Der Gedanke, mit der eigenen Maschine eine echte Rennstrecke zu befahren, elektrisiert viele Motorradfahrer. Kein Gegenverkehr, keine Tempolimits, keine unangekündigten Gefahren, dafür aber Kurven, Grip und das Gefühl, sich fahrerisch weiterzuentwickeln. Ein sogenannter Trackday ist für viele der erste Schritt in den organisierten Rennsport oder zumindest in sportliches Fahren unter kontrollierten Bedingungen.

Was ist ein Trackday eigentlich?
Ein Trackday ist eine organisierte Veranstaltung, bei der Motorradfahrer ihre Maschinen auf einer abgesperrten Rennstrecke bewegen können. Ziel ist nicht das Rennen gegen andere, sondern das Üben von Linienwahl, Bremsverhalten, Beschleunigung und Körperhaltung. Es geht um Fahrtechnik, nicht um die schnellste Rundenzeit – auch wenn Letztere natürlich für viele eine Rolle spielt. Trackdays sind also keine Rennen und es gibt in der Regel auch keine Zeitnahme, keine Wertung und keine Platzierungen.Stattdessen steht das freie Fahren im Vordergrund. Die Teilnehmer werden meist nach Erfahrung und Fahrzeugtyp in Gruppen eingeteilt, um ein möglichst sicheres und faires Fahrerlebnis zu gewährleisten. Typisch für Trackdays sind mehrere Fahrabschnitte, Turns genannt, zwischen denen Pausen zum Erholen und für technische Checks eingelegt werden. Viele Veranstalter bieten zusätzlich Coaching oder geführte Runden an, besonders für Einsteiger. Regelmäßig werden Trackdays zum Beispiel in der Motorsport Arena Oschersleben, dem Padborg Park in Dänemark, nicht weit von Flensburg entfernt oder auf dem Heidbergring bei Hamburg angeboten. Oftmals werden entsprechende Angebote auch unter dem Schlagwort „Rennstreckentraining“ beworben.
Für wen eignet sich ein Trackday?
In der Regel sind Einsteiger herzlich willkommen, solange sie die grundlegenden Fahrfertigkeiten auf der Landstraße sicher beherrschen. Wer bereits ein Sicherheitstraining absolviert hat oder regelmäßig Touren fährt, bringt gute Voraussetzungen mit. Falls es besondere Anforderungen für die Teilnahme gibt, werden diese im Vorfeld genannt, ein genauer Blick in Veranstaltungsbeschreibungen lohnt sich also. Wichtig ist, im Hinterkopf zu behalten, dass es per se erstmal nicht darum geht, wie schnell man ist, sondern wie hoch die Lernbereitschaft ist, die man mitbringt. Viele Veranstalter unterteilen die Gruppen in Leistungsniveaus, etwa in Anfänger, Fortgeschrittene und Sportfahrer, um Über- oder Unterforderung zu vermeiden. So kann jeder bestmöglich von der Teilnahme profitieren.
Vor dem ersten Trackday
Vor der Teilnahme an einem Trackday sollte das Motorrad noch einmal gründlich durchgecheckt werden. Dazu gehören insbesondere das Überprüfen der Bremsen, Reifen und Flüssigkeiten, also Öl und Kühlmittel, sowie das Kontrollieren auf mögliche Undichtigkeiten in Motor und Fahrwerk. Nur wenn mit dem Bike alles in Ordnung ist, kann ein Rennstreckentraining absolviert werden. Dafür wird außerdem die richtige Schutzkleidung verlangt. Diese beinhaltet neben einem Integralhelm und einer Lederkombi einen ordentlichen Rückenprotektor, Funktionswäsche, Handschuhe und Stiefel, die über die Knöchel reichen. Wer ohne Transporter anreist, muss sich auf leichtes Gepäck beschränken. Unbedingt mitgenommen werden müssen wichtige Papiere wie Führerschein, Fahrzeugschein, Personalausweis und Anmeldung, außerdem Ohrstöpsel, Tape zum Abkleben und ein kleines Werkzeugset. Auch Sonnenschutz ist zu empfehlen. Da nicht die ganze Zeit auf der Rennstrecke verbracht wird, sollte zudem überlegt werden, was für die übrige Zeit benötigt wird. Im Fahrerlager herrscht oft so etwas wie Ferienlagerstimmung, denn hier kommen Gleichgesinnte zusammen. Manche Fahrer ziehen sich zwischendurch gern etwas Luftigeres an, machen es sich auf einem Campingstuhl bequem oder haben eigene Getränke und Snacks dabei. Wenn alles eingepackt ist, wird noch einmal vollgetankt und auch der Reservekanister befüllt. Es ist ratsam, einen großzügigen Zeitpuffer einzuplanen, um nicht nur pünktlich, sondern überpünktlich anzukommen. Dann kann man sich nämlich schon mal umschauen und den besten Platz im Fahrerlager sichern.
Was passiert am Veranstaltungstag?
Bei Motorrad-Trackdays ist es üblich, dass zunächst alle Glas- und splittergefährdeten Teile wie Scheinwerfer, Rücklicht, Blinker und Spiegel abgeklebt oder demontiert werden. Der Hauptgrund dafür ist die Vermeidung von gefährlichen Glassplittern oder Kunststoffteilen auf der Rennstrecke, falls es zu einem Sturz kommt. Das Abkleben der Lichter ist eine gängige Vorschrift bei den meisten Trackday-Veranstaltern und wird bei der technischen Abnahme kontrolliert. Eine Fahrerbesprechung zum Beginn des Events ist Pflicht für alle Teilnehmer. Hier werden die Regeln erklärt: Fahrtrichtung, Überholregeln, Verhalten bei Stürzen, technische Besonderheiten der Strecke und dergleichen mehr. Generell sollte man sich mit der Streckenführung vertraut machen, bevor es richtig losgeht. Bei größeren Trackday-Events wird manchmal ein aufblasbarer Torbogen zur Markierung von Start und Ziel verwendet. Diese sind nicht nur ein toller Fotospot und eine Möglichkeit, Sponsorenlogos zu zeigen, sondern helfen gut sichtbar auch bei der Orientierung. Gerade bei den ersten Malen auf der Rennstrecke fällt es manchen nicht leicht, die Orientierung beizubehalten und abzuschätzen, wie weit es noch ins Ziel ist. Deutliche Markierungen sind deshalb sehr hilfreich. Ebenfalls nützlich ist ein prominent platzierter Zeitplan. So weiß jeder, wann er wo zu sein hat und die Zeit auf der Rennstrecke kann voll ausgenutzt werden. Meist reicht es, wenige Minuten vor dem Turn am Vorstart zu sein. Bevor es jedoch auf das Motorrad geht, sollte der Körper aufgewärmt werden. Dazu eignen sich Dehnübungen. Nun kann es aber wirklich losgehen.
Der erste Turn
Hier gilt: Slow is smooth and smooth is fast. In den ersten Runden kann man sich erst einmal Zeit nehmen, Reifen und Bremsen auf Temperatur zu bringen, ein Fahrgefühl zu entwickeln und die Körperhaltung zu kontrollieren. Außerdem sollte die Streckenbesichtigung sorgfältig durchgeführt werden. Auf dem Motorrad können nun Vorannahmen bezüglich der Weiträumigkeit der Auslaufzonen sowie Einlenk- und Scheitelpunkte überprüft und bei Bedarf angepasst werden. Eine genaue Kenntnis der Strecke ist Gold wert, wenn es in späteren Turns auf Geschwindigkeit ankommen soll. Der Blick sollte beim Fahren weit voraus gehalten werden und nicht etwa direkt vor das Vorderrad. Die richtige Linie ist wichtiger als die Geschwindigkeit. Instruktoren helfen dabei, die richtigen Voraussetzungen für sicheres Fahren und schnelle Rundenzeiten zu schaffen. Ihr geschultes Auge erkennt meist schnell, woran gearbeitet werden kann, um sich deutlich zu verbessern.
Von Turn zu Turn können nun die eigenen Fähigkeiten gestärkt werden. Manche packt das Rennfieber, andere freuen sich darüber, mehr Sicherheit in das eigene Können und die eigene Maschine zu gewinnen. So oder so: Das erste Mal auf der Rennstrecke ist eine wertvolle Erfahrung.
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