aus Kradblatt 3/18
von Ingmar Wethje

Kettenöler im Eigenbau

Weti KettenölerVorweg: ich bin schon immer jemand, der lieber fährt als pflegt. Regelmäßige Kontrolle von Öl, Wasser oder Luft sowie allgemeines Reinigen der von Insektenleichen überzogenen Lackteile ist mir ein Gräuel. Das allerschlimmste ist für mich Kardanwellen- und Antriebsriemenhasser jedoch das Reinigen der Kette.

Um dies zu umgehen legte ich mir für meine 900er Triumph Sprint einen automatischen Öler zu, der nach dem Land der Highlands und Braveheart benannt ist. Er ist geregelt und ölt nur bei laufendem Motor durch ein Unterdruckventil, welches am Unterdrucknippel eines Vergasers angeschlossen wird.

Zugegebenermaßen macht der Öler einen wirklich guten Job, meine Triumph hat mittlerweile, bei 104.000 km Laufleistung (!), gerade erst den dritten Kettensatz erhalten. Nachteilig ist m.E. der Preis für eine dermaßen simple Technik.

Grund genug, mir für meine liebevoll restaurierte Kawasaki KLR 650 A „Betzi“ Bj. 87 selbst etwas zu überlegen.

Zunächst brauchte ich ein Ölreservoir. Günstigste Alternative, die auch noch optisch recht ansprechend wirkt, ist ein umfunktionierter Behälter für Bremsflüssigkeit, den ich mit einem Belüftungsventil modifiziert habe. Ein Loch würde reichen, denn wenn von oben keine Luft rein kommt, kommt unten auch kein Öl raus (siehe Bild 1 links). Befestigt habe ich den Behälter mit einem entgrateten Aluwinkel. Da der Anschluss für einen Kettenöler deutlich überdimensioniert ist, habe ich direkt hinter dem Reservoir ein Reduzierstück angebracht
(Bild 1 Mitte).

Nächste Überlegung: wie kann ich den Ölfluss ein- bzw. abschalten? Die Alternative, mit Unterdruck zu arbeiten, lag mir fern. Also entschied ich mich für ein Magnetventil. Da das Öl ohne Druck geschaltet wird, ist ein pneumatisches Ventil absolut ausreichend. Wer eine Kaffeemaschine wegschmeißen will: zwei dieser Ventile sind dort drin. Das Prinzip ist ganz einfach: wird es mit 12 Volt versorgt, macht es „auf“ und das Öl tropft. Um keinen weiteren Schalter am Lenker anbringen zu müssen, entschied ich mich, es mit dem Licht zu schalten. Während der Fahrt ist das Licht gemäß Gesetzgeber sowieso an und wenn es nicht tropfen soll (Motorwartung etc.) lasse ich das Licht eben aus.

Um die Menge des Ölflusses ebenfalls regulierbar zu machen, habe ich ein Regulierventil aus dem Modellbau installiert (Bild 2). Nach dem kompletten Schließen des Ventils reicht es aus, wieder ¼ Umdrehung zu öffnen, so dass alle 1–3 Minuten ein Tropfen an die Kette gelangt. Am hinteren Ritzel geschieht dies mit einem gebogenen und am Ende schräg abgesägten und fast zugekniffen Röhrchen aus Messing (Bilder 3).

Auf dem letzten Bild (4) sieht man das komplette System bzw. den Weg des blauen Öls. Mittlerweile ist das System seit 3000 km installiert und funktioniert einwandfrei. Meine Kette ist immer sauber und das ohne jeden Wartungsaufwand.

Und jetzt kommt’s: der Preis des gesamten Systems lag bei mir bei unter 25 Euro.

Über Fotos diverser Nachbauten des „Self-made-low-budget-Weti-
Oiler“freue ich mich schon jetzt. Gerne gebe ich auch Tipps, schreibt mich einfach über Facebook an: Facebook.de/LighthouseMfG.

Eine Modifikation für die elektronische Schaltung und Regelung des Ölflusses ist bereits in Arbeit und sollte zum Frühjahr fertig werden. Vermutlich müssen dann 10 Euro mehr investiert werden, aber die 35 Euro Gesamtkosten kann man wohl durchaus investieren.