Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 1/20 von Hans Peter Schneider

Die Vorfreude steigt …

Hans Peter Schneider

Zugegebenermaßen starte ich gar nicht in die Saison, denn für mich ist immer Zweirad-Saison. Für mich sind Zweiräder, ganz gleich wie viel Kubik oder PS sie haben, ob mit 2-Takt- oder 4Takt-Motor oder per Muskelkraft angetrieben, immer die erste Wahl, wenn es um die Frage geht, wie komme ich von A nach B.

Meine Leidenschaft für die Fortbewegung auf zwei Rädern begann früh. Ich bin auf dem Land aufgewachsen und damals – wie auch noch heute – war der eigene fahrbare Untersatz notwendig, um mal aus dem Dorf rauszukommen. Also legte ich mir bereits mit 14 für wenige Mark mein erstes Moped zu, mit 16 kaufte ich mir eine 1951er NSU Fox – beides alte Modelle, die ich in unserer Garage und unter Anleitung meines Onkels reparierte und wieder zum Laufen brachte.

Die Begeisterung ließ nicht nach und so entwickelte sich daraus schnell die Leidenschaft zum Sammeln. Momentan bewege ich eine englische BSA A 10, eine Gillet Herstal, ein MZ-Gespann und noch drei weitere Klassiker. Mit den Jahren haben sich noch Rennräder aus den 50er- bis 80er-Jahren dazu gesellt. Nun steht die Garage voll und meine Frau hat längst ein Veto eingelegt.

Platzprobleme – welcher Sammler kennt sie nicht? Und dennoch ist man immer auf der Jagd nach dem neuen Traumgefährt. Aber zum Sammeln gehört neben dem Kaufen auch immer das Verkaufen – nicht nur um des Hausfriedens willen. So schaue ich mich mittlerweile nach – ich sage mal – altersgerechten Maschinen um, die unter 100 Kilogramm wiegen, wendig sind und die ich auch in der Stadt problemlos hinstellen kann. Gerade im Blick habe ich eine englische Cotton mit 125er-Villiers-Motor von 1939. Eine extrem seltene Maschine vom außergewöhnlichen Motorradbauer aus Gloucester.

Ich hatte immer Freude an der Mobilität. Ob im Alltag oder im Urlaub: Meine Umwelt nehme ich auf einem Zweirad anders wahr als ich das im Auto jemals tun könnte – und das zu jeder Jahreszeit. Ehrlicherweise passe ich mich den Jahreszeiten schon an. Die Ausfahrten mit Gleichgesinnten, die nehme ich mir für die warmen Monate vor – dem ersten Treffen im Frühjahr blicke ich bereits sehnsüchtig entgegen. Dann geht’s auch mit dem Motorrad wieder zu Besuch bei Freunden im Bremer Umland. Denn ein Ziel brauche ich eigentlich immer – nur nicht beim Rennradfahren. Damit bin ich einfach unterwegs und erkunde die Umgebung. Immer der Nase nach.

Pläne gibt es auch schon. So habe ich mir für 2020 vorgenommen, meine belgische Gillet zu restaurieren. Und ich möchte 2020 damit die Rallye des Ardennes in Dinant fahren, gemeinsam mit meinen belgischen und luxemburgischen Freunden, die wie ich ein großes Interesse an der Marke Gillet Herstall haben – für uns ganz klar ein Hidden Champion. Und ganz besonders freue ich mich auf die Zweiradbörse der Bremen Classic Motorshow vom 31. Januar bis 2. Februar (Anmerk. d. Red.: Freikartenverlosung siehe Kradblatt 1/20 Seite 50).

Auf was ich aber nicht verzichte, ganz gleich was das Thermometer anzeigt oder der Blick in den Himmel verrät, das sind meine „Zweckfahrten“ – etwa wenn ich mit dem Gespann Leergut zum Getränkemarkt bringe oder mein klassisches Rennrad nehme, um damit zum Findorffmarkt zum Einkaufen zu fahren. Gerade im Winter bin ich gerne in meiner alten Heimat querfeldein mit einer meiner Trial- Maschinen unterwegs. Dafür brauche ich keinen Sonnenschein. Ganz allein im riesigen Wald den Berg hoch, auf gefrorenem Boden, gern auch über Schnee und Eis, wenn der Atem wie Nebel vor dem Mund steht, oder – auch immer eine große Freude für mich – über Matsch und Pfützen hinweg – das genieße ich wirklich sehr.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen fulminanten Start in die Saison!