hatte ich eine von blau.de und die war am Ende teurer als gedacht.
Weil: Google Maps und auch HereWeGo fressen Datenvolumen, auch wenn man alle Karten offline herunter geladen hat. Wie auch immer die das hin bekommen… 30€ weg wie nix! ;-(
Als neues Smartphone habe ich ein WP12 Pro, 64GB Speicher. Mein altes X-Cover3 hat im Sommer gerne mal abgeschaltet, weil 49° in spanischer Sonne ganz fix erreicht waren.
Das hatte auch keinen richtigen Kopfhörer-Ausgang. Das OUKITEL kann das alles. 😉
Btw. Bei Aliexpress bekommt man auch Halter mit 12V USB Steckdose… Sehr praktisch!
Bezüglich Datenkosten – wenn Du in Kurviger im Offline Modus fährst und das Handy in Flugmodus stellst, sollten doch keine Kosten anfallen – oder etwa doch?
Hallo, ich habe immer wieder gelesen, dass die Smartphones nicht lange halten und der Service anschließend schlecht ist. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Sind die Smartphones noch im Einsatz oder schon entsorgt? Vielen Dank für die Unterstützung.
Moin Bremer.
Ich habe nur gute Erfahrungen mit meinem iPhone 11pro. Ich nutze es häufig am Motorrad und hatte bisher keine Schäden.
VG, Marcus