aus bma 3/11 – Leserbeitrag

von Gernot Galle

SkijöringSkijöring-Rennen? Noch nie was davon gehört? Da kann ich als Schwabe vielleicht weiterhelfen. Was ein Schwabe hier im Norden macht? Hat er sich verlaufen oder macht er Urlaub? Weder – noch, ich bin beruflich seit fast zwei Jahren im schönen Harkebrügge bei Barßel in einer Maschinenbaufirma tätig und mir gefällt es hier sehr gut. Eines muss ich allerdings eingestehen: Der Schwabe kann fast alles, aber mit dem Hochdeutsch habe ich Probleme.

Aber nun zum Skijöring. Was ist eigentlich Skijöring und woher kommt es? Also: es kommt aus dem hohen Norden von Schweden/Norwegen und bedeutet „gezogene Ski”.

In den Anfangszeiten wurde diese Sportart mit Pferden betrieben. Ein Skifahrer, über ein Seil mit dem Pferd verbunden, wurde gezogen – und das geht dann recht flott voran. Mit der Zeit wurden andere Antriebe gesucht und gefunden. Es werden nun Solo-Motorräder, Gespanne, Quads und ATVs vor den Skifahrer gespannt und so geht’s dann bis über 100 km/h schnell auf eine Rundstrecke mit ca. 400 Metern Länge.

SkijoeringDie Wertung im Skikjöring Zug-Spitz-Lech-Pokal läuft genau so wie in Speedway-Rennen. Es starten bis zu sieben Teams auf einmal und das Rennen geht über drei Runden. Über drei Vorläufe werden die besten sieben Fahrer ermittelt. Der Sieg wird dann im Endlauf ausgefahren.

Wie kommt man zu solch einem Sport? Als wir noch aktiv Seitenwagen-Motocross betrieben haben, war für mich und meinen Bruder Wolfgang die Winterzeit auch gleichzeitig Ruhezeit. Wir wollten aber nicht so lange warten, um wieder am Gasgriff zu drehen. Diese Meinung teilten auch weit mehr als 20 andere Teams und so hat man sich beim MF Crailsheim getroffen um Skijöring-Rennen zu fahren – das war vor 27 Jahren. Und wir haben immer noch sehr viel Spaß dran. Daran kann man auch gleich sehen, dass ich kein Jungsporn mehr bin und dass man auch mit 50 Jahren im Leben noch sehr viel Spaß haben kann!

Ich fahre seit ich 16 bin Moped und mit 18 kam natürlich ein Motorrad. Wenn es meine Zeit mir erlaubt, bewege ich gerne meine Yamaha XS 650 Bj. 1982 oder mein EML Yamaha Motocross-Gespann mit Straßenzulassung auf unseren bergigen und kurvenreichen Straßen. Als ich im letzten Winter hier im Norden mein Gespann komplett zerlegt, den Motor neu abgedichtet und schließlich alles wieder zusammen hatte, kam ich auf die Idee mal zu fragen, ob in der Firma jemand Lust hat, ein Renngespann auf einer Kartbahn zu testen. Ich war überrascht, wie viele sich bei gutem Wetter einfanden um mit mir ein paar Runden zu fahren. Allen die mitgefahren sind hat es riesig Spaß gemacht, aber sie hätten nicht geglaubt, dass es so kraftaufwändig wäre und sie sehen die Sportart nun mit anderen Augen. Aber im Winter ist Skijöring angesagt und wenn man bis zu 2500 Zuschauer an der Rennstrecke zählen kann denke ich, dass an dieser Sportart was dran ist.

Ein kleiner Einblick von einem Rennen: Am Samstag, dem 5. Februar 2011, war es wieder so weit und wir fuhren nach Roßhaupten bei Füssen zum Skijöring-Rennen.

Die Veranstaltung ist sehr bekannt und das Fahrerfeld entsprechend gut besetzte. Als wir durchs Fahrerlager bummelten und auf und die bayrischen Meister und die Zug-Spitz-Lech-Pokal Sieger von 2010 im Skijöring trafen war uns klar, dass es sehr schwer wird eine gute Platzierung zu erzielen. Aber als Lokalmatadoren mit Unterstützung der Zuschauer kann man viel erreichen.

SkijoeringUnseren ersten Vorlauf konnten wir auf dem 2. Platz beenden. Beim 2. Vorlauf legten wir einen Start-Ziel hin. Nun galt es im 3. Vorlauf alles zu geben um eine gute Platzierung einzufahren, denn nur so konnten wir in den Endlauf kommen. Der Start war wieder sehr gut und wir kamen als Führende aus der 1. Runde zurück, da machte ich einen Fahrfehler. Ich lies das Gas am Ausgang der Kurve voll stehen und kam dadurch weit nach außen, was der Zweitplatzierte ausnutzte und innen an uns vorbeizog. Also nur Platz zwei – mal schauen ob’s für den Endlauf reicht. Nun hatte die Rennleitung das Sagen – Endlauf oder einpacken. Über Lautsprecher kam die Info, dass wir dabei sind und unser Team freute sich riesig. Nachdem der

Veranstalter die Rennstrecke mit seinen Helfern wieder hergerichtet hatte, waren wir dran. Am Start-Band standen schon die Sieger von 2006 und 2010 und haben sich sicher gedacht, wer von den beiden Teams gewinnen und wer macht den 2. Platz machen wird.

Der Start war für uns auf einer sehr glatten Bahn nicht gut und wir kamen als 4. aus der ersten Runde zurück. Nun galt es eine Lücke zu finden. Die Motorleistung des auf 1000 ccm getunten XS 650 Motors wurde zu 100% in Anspruch genommen. Auf der Geraden haben zwei Teams den gleichen Fehler begangen wie ich im Vorlauf und wir nutzten die Chance, was mit dem 2. Platz in der Tageswertung belohnt wurde!
In diesem Sport sind alle im Team mit 25% beteiligt. Motorrad / Skifahrer / Beifahrer/ Fahrer nicht mehr und nicht weniger. Es war ein sehr faires und spannendes Rennen. Die Siegerehrung mit allen Beteiligten war eine schöne Sache

Das Team: Fahrer Gernot Galle, MSC Roßhaupten / MSC Wieslauftal; Beifahrer Wolfgang Galle, MSC Wieslauftal; Skifahrer Thomas Rehm, MSC Roßhaupten.

Das Motorrad: EML-Yamaha, 1000 ccm 2 Zylinder, ca. 75 PS, Bielstein-Stoßdämpfer und Luftfederbalg, Bj. 1978

Ein herzlicher Dank an unsere Sponsoren: Fa. Burn-Out Motorrad-Bekleidung aus Backnang; Fa. MTD-Reifen aus Gschwend; Fa. Mobec-Gespanne aus Umhingen; Fa. Kurt Wich Kugellager aus Backnang.

Zusätzliche Sponsoren sind gerne gesehen, wir würden uns über jede Unterstützung sehr freuen. Bei Fragen mailt mir: galle@maceas.com.