Mit Sonne, Hund und 75 kW um die Welt …
aus Kradblatt 11/25
Ein Deutscher mit bengalischen Wurzeln wagt die erste „self-sufficient“ (engl.: autark) Motorrad-Weltreise – elektrisch, nachhaltig und mit einem Hund auf dem Sozius.

Der Aufbruch – Es ist der Moment, an dem Reinhold „Rhino“ Michaelis seinen Van endgültig abstellt. Der Komfort der letzten Monate bleibt zurück, was jetzt zählt, sind zwei Räder, ein treuer Hund und die Sonne als Energiequelle.
Mit seiner Energica Experia startet er das Abenteuer, von dem er seit seiner Schulzeit träumt: einmal die Welt umrunden – ohne fossile Brennstoffe, ohne externe Stromnetze, dafür mit purer Willenskraft und einer Vision von nachhaltigem Reisen.
An seiner Seite: Solovino, Straßenhund aus Mexiko, heute „The Riding Dog“ und fester Teil dieses Experiments. Gemeinsam wollen sie nicht nur Kilometer machen, sondern Geschichten sammeln – über Kulturen, Menschen, Natur und die Frage, wie Reisen im 21. Jahrhundert aussehen kann.
Die Technik hinter dem Traum: Die Energica Experia ist das Herzstück der Reise. Der italienische E-Tourer bringt 75 kW Leistung auf die Straße, mit einer Reichweite von bis zu 300 km, ermöglicht durch einen 22,5 kWh Akku mit CCS-Schnellladung. Geladen wird aber nicht an Schnellladesäulen, sondern unterwegs: Sechs bifaziale 220-Watt-Solarzellen absorbieren Sonnenlicht von beiden Seiten. Eine Powerstation (1.534 Wh, 17 kg) sorgt dafür, dass auch bei schwankender Sonneneinstrahlung konstant Energie fließt.
Ein von einem brillanten Tüftler entwickelter Batterieschutz schützt das Herz bei Stürzen und vor Stock und Stein. Das Ganze wiegt mehr als jedes klassische Camping-Setup, doch die Freiheit, überall und unabhängig zu laden, ist lt. Rhino unbezahlbar. „Mein Tempo ist nicht Vollgas, nein, die Sonne bestimmt, wie weit wir kommen. Das verändert,
wie man reist – und wie man die Welt sieht.“, so sein Plan.

Abenteuer und Verantwortung: Die Reise ist kein reines Technik-Experiment. Für Rhino ist sie auch eine Suche nach Identität: Die fränkische Heimat seiner Mutter trägt er im Herzen, die Kultur seines Vaters aus Bangladesch will er auf dieser Tour kennenlernen.
Unterwegs will er Naturschutzprojekte besuchen, Interviews führen und Menschen zu Wort kommen lassen, die ihre eigenen Ideen von Nachhaltigkeit leben. Seine Kamera läuft immer mit: Auf YouTube, Insta-
gram und TikTok können aktuell rund 500 Follower seine Schritte verfolgen – es sollen mehr werden, denn je größer die Community, desto lauter die Botschaft: Reisen geht auch anders.
Das Fahrgefühl: Wer denkt, Elektromotorräder seien nur für den Stadtverkehr gemacht, irrt. Die Experia ist relativ leise, kraftvoll und überraschend agil, auch voll beladen mit Solarpanels und Campingausrüstung. Was fehlt, ist der Sound eines Verbrenners, was bleibt, ist ein „miauzen“, das fast mit der Landschaft verschmilzt. „Es ist, als würde man durch die Welt gleiten, statt sie zu durchbrechen.“, sagt Rhino.
Doch die größte sportliche Herausforderung ist nicht die Leistung des Motors, sondern das Motorrad wieder aufzustellen, wenn es einmal umgefallen ist und die Geduld. Sonne bedeutet Reichweite, Wolken bedeuten Warten. Es ist Motorradfahren auf den vielleicht ehrlichsten Grundlagen überhaupt.
Warum das zählt: Während Fernreisen und Flugtourismus weiter wachsen, zeigt dieses Projekt eine Alternative. Rhino reist nicht, um schneller, höher, weiter zu kommen, sondern um bewusster, langsamer, nachhaltiger unterwegs zu sein. Jeder Kilometer wird so zu einer Botschaft: dass Abenteuer und Klimaschutz sich nicht ausschließen. Dass man die Welt entdecken kann, ohne sie zu zerstören.
Folgt dem Abenteuer: Wer Teil dieser Geschichte werden will, findet Rhino und Solovino online auf YouTube: @RhinoontheRoad und bei Instagram & TikTok: @rhino_on_the_road oder zentral über www.linktr.ee/RhinoontheRoad. Die ersten Folgen der Reise mit Van-Life, Stürzen, Improvisationen, Sonnenmomenten und Begegnungen, die kein Drehbuch schreiben könnte sind bereits verfügbar. Auf YouTube findet man zudem auch ältere Videos von Rhinos Reise von Kanada über Mexiko bis Nicaragua. Lasst ihm ein Like da und/oder unterstützt seine Reise über Gofundme.

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