On- & Offroad-Navigation mit DMD2
aus Kradblatt 1/25 von Heinrich Wack, Fotos: H. Wack & Thork Racing
Kaum ein Thema wird so leidenschaftlich diskutiert, wie Navigationstechnik am Motorrad. Die ewig gestrigen kommen sofort mit ihrem Zettel im Tankrucksack, mit dem sie schon um die halbe Welt gefahren sind. Die etwas moderneren Fahrer trennt ein großer Graben zwischen TomTom und Garmin und die Digital Natives, machen alles mit dem Handy. Viel Stoff für lange Streitgespräche.
Wenn man, wie ich zu den Boomern gehört, hatte man die Chance, alle Versionen im Laufe seines bisherigen Lebens auszutesten. Bis heute hebe ich noch den Zettel mit den Routing-Anweisungen von Marburg bis zur Isle of Man von 1978 auf. Ein erstaunlich kurzer Zettel. Und ja, es stimmt, ich bin tatsächlich dort angekommen und heim gefunden habe ich auch. Was aber noch lange nicht heißt, dass es nicht besser geht.
So habe ich schon seit den frühen 1990er Jahren damit begonnen, die damals noch sündhaft teure und sehr rudimentäre GPS-Navigation für das Motorradfahren einzusetzen. Bis das halbwegs zufriedenstellend funktionierte, war das Jahrtausend schon wieder vorüber.
Die 2000er Jahre brachten dann richtig brauchbare Hardware. Etwas problematisch war immer die Software und die forderte volle Aufmerksamkeit, wenn es auf den Touren nicht zum GAU kommen sollte. Denn dann war die Häme der Zettel-Navigatoren immer groß, selbst wenn sie bis dahin, in sicherem Abstand, dem GPS-Piloten schweigend gefolgt waren.
Über die Jahre wurden Hard- und Software immer besser und Garmin entwickelte sich zum Platzhirsch. Wenn man das dazugehörige Programm „BaseCamp“ verstanden hatte und noch sein Navi dazu brachte, das geplante auch zuverlässig zu routen, war die Kombination nur schwer zu schlagen. Dass dieses Unterfangen nicht trivial war und ist, führte dazu, dass ich Workshops zu diesem Thema entwickelte und bis heute zig davon gehalten habe und noch immer anbiete.
Mein Gradmesser für die Tauglichkeit der Technik war dabei seit den später 1990er Jahren, die Serie „Zweirad-Rallye“. Eine Mischung aus Roadbook-Fahren und Navigations-Skills, ist bei dieser noch aus der DDR stammenden Breitensportart gefragt. Bis heute ein wunderbares Spielfeld!
Und dann gewannen die Handys immer mehr an elektronischer Kompetenz. Diese eierlegenden Wollmilchsäue, verdrängten nicht nur den Fotoapparat, sondern auch auf weiten Strecken das Navi. Aber wie das mit diesen Säuen so ist, alles können, heißt nicht gleich alles besser zu können.
Als Schönwetterbewaffnung können die Smartphones gut mithalten. Aber zu heiß sollte es nicht werden, sonst wird es der eingebauten Elektronik gern mal zu warm. Regen ist auch nicht so ihre Sache. Vom vollgelaufenen USB-Anschluss über Fehlbedienungen durch Regentropfen, gehen die Ärgernisse. Aber auch die aufwendigen Kameramodule der sündhaft teuren Spitzenhandys, mögen die Vibrationen und Erschütterungen nicht so sehr. Ein weiterer Punkt ist der intensive Stromverbrauch während der Navigation, wenn Rechenleistung und heller Bildschirm ihren Tribut fordern. Zollt man all dem Rechnung, ist man dann auch mit dem Handy schnell bei ein paar hundert Euro, bis alle Bedingungen auf dem Motorrad stimmen. Mittlerweile gibt es einfache Carplay und Android Auto-Monitore für das Motorrad. Gefühlt waren auf der letzten EICMA 25 verschiedene Anbieter am Start. Aber bei aller Euphorie, die meisten Apps laufen nur mit Einschränkung oder gar nicht, über das immer noch nötige Smartphone im Hintergrund.
Und dann entwickelt sich heimlich still und leise was Neues in Portugal. Aus dem Offroad- und Adventurebereich kommend, war den Leuten von Thork Racing schnell klar, dass für ihre Zwecke kein Weg an der Track-Navigation vorbei geht. Denn nur ein Track beschreibt eine Strecke exakt, so wie geplant wurde. Garmin & Co. setzen meist auf Routen. In Routen kann man leichter ein paar komfortable Dinge unterbringen, die die meisten Nutzer gerne sehen. Sie haben aber den Nachteil, dass nur wenige Punkte der Strecke festgelegt sind. Den Rest errechnet immer das Navi. Mit den cleveren Shapingpoints aus dem Garminlager, kann man trotzdem ein einigermaßen sauberes Routing erzeugen. Aber ein Track ist immer präzise.
So entstand DMD, Drive Mode Dashboard. Was als Launcher begann, hat sich mittlerweile zu DER Navigationslösung für das Adventurelager entwickelt. Eigene Navigationsgeräte und ein bald verfügbarer Online-Planer, sowie ein eigenes soziales Netzwerk, lassen die Community täglich wachsen. DMD2, wie es in der mittlerweile zweiten Generation heißt, kann fast alles. Auch Straßennavigation. Aber auch ein elektronisches Roadbook stellt es dar, ein Armaturenbrett (Dashboard) mit Zugriff auf OBD2-Daten, eine Group-Ride-Anzeige, bei der man seine Gruppenmitglieder auf der Landkarte sieht, Sensoren für den Reifendruck lassen sich anbauen und natürlich ist das benutzte Gerät dann immer noch ein vollwertiges Android-Gerät und kann auch als solches eingesetzt werden. So richtig rund wird die Sache dann mit einer Fernbedienung am Lenker. Mit den so genannten Controllern kann die Hand am Lenker bleiben, was ohne Zweifel ein Sicherheitsplus ist.
Das Konzept der DMD2-Bedienung ist darauf abgestimmt. Und wenn man dann erst einmal mit dem Spitzenmodell mit 8″-Monitor und über 1000 Nits Helligkeit unterwegs war, dann hat sich das Thema mit dem Zettel im Tankrucksack endgültig erledigt.
Meine Firma HWO-Elektronik beschäftigt sich schon sehr lange mit allen Bereichen der GPS-gestützten Motorrad-Navigation. Im Angebot sind Hardware und Schulungen zum Thema, aber auch vieles andere aus dem Bereich Motorrad-Elektronik. Schaut mal auf unserer Website vorbei und meldet euch gerne bei Interesse an speziellen Lösungen.
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