aus bma 02/04

von Marcus Lacroix

Köterberg„Willst du immer weiter schweifen? Sieh das Gute liegt so nah! Lerne nur das Glück ergreifen, denn das Glück ist immer da.” (Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832). Zugegeben, ich hätte nicht sagen können, von wem das Zitat stammt, doch eben diese Worte kamen mir in den Sinn, als wir entspannt über die Hügel des Weserberglands cruisen.
Weserbergland? Ja genau, die Region, die quasi direkt vor unserer norddeutschen Haustür liegt. So etwa das Dreieck zwischen Hannover, Bielefeld und Göttingen. Links wird das Weserbergland vom Teutoburger Wald, rechts vom Harz begrenzt, die sich für weitere Ausflüge natürlich auch anbieten. Große Teile des Weserberglands sind als Naturpark ausgeschildert und auf der Landkarte locken viele gelbe Straßen, die mit grünen Streifen versehen sind.
Zugegeben, Urlaub „so dicht bei” war bisher eigentlich nicht mein Ding, denn schon das Wort Urlaub hatte für mich immer etwas von Ferne, Distanz von Haus und Herd. Das Ganze natürlich möglichst auch noch jenseits deutscher Landesgrenzen im europäischen Ausland.
Und nun stehe ich vor unserem vorübergehenden Basislager, dem Landgasthaus Niemann in Lage Kachtenhausen, gerade mal 180 Kilometer von Zuhause (Oldenburg/Oldbg.) entfernt. Unser Wirt, Axel Delater, ist selbst langjähriger begeisterter Biker und kennt sich in „seinem” Revier natürlich bestens aus. Er hat sich an der deutschen Route 66 (der B 66) gut auf die Wünsche seiner zwei- und dreirädrigen Kundschaft eingerichtet. Neben den üblichen Zimmern gibt es Zeltmöglichkeiten, auch für Gruppen. Ein Biergarten als Treffpunkt zieht bei gutem Wetter viele Motorradfahrer an. Was uns bei dem Aufenthalt im Landgasthaus Niemann sehr entgegen kam sind die geführten Touren, die Axel anbietet. In der Hauptsaison wird er dabei nach Bedarf von mehreren Tourguides unterstützt.
ExternsteineWelche Straßen wir unter Axels Führung tatsächlich benutzt haben, ist uns bis heute nicht wirklich klar. Klasse waren sie auf jeden Fall alle – und zum Teil so schmal, dass wir sie alleine nie gefunden hätten. Speziell wenn man es gewohnt ist mit der Karte im Tankrucksack für mehrere Freunde den Leithammel zu machen, fällt es einem anfangs nicht ganz leicht, völlig abzuschalten. Lässt man sich aber darauf ein, sind geführte Touren eine Klasse Sache. Der Tourguide kennt mit Sicherheit die besten Straßen, passt sein Tempo der Gruppe an und geht auf deren Wünsche ein. Gerade für weniger routinierte Motorradfahrer bietet sich hier auch die Chance dazuzulernen, wenn man dem Tourguide vertraut. Man gleitet durch die Landschaft, wird zu interessanten Halte- und Aussichtspunkten geführt und hat Zeit, sich so treffende Zitate wie das eingangs des Artikels benutzte ins Gedächnis zu rufen. Abends wird man aufs Beste verköstigt und ein frisches Bier schmeckt in geselliger Runde natürlich auch vorzüglich.
Das Weserbergland bietet viele interessante Ausflugsziele, von denen wir auf unserem Kurztrip leider nur ein paar anfahren konnten.
HerrmannsdenkmalZu den echten Knallern zählen dabei auf jeden Fall die Externsteine, eine Sandstein-Formation aus der Kreidezeit (vor ca. 70 – 130 Mio. Jahren), um die sich verschiedene Legenden ranken. Ein in den Fels gearbeitetes christliches Relief aus dem Jahre 1150 soll das bedeutendste Zeugnis seiner Art in ganz Nordwest-Europa sein (Info www.landesverband-lippe.de/externsteine).
Unweit von den Externsteinen steht auf einem Hügel, der für uns Norddeutsche schon als Berg durch geht, das Hermannsdenkmal. Es erinnert an die kriegerische Auseinandersetzung, in der der römische Feldherr Quinctilius Varus mit drei Legionen, dazu sechs Kohorten und weiteren drei Reiterregimentern (ca. 20.000 Soldaten) von germanischen Stämmen unter der Führung des Cheruskerfürsten Arminius in einen Hinterhalt gelockt und vollständig aufgerieben wurde. Ob man dafür 1875 unbedingt ein solches Denkmal einweihen musste, lassen wir mal dahingestellt. Beeindruckend ist das 53,46 Meter hohe Standbild (inkl. Sockel) aber auf jeden Fall.
Einen Abstecher sollte man auch zum Köterberg machen, DEM Bikertreff im Weserbergland, unweit von Bad Pyrmont. Nicht nur die Aussicht ist grandios, es gibt dort an schönen Sommertagen auch jede Menge Motorräder zu gucken.
Es gibt noch viel mehr im Weserbergland zu entdecken, nicht zuletzt die Weser, die wir im Norden ja auch anders kennen. Macht Euch am besten selbst mal auf den Weg.