aus Kradblatt 10/20 von Torsten Thimm; Bilder: Peter Wahl
Motorcyclepics & TTMotorbikeblog.

Im Dreiklang unterwegs …

Mit dem Yamaha Niken GT im Rheingau auf Tour
Blick von oben auf Gevatter Rhein

Intro: Nun mag es reiner Zufall sein oder auch nicht, dass diese Region als landschaftlich dreigeteilt gilt. Denn genauso viel dreierlei hat auch der Multiwheeler Niken GT von Yamaha, der mich heute begleitet, an Bord. Nicht nur der herzhafte und aus der Tracer 900 bereits bekannte Yamaha Triple sorgt hier für Spaß, nein anstatt zweier Räder, wie ein gewöhnliches Motorrad, besitzt die Niken deren gleich drei und sorgt damit seit geraumer Zeit für ordentlich Aufsehen und Diskussionen.

Am Adlerturm in Rüdesheim - Yamaha Niken GT Rheingau-Tour
Am Adlerturm in Rüdesheim

Dreigeteilt: Für mindestens ebenso viel Aufsehen sorgt aber auch die Landschaft, die wir heute durchfahren und die sich wie folgt aufgliedert. Direkt am Strom befinden sich die flach und eher abfallenden, sowie lössbedeckten Weinberge, zudem eine Menge kleine Dörfer und reichlich gute bis sehr gute Weingüter. Weiterhin ist diese schon ziemlich alte Kulturlandschaft mit vielen historischen Burgen, in mehr oder weniger gutem Zustand, Schlössern, Kirchen und Klöstern gespickt. Sie sind es, die den Rheingau auch über die Grenzen hinaus berühmt machten und locken auch heute noch den Tourismus in Massen an. 

Hat man diese Talsohle erst einmal durchschritten und ist oberhalb der Weinberge angekommen, geht der Rheingau in das sogenannte Rheingaugebirge mit dem Hinterlandswald über. Dieser aus Quarzit bestehende Gebirgsrücken, erreicht seine höchste Erhebung oberhalb von Hallgarten mit der Kalten Herberge (619 m) und fällt danach mit vielen kleinen Bachtälern zurück ins berühmt-berüchtigte Wispertal. Schluchtwälder, Hochmoore und der eine oder andere liebliche Wiesenbach bestimmen von hier ab das Landschaftsbild und laden zum Verweilen ein. Also auf keinen Fall den gut gefüllten Picknickkorb vergessen! 

Weinverladekran in Oesterich, von 1744 bis 1926 in Betrieb - Yamaha Niken GT Rheingau-Tour
Weinverladekran in Oesterich, von 1744 bis 1926 in Betrieb

Der dritte und letzte Teil dieses Gebietes liegt dann zwischen Rüdesheim am Rhein und Lorch. Hier fließt der mächtige Fluss zwischen hohen und zum Teil bewaldeten Bergrücken in Richtung Norden. Dieser Abschnitt war auch schon in der Vergangenheit zu Goethes Zeiten der Inbegriff der Rheinromantik und bildet zugleich das Mittelrheintal. Die Weinberge reichen in dieser Ecke nah an die romantischen Ortschaften heran und sind durch mächtige Felsgruppen aber auch Trockenwälder geprägt. Außerdem gedeihen hier einige der bekanntesten und besten Weine ganz Deutschlands und natürlich ist man überall ein gern gesehener Gast.

Anfahrt: Die Anfahrt gestaltet sich für mich recht einfach und mit der Niken auch zudem noch super bequem. Die GT Variante des Multiwheelers ist umfassend ausgestattet und geht bereitwillig um und vor allem auch in jede Kurve. Dabei erreicht das Motorrad Schräglagen, die man so mit einer normalen Maschine nur schwer hinbekommt. Alles verbunden mit dem Gefühl von mehr Sicherheit an der Vorderhand, was auf das zweite Rad und die bessere Haftung zurückzuführen ist. 

Die ersten neugierigen Blicke erhaschen meine Begleiterin und ich dann auf der Fähre beim übersetzten vom Kornsand nach Nierstein. „Sag mal, was ist das denn für ein außergewöhnliches Gefährt“, höre ich aus dem Hintergrund eine sich nähernde Stimme fragen und da ich das Marketingblatt von Yamaha vergessen habe, erkläre ich bereitwillig um was es sich handelt. 

Nach den ersten Erklärungen ist schon mal die Neugier geweckt und die nächste wichtige Frage folgt … „Kann man die auch mit dem Autoführerschein fahren?“ Enttäuscht und auch ein wenig traurig lasse ich den interessierten Menschen mit einem klaren NEIN nach der Überfahrt zurück zu seinem Auto laufen, denn insgeheim spürbar hatte er gehofft, das revolutionäre Motorrad doch mit dem gewöhnlichen Autoführerschein fahren zu können. 

Mit dem Yamaha Niken GT im Rheingau auf Tour
Der Yamaha Niken GT bietet reichlich Grip

Rheinhessen: Erheblich weniger traurig geht es danach für die Niken und mich weiter, denn es folgen massig Kurven jedweder Art und der Duft des Sommers und seiner blühenden Felder bis nach Bacharach. 

Direkt am Rhein gelegen hat diese altertümliche Stadt sehr viel Sehenswertes vor und hinter der Stadtmauer zu bieten und für mich auf jeden Fall erst einmal einen Kaffee. 

Der ist gemütlich getrunken auch dafür da, die Atmosphäre in sich aufzusaugen bevor es oberhalb des Flusses mit der Tour weitergeht. 

Durch Henschhausen, Perscheid, Damscheid und erneut im kurvigen Swing hinunter ins Tal nach Sankt Goar. Viele weite Blicke begleiten mich dabei und auch die Loreley bekomme ich zu sehen, bevor ich ein weiteres Mal den Rhein überquere und auf der anderen Seite in Sankt Goarshausen lande. Von dort aus und ein wenig unscheinbar, finden die Niken und ich die etwas pickelige Auffahrt nach Nochern, um dort ein weiteres Mal einen grandiosen Blick von der anderen Seite auf den Rhein genießen zu können. Das obligatorische Picknick darf dabei natürlich nicht fehlen und so vergeht, wie üblich wenn es einem gut geht, die Zeit in den Weinbergen wie im Fluge. 

Der Pavillion am Niederwalddenkmal
Der Pavillion am Niederwalddenkmal

Während die Schubschiffe ihre Waren auf dem Wasser befördern, geht es für mich über Weisel hinunter nach Kaub und zur Burg Pfalzgrafenstein, die immer noch wie seit Jahrhunderten majestätisch auf ihrem Inselchen mitten im Rhein steht und heute zum Glück nur noch dem Besucheransturm trotzen muss. Ein paar Kilometer am Fluss entlang genieße ich den leichten Swing der heute verhältnismäßig leeren Uferstraße nach Lorch, bevor die Tour mich links ab nach Ranselberg biegen lässt und das Navi als nächsten Punkt das Niederwalddenkmal anzeigt. Unwissend, was mich dort erwartet an diesem Tag, sehe ich davon leider nur den Pavillon. Die Aussicht von hier ist allerdings so genial, dass der Rest der Kulturstätte schnell in Vergessenheit gerät und ich mich mit dem zufrieden gebe, was ich an diesem Nachmittag gesehen und erlebt habe. 

Mit dem Yamaha Niken GT im Rheingau auf Tour
Wasser & Burgen am Rhein

Der Rückweg: Mittlerweile hat die Sonne längstens den Horizont überschritten und so beginne ich von hier oben auch den Rückweg. Der führt mich zuerst noch einmal nach Rüdesheim am Rhein, bevor ich über Presberg nach Stephanshausen und dann in Oestrich-Winkel lande. Von da an folge ich noch einmal der Uferstraße nach Bieberich. 

Nach einem zweiten Tankstopp und einem weiteren ausgiebigen Gespräch rund um das Yamaha Dreirad verkürze ich meine Fahrzeit dann etwas und fahre in Rüsselsheim auf die A67 und weiter auf die A5 bis nach Darmstadt Eberstadt. 

Hinauf zum Frankenstein wo noch einmal die Fußrastennippel ihre Leuchtkraft zeigen dürfen, zeigt die Niken was sie drauf hat und das ist äußerst imponierend. Mit dem Blick hinunter von der Burg beende ich dann diesen Tourtag offiziell und genieße danach das kleine Stückchen Heimfahrt, das noch übrig ist.

Fazit: Im Rheingau und auch drum herum lässt sich vorzüglich Motorrad fahren. Aussichten gibt es zuhauf und das Ganze wird durch eine sehr freundliche und abwechslungsreiche Hotellerie und Gastronomie perfekt ergänzt. Hier in den Orten wird Tourismus noch großgeschrieben und wem das allein nicht ausreicht, der findet zudem noch eine perfekte Mischung aus Unterkunft sowie Wein und Kultur.

Mit dem Yamaha Niken GT im Rheingau auf Tour
Toller Tourenpartner: Yamaha Niken GT

Zur Yamaha Niken sei gesagt: Dass diese Motorradtour mit ihr eine ausgesprochen freundliche und sehr gute war. Anfangs hatte ich tatsächlich noch etwas Zweifel daran, da die Anfeindungen in den sozialen Netzwerken gegenüber dem neuen Motorradkonzept doch teilweise sehr groß sind. Erfreulicherweise scheinen diese Menschen aber größtenteils nur dumme Trolle zu sein die, außer schlechte Laune zu schreiben, wohl eher kein Motorrad fahren. 

Meine Erfahrungen im richtigen Leben waren durchweg positiv, weil man trotz des dritten Rades immer gegrüßt wird und weil von Anfang an das Interesse der Menschen und auch gerade das der Motorradfahrer an dem Dreiradkonzept geweckt waren. Mehr als einmal wurde daher auch die Kamera gezückt bzw. man stellte mir immer wieder Fragen darüber, wie sie sich fährt, aber auch was das mit dem dritten Rad auf sich hat. Und dann kam da immer wieder die alles entscheidende Frage: „DARF MAN SIE MIT DEM NORMALEN AUTOFÜHRERSCHEIN FAHREN?“ 

Die Antwort ist einfach: Nein, natürlich nicht, denn es ist ein Motorrad und beinahe jeder Autofahrer wäre aufgrund der Leistung der Maschine sicherlich überfordert. 

Mich überforderte sie in den drei Testwochen in keinster Weise und wirkliche Kritikpunkte sind für mich nur die zu hohe, wackelige und leider nicht einstellbare Scheibe der GT Variante, sowie die zu tief montierten Spiegel, in denen man ständig die Griffe und Handhebel sieht. Fahrtechnisch ist sie dafür ein echtes Highlight und mit dem 847 ccm Triple mit 116 PS Leistung ausreichend gut motorisiert. 

Mein Tipp lautet daher, die Yamaha Niken einfach mal Probe zu fahren und sich so eine eigene Meinung zum „Carver der Straße“ zu bilden. Im Bereich des Skifahrens hat das Carving-Konzept vor vielen Jahren eine regelrechte Revolution herbeigeführt, auf der Straße macht es mit der Niken nicht viel weniger Spaß. 

 

Mit dem Yamaha Niken GT im Rheingau auf Tour
Einfach mal testen: Yamaha Niken – das etwas andere Motorrad …