aus bma 11/11 – Aus der Haft entlassen…

von Andreas Recknagel

In der bma-Augustausgabe veröffentlichten wir etwas polemisch eine „Reisewarnung für Italien” (siehe <hier>). Auslöser war eine Erfahrung, die uns bma-Leser Andreas Recknagel per e-mail ge­schickt hatte. Drei Monate kassierten die italienischen Behörden seine Ma­schine und die eines Kumpels ein, weil die Kennzeichen im falschen Winkel standen. Hier nun die Auflösung der Ge­schichte:

Adios MotosNach einer schönen Woche Trentino-Motorradurlaub wurden am 1. Juli, am letzten Reisetag während der Rücktour zur Verladung auf den Trailer, circa drei Kilometer vorm Hotel unsere Bikes wegen falschem Kennzeichenwinkel für drei Monate beschlagnahmt.

Nach erster Ratlosigkeit wieder zu Hause angekommen, war natürlich die erste Priorität die Wiedererlangung der Motorräder. Als erstes suchten wir im Internet nach Leidensgenossen oder Erfahrungen. Die ersten Horrormeldungen von beschlagnahmten und enteigneten Motorrädern verhießen zunächst nichts Gutes.

Der zufällige Kontakt zur Rechtsabteilung eines italienischen Sportwagenherstellers in Maranello und deren Auskunft brachte uns dann doch wieder etwas Beruhigung. Demnach sollte die Aushändigung eher problemlos sein. Von der Beauftragung eines italienschen Anwalts wurde abgeraten, da die Rechtslage doch eindeutig war und die Gebührenordnung für Anwälte in Italien anders gestaffelt ist als in Deutschland. Da sind locker 1000 Euro weg.

Zwischenzeitlich hatten wir auch noch die von der Policia ausgehändigten Dokumente übersetzen lassen und mit der italienischen „Rennleitung” per Mail in deu­t­­scher Sprache Kontakt aufgenommen.

Nach allen gesammelten Informationen und Auskünften sollte sich dann wohl die Herausgabe der Bikes, entgegen unserer Befürchtungen, als unspektakulär gestalten. Also ging es jetzt weiter darum zu klären, ob wir selbst noch mal den Trailer hinters Auto kuppeln und uns auf den weiten Weg nach Italien machen oder den Rücktransport in die Hände eines Profis geben. Alles eine Frage der Zeit und eine Kostenrechnung.

Letztendlich entschieden wir uns dafür, eine Firma aus Marbach (Neckar) zu beauftragen, unsere guten Stücke aus den Fängen der Policia zu befreien. Der erste Freigabetermin war der 3. Oktober und gegen 11:30 Uhr an diesem Tag erreichte mich dann ein Anruf aus Italien, dass die Motorräder wohlbehalten und verladen für den Rücktransport nach Deutschland bereit sind. Am 4. Oktober konnten wir dann die Bikes in Empfang nehmen, noch mit dem Schmutz von einer Woche schöner Touren und einer leichten Staubschicht von drei Monaten Stillstand in einer italienischen Tiefgarage. Nach Aussage unseres Transporteurs hatten sich in der Tiefgarage noch einige Motorräder zu unseren gesellt. Sofort wurde die circa 5-6 cm Fehlstellung des Kenzeichens korrigiert.

Fazit: Die Unbeschwertheit mit der wir die letzten Jahre eine wunderschöne und sonst unbedingt empfehlenswerte Motor­­radregion bereist haben, ist sicher nicht mehr gegeben. Das ständige Ge­fühl, dass vielleicht wegen einer Unachtsamkeit das Motorrad wieder „inhaftiert” wird, lässt uns Italien erst einmal meiden. Die Kosten für die ganze Aktion, mit Strafe, Abschleppen, Verwahrung und Rücktransport, beliefen sich schließlich auf rund 750 Euro pro Motorrad. Kein billiges Vergnügen sondern eher eine teure Lebenserfahrung. Wir werden jetzt die Winterpause nutzen, uns mit den weiteren Motrradparadiesen zu beschäftigen und dann schauen wir mal, wohin es uns das nächste Mal bringt.