Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 8/22 von Marcus Lacroix

Unerfreuliche Begegnung mit den „Kollegen“ …

Sparen wir uns das Grüßen doch einfach!
Sparen wir uns das Grüßen doch einfach!

Das Thema „Motorradfahren und Grüßen“ wird online bisweilen ja gerne im Sommerloch bemüht, um irgendwie mehr Traffic für Webseiten zu generieren. Clickbait nennt sich das heutzutage. Auf der Straße kennen wir kein Sommerloch – da haben wir Hauptsaison. Und da habe ich mich die Tage so richtig geärgert.

Wie im Bild zu sehen und ab Seite 14 in Ausgabe 8/22 bzw. <hier> zu lesen, hatte ich für ein paar Tage einen CanAm Spyder, um einen Fahrbericht darüber zu schreiben. Das Gerät hat mir viel Freude bereitet und als alter Motorradfahrer grüße ich gewohnheitsgemäß fast alle Behelmten, die mir so entgegen kommen, als Erster. Zumindest dann, wenn es der Verkehr zulässt und ich nicht auf völlig überbevölkerten Motorradstrecken unterwegs bin. Aber auch da grüße ich zumindest zurück. Mag es einem inneren Pflichtgefühl oder einfach meiner guten Erziehung geschuldet sein, egal. 

Was mir in den drei Tagen mit dem CanAm widerfahren ist, spottet aber jeder Beschreibung. Ich bin etlichen „Bikern“ begegnet und NICHT EINER (oder eine) hat zurück gegrüßt! Anfangs dachte ich noch „ok, kann passieren“ und habe dann bewusst drauf geachtet und bewusst gegrüßt.Aber es blieb dabei, ich wurde ignoriert. Nur ein Motorradfahrer grüßte untypischer Weise mit emporgerecktem Daumen. Entweder wollte er mich verarschen oder er hat mich bzw. den Spyder ob meiner Facebook- & Insta-Postings erkannt. Ich nehme einfach mal Zweiteres an, so von wegen Fünkchen Hoffnung und so. Meine Gefühle & Gedanken schwankten zwischen „zieht mal den Stock aus euren Hintern“ bis zu „steckt euch die Grußfinger dorthin, wo die Sonne nicht scheint“.  

Da wird am Bikertreff einen auf „Ach, was sind wir doch alle für eine tolle Gemeinschaft“ gemacht. Motorradklamotten oder Helm unterm Arm genügt und du gehörst vermeintlich dazu. Aber wehe, du fährst das falsche Fahrzeug. Da hackt sich die tolle Gemeinschaft offenbar lieber die Hand ab, als ZURÜCK zu grüßen. 

Zugegeben, nach all den Jahren, die ich jetzt Motorrad fahre sollte ich es besser wissen: Motorradfahrer sind keine Gemeinschaft, die träumen nur davon. Das Schubladendenken und Ausgrenzen aus den eigenen Reihen hat sich nicht geändert. Egal ob Brösel sich über Güllepumpen und Gussradwixer lustig gemacht hat oder BMW- und Harley-Fahrer  die Klischees der Nicht- bzw. nur Ihresgleichen-Grüßer erfüllen. Ehrlich gesagt beneide ich diese Gruppen fast. Die machen sich vermutlich viel weniger Gedanken ums Grüßen. Ach wäre es doch so einfach, die alte Angewohnheit abzulegen. 

Am Abend stieß ich in einer Online-Motorradgruppe dann auch noch auf das Meme „Unter Motorradfahrern gibt es keine Fremden. Nur Freunde, die man noch nicht getroffen hat.“ Wer denkt sich bloß so einen Käse aus? Freundschaft, weil man zufällig das gleiche Fahrzeug fährt? Dann passt bloß auf, dass ihr nicht auf die falsche Kiste steigt. Statt auf einen CanAm z. B. auf ein Trike, ein Quad, einen Roller, ein elektrisches Motorrad … dann gucken euch eure neu gewonnen „Freunde“ nämlich nicht mehr mit dem Popo an. 

Ich glaube ich kaufe mir eine BMW. Oder eine Harley. Oder einen CanAm. Und dann gewöhne ich mir das schlechte Gewissen ab, wenn ich nicht mehr Grüße …