Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 5/21 von Marcus Lacroix

Vorsicht, Betrüger auf allen Seiten …

Editorial Kradblatt 5/21

Saisonstart-Editorial vor zwei Jahren hatten wir schon mal auf die Tücken beim Gebrauchtkauf und -verkauf hingewiesen und das Thema ist natürlich nach wie vor aktuell.

Auch in diesem Jahr haben sich bereits ein paar Leser gemeldet, die über unseren Kleinanzeigenmarkt ihr Fahrzeug anboten und daraufhin „seltsame“ Anfragen bekamen. 

Meistens grätsche ich im Aufbau der Erzählung recht früh mit den Schlagworten „Scheck, Spedition und/oder Käufer im Ausland?“ dazwischen und liege in der Regel richtig. Auf die Frage, ob das seriös sei, antworte ich dann: „Zu 99,9% nein!“.

Da ist dann z.B. der (deutsche) Vater, der gerade für sein Unternehmen im Ausland arbeitet und seinem Sohn zum Geburtstag mit genau diesem Motorrad überraschen möchte. Seine E-Mail enthält aber Fehler, die von einem Übersetzungsprogramm kommen könnten („Bike“ wird zu Fahrrad). Oder der Käufer, der vorab einen Scheck schicken will (alternativ Bargeldtransfer z.B. über Western Union) und der die Maschine dann per Spedition abholen lassen möchte. 

Die Kaufabwicklung per Spedition kann allerdings auch völlig problemlos laufen, alleine das Angebot ist kein Indiz. Ich habe sie selbst als Käufer wie Verkäufer schon ein paar mal genutzt. Hilfreich ist da eine etablierte Spedition mit Treuhandservice. 

Kürzlich las ich von einem „Probefahrt-Diebstahl“, der in dieser Form beim Motorrad aber nicht funktioniert: Da überließ der potentielle Käufer dem Verkäufer während der Probefahrt seinen Fahrzeugschlüssel als Pfand und fuhr los. Kurz danach fuhr auch das Pfand weg – eine zweite Person hatte sich samt Zweitschlüssel hinter den Sitzen versteckt. 

Im Kradblatt 11/20 hatten wir einen Rechtstipp, in dem ein bei der Probefahrt geklautes Fahrzeug weiterverkauft wurde. Auch da sieht man schnell alt aus. Den Artikel findet ihr <hier> im Archiv. 

Von Fahrzeugübergaben an irgendwelchen unbekannten oder unbeobachteten, womöglich dunklen Plätzen rede ich mal gar nicht erst. 

Einen hundertprozentigen Schutz gibt es leider nicht, da ist auch immer etwas Bauchgefühl gefragt.

Ich habe Anfang März eines meiner Motorräder verkauft, dass ich schon seit Herbst inserierte. Erst für knappe 15 k €, dann für 14,5 Winterpreis. Die üblichen „ich gebe dir sofort 12,5 k €“ Angebote habe ich alle ausgeschlagen und hätte die Maschine dann eher behalten. Zum Frühjahr hob ich den Preis wieder auf die knappen 15 Riesen an und innerhalb einer Woche meldeten sich drei ernsthafte Interessenten. Ernsthaft deshalb, da ich für eine Probefahrt den vollen Kaufpreis als Kaution forderte und einen Probefahrtvertrag verlangte, der die Maschine bei einem Umfallen als gekauft vorsah. Keiner der Interessenten hatte mit der zugegebenermaßen etwas frechen Forderung ein Problem, gleich der erste kaufte sie. Sortiert Probefahrttouristen ggf. einfach auf diese Art aus.

Völlig problemlos läuft i.d.R. die Inzahlunggabe bzw. der Ankauf beim Händler. Das größte Risiko liegt hier in der Situation, dass der Händler Insolvenz anmeldet während das alte Fahrzeug zum Weiterverkauf schon abgegeben wurde (Anzahlung), das Neue aber noch nicht geliefert wurde. Das kann leider zu einer echten Nullnummer werden.

Dringend empfehlen kann ich euch die Website „Initiative Sicherer Autokauf im Internet“, die viele Tipps und Maschen für Käufer und Verkäufer auflistet: www.sicherer-autokauf.de. Seid wachsam, was zu schön klingt um wahr zu sein, ist meistens auch nicht wahr!