aus bma 4/12 – Dornröschen erwacht: Metamorphose einer Yamaha Fazer 600

von Georg Betzel

Yamaha Fazer 600 OriginalIch habe mir vor drei Jahren eine Yamaha Fazer, Bj. 99, gekauft. Nachdem mich meine XJ 600 Diversion verlassen hatte. Leider hatte das Verhältnis mit der XJ nicht lange gehalten. Es fing mit Vergaser-Problemen an und dann kurze Zeit später hat sich das Steuergerät verabschiedet. Nach gut einem Jahr hatte sie dann einen kapitalen Motorschaden. Wegen des ganzen Ärgers habe ich mich entschlossen, sie nicht mehr zu reparieren und habe sie an einen Teilehändler verkauft. Ich bin die XJ zwar gerne gefahren, aber irgendwie wollte ich gerne etwas mit mehr PS. Aber es sollte wieder eine 600er sein, da ich deren Agilität mag. Das Umsehen nach einer anderen Maschine hat etwas gedauert denn für meinen schmalen Geldbeutel war nicht viel im Angebot. Zum Glück wollte meine Frau auch, dass wieder ein Motorrad ins Haus kommt und wir haben das Budget kurzerhand etwas aufgestockt. Das Angebot war dann entsprechend größer und die Wahl fiel auf eine rote Fazer. Meine Frau konnte zwar nicht verstehen, dass ich schon wieder eine rote Yamaha kaufen wollte, da die erste rote Yamaha ja nicht sehr lange gehalten hatte. Nachdem ich mir das gute Stück genauer angesehen und eine Probefahrt absolviert hatte, stand fest, die ist es.

Yamaha Fazer 600 original-CockpitDer Typ der die Maschine verkaufen wollte, kam mir auch noch mit dem Preis ein ganzes Stück entgegen, also habe ich sie für 2300 Euro gekauft. Nach kurzer Zeit war mir die Fazer so richtig ans Herz gewachsen. Sie war in jeder Situation gut zu fahren und ihre 95 PS reichten aus, um auch mal etwas flotter voran zu kommen. Außerdem ist sie nicht allzu groß und schwer, was meiner mangelnden Körpergröße von 1,73 m doch sehr entgegen kommt. Aber leider ging der rote Yamaha Fluch irgendwie weiter. Es waren zwar immer nur kleine Probleme, die ich alle selbst beheben konnte, aber es nervte. Zur Krönung des ganzen habe ich die Fazer dann auch noch beim Versuch, sie aufzubocken umgeworfen. Das Ergebnis war, dass ich wie ein Käfer auf dem Rücken lag und mir blaue Flecken geholt hatte. Und der Hocker lag auf der Seite. Die Kanzel war gebrochen, der Tank hatte eine Delle und Kratzer. Auch den Auspuff und Lenker hatte es erwischt. So langsam hatte ich die Schnauze echt voll und beschloss, es musste sich grundlegend etwas ändern.

Yamaha Fazer 600 UmbauDie Idee war ein Umbau und vor allem eine andere Farbe. Nicht, dass ich abergläubisch wäre, aber irgendwie hatte meine Frau mich mit dem roten Yamaha-Fluch angesteckt. Ich habe mir eine gebrauchte Kanzel vom Folgemodell besorgt, ferner einen Sportauspuff und einen breiteren Lenker. Außerdem habe ich der Fazer noch einen Bugspoiler verpasst, den ich billig im Internet gefunden hatte. Der Tank war noch zu retten. Lackiert habe ich alles in freundlichem Schwarz. Zum Glück habe ich die Möglichkeit selbst zu lackieren, was richtig viel Geld spart. Mit dem Ergebnis meiner Arbeit war ich allerdings nicht wirklich zufrieden. Die Fazer wirkte zwar jetzt moderner, aber das angestaubte Image vom Sporttourer blieb. Mir war da schon klar, so konnte die Maschine nicht bleiben. Allerdings ein Gutes hatte es doch, von da an lief die Fazer vollkommen problemlos. Der rote Yamaha-Fluch schien ein jähes Ende genommen zu haben. Der Umbauplan ist dann erst mal zu den Akten gelegt worden, nicht zuletzt deswegen, weil die Yamaha einfach nur Spaß machte. Im letzten Herbst dann waren allerdings Wartungsarbeiten nötig, Bremsen, Reifen, Kettensatz und so weiter. Plötzlich war auch der Umbauplan wieder da, das angestaubte Image musste jetzt weg. Es sollte ein cooles Naked werden, was aber voll alltagstauglich bleibt.

Yamaha Fazer 600 UmbauAls erstes hab ich die Kanzel abgebaut, um zu sehen wie das wirkt. Das war gar nicht mal so schlecht aber mir wurde klar, dass die ganze Sache doch viel umfangreicher wird, als ich gedacht habe. Im Internet habe ich dann nach Teilen gesucht. Es schienen aber noch nicht viele auf die Idee gekommen zu sein, aus einer 600er Fazer ein Naked Bike zu machen. Es gab ein paar Umbauten, die waren aber nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Es sollten auch Teile sein, die nicht jeder hat. Ich habe dann ein paar coole GFK-Teile gefunden. Kühlerverkleidungen, Heckunterverkleidung und einen Frontfender im Fighter-Design. Die Teile passten zwar nicht alle perfekt, aber das Anpassen war gar nicht so schwer. Die Verwandlung war irre, ich konnte gar nicht glauben, was für eine Wirkung die paar Teile hatten. Selbst meine Frau sagte, sie könnte kaum glauben, dass es noch das gleiche Motorrad ist. Sie meinte noch, dass ich etwas mit der Farbe machen sollte, denn so scheckig wie es im Moment ist, könnte ich es nicht lassen.

Yamaha Fazer 600 Umbau BlinkerspiegelSicher, die GFK Teile waren nur grundiert. Farbe war ein sehr gutes Stichwort. Ich hatte mich schon öfters gefragt ob Schwarz das richtige ist. Ich habe meine Frau gefragt, was ihr denn gefallen würde, sie meinte nur grinsend, das möchtest du nicht auf deinem Motorrad haben, aber ich habe was gesehen, was dir sicher gefällt. Bei einem Motorradhändler in der Nähe stand eine Maschine, die in Magno Monza Grau lackiert war. Als ich das gesehen hatte, stand die Farbe für meine Fazer fest. Das war genau der Wow-Effekt, nach dem ich gesucht hatte. Also eine Neulackierung stand an. Bei der Gelegenheit habe ich dann gleich Nägel mit Köpfen gemacht und die Fazer komplett zerlegt, Rahmen sowie Motor ebenfalls einen neuen Anstrich verpasst.

Die Schwinge und die Gabelbrücke fielen auch der Lackierpistole zum Opfer. Der Lenker passte nun nicht mehr dazu, also brummte wieder der Kompressor. Mir kam die Idee den Schriftzug Fazer zwischen den Klemmböcken einzuarbeiten. Ich habe dann einfach den Lenker an der Stelle wo der Schriftzug hin sollte, mit einer Messingbürste bearbeitet, dort eine Folie aufgeklebt den Lenker geschwärzt, die Folie abgezogen und mit Klarlack hinterher. Das Ergebnis kann sich doch sehen lassen.

Yamaha Fazer 600 Umbau - CockpitWas ich auf jeden Fall noch wollte, war eine Digital-Armatur, die hatte ich bei Motorrad Technik Klann gesehen, auf den ich über eine Anzeige gekommen war. Eine Halteplatte dafür habe ich selbst anfertigt. So eine Armatur ist wirklich ganz großes Kino. Wenn ich mal eine technische Frage hatte, konnte ich immer zu Markus Klann in den Laden kommen und mir wurde geholfen. Unter anderem hat er auch geholfen, einen wirklich exotischen Scheinwerfer zu besorgen, und mir ein paar echt scharfe Spiegel empfohlen mit integrierten Blinkern. Wir kamen ins Gespräch über meine Fazer und Markus fragte mich, ob ich Ihm Bilder zeigen könnte von dem was ich da umbaue. Und was soll ich sagen, die Bilder waren ein voller Erfolg. Markus hat mir angeboten, wenn die Fazer rechtzeitig fertig wird, sie mit zu den Hamburger Motorradtagen zu nehmen und auf seinem Stand auszustellen. Worüber ich natürlich hoch erfreut war, von einem Profi Anerkennung zu bekommen. Zu guter Letzt habe ich mir dann zu Weihnachten noch einen neuen Ixil-Endtopf gegönnt kurz, schwarz und laut.

Nur eine Sache störte das Gesamtbild noch, die Sitzbank. Auf einem Bild von der Fazer habe ich am Computer eine Zeichnung gemacht, schön gerade sollte sie sein, mit scharfen Kanten. Das ging dann zum Sattler und der hat wirklich gute Arbeit geleistet. Ich denke, dass ich mit meiner Fazer nicht jedermanns Geschmack getroffen habe, das war auch gar nicht meine Absicht. Die Idee hinter dem ganzen war, einfach mal auszuprobieren, was sich aus einem relativ alten Motorrad machen lässt und vor allem so viel wie möglich daran selber zu machen. Ich habe in den Umbau zirka 1500 Euro investiert und das Ergebnis ist doch wirklich sehenswert, oder?!