aus bma 08/04

von Jens Seehase

Yamaha SR 500Nachdem ich nun schon verschiedene MotorrĂ€der besessen hatte, suchte ich mal wieder ein neues Bike. Ein Bekannter kam mehrmals aus dem Ruhrgebiet fĂŒr vier Wochen an die Ostsee (mit einer SR 500). Die war so schön, sie ging mir nie aus dem Kopf. Also sollte es so eine sein: ein Zylinder, zwei Ventile, simple Technik, klassisches Design, aufrechte und entspannte Sitzposition.
Nach kurzem Suchen erstand ich eine ‘78er mit sagenhaften 82000 km auf der Uhr fĂŒr kleines Geld. Der Motor lief noch sehr gut, an der Optik musste ich zuerst noch arbeiten. Sie wurde neu lackiert und in der Badewanne polierte ich die Alufelgen mit 6000er Schleifpapier. Nun sah die SR so aus, wie ich sie mir vorstellte.
Eine Urlaubsfahrt nach Schweden ĂŒberstand das GerĂ€t völlig klaglos…bis auf die gebrochenen StoßdĂ€mpfer, sie war wohl etwas ĂŒberladen (allein die zwei Paletten Aldi-Pils wogen ja einiges).
Kaum wieder zu Haus, die SR hatte inzwischen neue Konis erhalten, unternahm ich eine Wochenendtour an die Ostsee. Auf dem RĂŒckweg fing die Maschine tierisch an zu klappern. Da jedoch eine SR immer bis nach Hause kommt (es sei denn, das Benzin ist alle), wurde sie nach der Fahrt erstmal zerlegt. Der Ventiltrieb sah recht gruselig aus. Neuer Ventiltrieb, andere Nockenwelle, neuer Kolben, Zylinder geschliffen und sie lief wieder super.
Leider musste ich meine SR 500 dann nach zwei Jahren wegen einer Krankheit, welche mir das Motorradfahren unmöglich machte, verkaufen. Es folgten dann Jahre ohne Bike. Irgendwann juckte mir dermaßen der Hintern, dass ich eine XT 250 erwarb. Es stellte sich aber heraus, dass die Kleine auf Dauer doch zu lahm war. Also weg damit und was schnelleres her: eine Suzuki GSX 600F. Ergebnis: viel zu schnell, viel zuviel Plastik, nichts wackelt in den Kurven. Alles völlig weichgespĂŒlt und ohne Macken…wie langweilig.
Nach dieser Yogurtbecherperiode bin ich dann bei einer LS 650 gelandet…auch wieder zu soft…es musste wieder eine SR 500 her. Gesucht, gefunden: eine ‘96er mit nur 2400 km. Wie neu, aber leider nur 24 PS. Anderer Vergaserflansch, Vergaser umbedĂŒst und schon waren 34 PS drin. Damit war das alte, geliebte SR-GefĂŒhl wieder da. Ein netter Herr beim TÜV bescheinigte mir die gesteigerte Leistung im Fahrzeugschein.
Ich hatte wieder „Happy days”. Wie Scheele, ein Freund von mir sagte: „Man geht, wenn man eine SR besitzt, auch nur mal zum Gucken in die Garage.” Sie ist klassisch schön und mehr Mopped braucht der Mensch eigentlich gar nicht. Aber leider wird man nicht jĂŒnger und ich brauchte Geld fĂŒr ein neues Esszimmer, Ă€h Gebiss. Also schweren Herzens die SR in „gute HĂ€nde” geben. So eine SR hat schließlich auch eine Seele und braucht ein warmes Zuhause.
Nach diesem ĂŒberwundenen finanziellen Engpass muss nun wieder ein Motorrad her. Wenn ich mich so auf dem Motorradmarkt umschaue, gefĂ€llt mir so rein garnichts…bis auf eine SR 500. Am liebsten eine ‘78er in schwarz-rot, mit dem großen Scheinwerfer und 19” Vorderrad. Meine neuen ZĂ€hne mĂŒssten das GerĂŒttel eigentlich aushalten und mein rechtes Bein kann immer noch ganz gut kicken.

 

 

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