Mein erster Motorradurlaub

aus Kradblatt 4/25 von JuliXBraap

Vier Freunde, vier Motorräder und eine atemberaubende Landschaft. Ist das nicht die perfekte Voraussetzung eines jeden Abenteuers? So startete zumindest unseres und für mich war es der erste Urlaub mit dem Motorrad.

Wer schon mal in den Alpen war, kann das tolle Gefühl sicher nachempfinden …
Wer schon mal in den Alpen war, kann das tolle Gefühl sicher nachempfinden …

Seit 2015 bin ich nun schon auf dem Zweirad unterwegs. Erst mit meiner KTM Duke 125 und seit 2017 mit meiner KTM Duke 690. Ein Besuch in die Berge war also schon längst überfällig! So begleiteten mich letztes Jahr im Sommer meine Freunde Tim mit seiner KTM SMC 690 Enduro R, Andi K. mit seiner KTM 1290 SuperDuke R und Andi D. mit seiner Aprilia Dorsoduro 1200 bei diesem Wochenendausflug. 

Unsere Vorfreude war schon Monate davor riesengroß und wir waren mehr als nur READY TO RACE.

Fantastische Ausblicke
Fantastische Ausblicke

Am ersten Tag wollten wir ganz klassisch natürlich viele Pässe befahren und die Landschaft genießen. Da wir um 2 Uhr Nachts mit vollgepacktem Auto und Anhänger von Nürnberg losfuhren und am frühen Morgen im Örtchen „Wenns“ in Österreich eintrafen, hatten wir jede Menge Zeit für den ersten Tag und befanden uns damit auch direkt an einem perfekten, zentral gelegenen Ausgangspunkt.

Über die Ötztalstraße fuhren wir zur Timmelsjoch-Hochalpenstraße. Ja ich weiß, für viele wahrscheinlich ziemlich Standard, aber man muss es eben einfach mal mit eigenen Augen gesehen haben. Schon hier waren wir von der Aussicht einfach nur begeistert und es sollte noch so viel schöner werden! Zahlreiche Kehren, aber auch ein hohes und teilweise riskantes Verkehrsaufkommen begleitete uns die komplette Alpenstraße hinab.

Bella Italia! In der Mittagssonne erreichten wir dann den Fuß des Passes und genossen die wunderbare Aussicht in Italien. In ihrem Heimatland angekommen, fühlte sich dann auch die Aprilia endlich wohl!

Wir fuhren durch viele schöne, jedoch auch vom Tourismus überfüllte, kleine Orte und erreichten die wunderschöne Stadt Meran. Irgendwie hatte jede noch so kleine Stadt ihren eigenen gewissen Charme.Nach einem weiteren kurzen Stopp am bekannten und minimal mit Besuchern überfüllten Reschensee beschlossen wir jedoch, wieder in Richtung Unterkunft zu fahren. Denn so beeindruckend auch alles aussah und wir gerne noch mehr in Italien bestaunt hätten, holte uns am frühen Nachmittag die Müdigkeit der vergangenen Nacht ein. Minuten kamen uns vor wie Stunden. Wir sahen uns gegenseitig mit leeren Blicken an und wurden langsam, auf gut deutsch gesagt, so richtig „hundemüde“. Bevor unsere Konzentration also nachließ, waren wir uns einig, über die Reschenstraße wieder zurückzufahren. Das legendäre Stilfserjoch haben wir daher leider nicht befahren können, ist aber dafür ein Grund mehr wieder hierher zu kommen! Es soll schließlich nicht das letzte Mal gewesen sein.

Gas ist rechts ;-)
Gas ist rechts 😉

Am Tag danach erkundeten wir die nähere Umgebung. Das mit Abstand schönste Erlebnis der Reise stand uns nämlich noch bevor: In den frühen Abendstunden befuhren wir abschließend noch die Kaunertaler Gletscherstraße. Zu dieser Tageszeit war kein Touristenverkehr mehr. Keine Busse, keine Autos und keine weiteren Menschen. Die Straße zu dem gewaltigen Gletscher gehörte einzig und alleine uns und unseren Motorrädern. Nur vereinzelt sprangen Steinböcke auf den Steinhängen umher, die freilaufenden Weidekühe guckten uns an und gelegentlich begrüßten uns Murmeltiere am Straßenrand.

Die Zeit schien in diesem Moment wie eingefroren. Alles war ruhig. Es gab nur noch uns und die Straße. Mensch und Maschine. 26 Kilometer lang reihte sich Kurve an Kurve. Es war, als wäre Natur und Technik vereint. Die Temperatur wurde langsam angenehm kühler und die Motoren rangen spürbar nach Luft. 

Auf der 2.750 Meter hohen liegenden Spitze angekommen, trauten wir unseren eigenen Augen nicht. Ein atemberaubender Ausblick auf den Pass und den türkis-schimmernden Weißsee war die Belohnung. Als wäre das nicht schon genug, gab es als Krönung noch einen goldenen Sonnenuntergang mit einem spektakulären Himmelsspiel. Die Kulisse und die Emotionen waren unbeschreiblich! Wir fühlten die pure Freiheit und Sorglosigkeit. In diesem Augenblick waren wir die Könige der Welt!

Besucht Juli auf Instagram
Besucht Juli auf Instagram

Die Sonne verschwand langsam hinter den riesigen Bergspitzen und da die Kaunertaler Gletscherstraße eine Sackgasse ist, bereitete uns auch die Abfahrt noch eine Menge Spaß. Schließlich lag ja auf dem Gipfel noch Schnee. Und mal ganz ehrlich: Im Juli Schnee zu haben ist schon verdammt „cool“ oder nicht? Wir haben die Chance also direkt für eine lustige Schneeballschlacht genutzt … mitten im Sommer! In voller Montur – Sicherheit geht immerhin vor – bewarfen wir uns also wie Kinder mit Schneebällen und hatten mächtig Spaß. Nach der nötigen aber amüsanten Abkühlung waren wir (zurecht) völlig aus der Puste. Nutzten aber noch die Gelegenheit für ein paar Fotos mit unseren Motorrädern vor dem Schnee. 

Danach ging es weiter ins Tal hinab und wir beendeten den gelungenen Tag und damit auch den Kurzurlaub, in der Unterkunft mit einem entspannten Grillabend.

Um es mit den Worten unseres Freundes Tim zusammenzufassen: „Unsere Hintern haben gebrannt, die Motoren haben nach Luft gerungen, wir haben Gummi auf der Straße gelassen und die ein oder andere Regel gebrochen. Aber wir hatten verdammt nochmal Spaß und es war das geilste was wir bisher je auf unseren Maschinen erlebt haben“. Besser kann ich es nicht beschreiben, daher möchte ich meinen Freunden mit diesem Text einfach nochmal DANKE sagen und ich kann es kaum erwarten, noch mehr Routen mit euch zu erkunden.


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