Entwurf SR500Von der Idee, über die erste Skizze bis hin zum fertigen Bike alles selbst zu machen, davon träumen Viele. Ralf hat es bei seiner Yamaha SR 500 getan …

aus Kradblatt 4/15
von Ralf Schwinge

Yamaha SR 500 Café Racer Eigenbau

SkizzeIch glaube, fast jeder echte Motorradfahrer träumt irgendwann einmal von einem Motorrad, ganz nach seinen Vorstellungen … frei von dem was angesagt ist oder andere sehen wollen …
Bei mir begann die Leidenschaft für Motorräder in der Kindheit, da Motorräder in unserer Familie schon immer dazugehörten und ich damit aufgewachsen bin. Früh kaufte ich mir mein erstes Moped, welches ich auch bald anfing nach meinen Vorstellungen zu gestalten. Darauf folgten einige weitere Maschinen und beinahe alle wurden sie umgebaut oder neu lackiert. Die Erfahrungen daraus ließen in mir auch den Traum wecken, ein Motorrad komplett neu aufzubauen und zu gestalten.

Entwurf SR500Ich male und zeichne und habe schon immer gerne Fahrzeuge designt und so hatte ich einige Skizzen in der Schublade liegen. Ich entschied mich schließlich für den Umbau auf Basis einer Yamaha SR 500.
Zunächst kaufte ich mir dazu eine SR für 1700 Euro mit ca. 30.000 km Laufleistung und neuem TÜV. Das Motorrad lief einwandfrei und alle wichtigen Teile waren in einem guten Zustand. Nur äußerlich musste einiges getan werden … genau das richtige Teil also für einen Umbau.
Es waren kalte Wintertage, trotzdem begann ich, zusammen mit meinem Vater, das Motorrad erst einmal komplett auseinander zu nehmen. Zum Glück besitzen wir zwei Garagen, sodass meine anderen Motorräder vorübergehend umgeparkt werden konnten …

EntwurfIch wusste genau welche Neuteile verbaut werden sollten und so wurde bereits ein Großteil davon bestellt, wie z. B. die Sitzbank von Kickstarter Classics, Scheinwerfer und Tacho von Louis.
Der Vergaser wurde gereinigt und poliert, der Fender wurde gekürzt und angepasst. Anfang Februar brachten wir dann den Rahmen zum Sandstrahlen um ihn danach pulverbeschichten zu lassen.
Allerdings gab es dabei immer wieder technische Probleme, da man sich nicht sicher war, was die evtl. wenigen Tropfen Restöl im Rahmen mit der Beschichtung machen würden und so wurde immer wieder abgebrochen. Irgendwann entschied ich mich wohl oder übel dazu, den Rahmen selber zu grundieren und zu lackieren.
Viele Teile, wie z. B. die Gabel und Federbeine und Radnaben usw., die stark angelaufen und oxidiert waren, wurden aufwendig abgeschliffen, poliert und neu geklarlackt.

Yamaha SR500 CaferacerDer Motor sollte auffallen und darum einen blauen Anstrich erhalten. Hierfür benutze ich Supertherm von Dupli-Color, da ich gute Erfahrung mit dieser Farbe gemacht habe. Es wurde die vorhandene unebene Lackschicht mit Lösungsmittel entfernt, es wurde geschliffen, entfettet und lackiert. Zwar ist die Hitzeschutzfarbe sehr robust und kratzfest, trotzdem habe ich zusätzlich Klarlack verwendet. Und obwohl wir den unhandlichen Motor nicht ohne Zusammenstoß in den Rahmen bekamen, hielt die Farbe. Nur an einer Stelle bekam der weiße Rahmen einen blauen Fleck (im wahrsten Sinne des Wortes). Der Tank wurde zum Lackierer gebracht und bekam dort das Aussehen, wie es vorher auf meinen Skizzen zu sehen war.

Motor lackiertDie SR stand nun wieder auf eigenen „Beinen“. Es war jetzt Anfang März und langsam aber sicher nahm das Projekt Gestalt an … Jetzt kam einer der für uns schwierigsten Teile: die Elektronik.
Wir wollten das Rahmendreieck frei lassen und so verlegten wir diese unter die Sitzbank. Zum Glück befand sich der Kabelbaum aber in einem guten Zustand und so wurde er nur neu verlegt und angepasst. Nach einigen verzweifelnden Versuchen die richtigen Verbindungen von Tacho, Beleuchtung, Blinker, Bremsschalter, Zündung usw. zu finden, funktionierte aber alles einwandfrei. Das Motorrad war so gut wie fertig …
Nach genau 100 Arbeitsstunden in denen wir geschweißt, gedremelt, geschliffen, lackiert und geputzt hatten war es Zeit für einen ersten Startversuch.

Rahmen lackierenZu unserem Erstaunen startete die SR bereits nach dem zweiten Ankicken und lief erstaunlich ruhig, auch ohne Luftfilter und mit offenen Ansaugstutzen. Die erste Testfahrt zeigte aber, dass der Vergaser neu eingestellt werden muss.
Da alle Teile zugelassen und die Umbauten ordnungsgemäß sind werden wir hoffentlich keine Probleme mit dem TÜV bekommen (Luftfilter und vorderer Kotflügel werden dafür umgebaut).
Schließlich erledigte ich noch wenige kleinere Arbeiten, z. B. entschied ich mich die Griffe mit braunem Lenkerband zu umwickeln, um einen Kontrast zur Sitzbank herzustellen. Der Krümmer wurde mit Hitzschutzband verpackt und neue Fußrasten von Louis verbaut.
Natürlich sollte das Bike ordentlich präsentiert werden und so wurden professionelle Bilder bei einem Motorradfotografen gemacht.

Wir ersetzten jede einzelne Schraube am Motorrad, verbauten neue Reifen, einen neuen Kettensatz und viele weitere neue Teile und erhielten nur das, was wir wieder herrichten konnten.
Und obwohl einiges dazukam, was ich vorher nicht mit eingeplant habe, hielten sich die Kosten in Grenzen. Im Voraus setzte ich mir für den Umbau ein Limit von 1000 Euro – am Ende waren es ca. 200 Euro mehr.
In hundert harten Arbeitsstunden baute ich, zusammen mit meinem Vater, meinen Traum vom eigenen Motorrad, eines nach meinen Vorstellungen, eines was auffällt!

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