aus Kradblatt 6/17

Text & Bilder von Mo, www.mosbike.blog
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Steffi ist ständig auf der Jagd nach Mofas und Mokicks um die Symptome ihrer Virusinfizierung zu lindern. Was das hier zu suchen hat? Ganz klar: Das muss an die Öffentlichkeit!

Vorgeburtliche Infizierung

Steffi ist schon pränatal vom bösen Virus „Birota Vehi“ (mit dem Zweirad fahren) infiziert worden. Während Mama-Steffi hochschwanger hinter Papa-Steffi auf der Puch M50 saß, lenkte er das Gefährt geradewegs in den Kofferraum eines an der Ampel wartenden Autos. Keine Sorge – nix passiert, bis auf die unheilbare Ansteckung mit dem Motorrad-Virus.

Bewusst wurde ihr die Erkrankung, als sie das erste Mal mit sechs Lenzen bei Papa auf der oben erwähnten Puch vorne mitfahren durfte. Ja, es gab Zeiten, da hat man ohne Helm und doppeltem Boden mit Kindern ein paar Runden über den Hof gedreht. Wir haben es alle überlebt.

Mit sechs Jahren ist eigenständiges Mofafahren noch nicht drin, also blieb erst einmal nur: Abwarten, dem Nachbarsjungen auf seiner Enduro zuschauen und wachsen. Aber zum Glück sind knapp 10 Jahre schnell vorbei und die Freiheit mit dem eigenen Mofa war erreicht: eine Garelli Europed 25, Baujahr 1977 für 80 DM vom Nachbarn. Das war zwar nicht gerade das „In“-Mofa wie eine Hercules, doch anders zu sein, hat auch so seine Vorteile. So wurde Steffis Garelli schnell von den netten Schlukameraden in AOK-Chopper umgetauft. Der Name war aber nicht Programm: Steffi hat die Kameraden mit ihren tollen Mofas überholt!

 Ab in die Kartoffeln

Schneller vergingen die paar Jahre bis zum heiß ersehnten Motorradführerschein: mit diversen Übungseinheiten auf Papas Puch, Papas „Fernanweisungen“ und einer Landung mit Wheelie im Kartoffelacker konnte gewissermaßen nichts mehr schief gehen. Dem Fahrschulmotorrad hat’s nur den Bremshebel gekostet. So war der Lappen bestanden und Steffi durfte dann wieder auf einem väterlichen Zweirad die ersten Motorraderfahrungen machen.

Man lebt so …

Das Leben ging so vor sich hin, bis sich nach einem beruflichen Wechsel die Möglichkeit bot, ein wenig Geld an die Seite zu legen. Daraus resultierte 2009 eine blind bei eBay ersteigerte Yamaha XS 400 DOHC, Baujahr 1987.

Der Virus flammt wieder auf

Doch so ein pränatal eingefangener Virus ist nun mal unheilbar: Auf einem Oldtimermarkt 2012 flammte dieser wieder auf. Fieberhaft suchte Steffi nun „ihre“ Garelli Europed 25. Dabei half eine DKW 533 gegen die schlimmen Symptome der Infektion. Linderung der Anzeichen bringen nur weitere Mofas, Mopeds und Mokicks: So hat Steffi mittlerweile an die 20 dieser kleinen Knatterkisten angesammelt, die darauf warten, wieder restauriert zu werden. Kein Weg ist ihr zu weit, um diese Schätze vor dem Verfall zu retten. Unter den Preziosen befinden sich Modelle wie Garelli Enduro, Maico Billo uvm.

Selbsthilfegruppe für Infizierte

2013 gesellten sich noch drei weitere Damen mit dem selben Virus hinzu und so waren „Die Schreckschrauben“ geboren. Alle bauen, schrauben und basteln an den motorisierten Zweirädern herum – leider fehlt noch eine Werkstatthalle, da die derzeitige Freiluftarbeitsstätte oft das Engagement wettertechnisch einschränkt.

Ötzi besuchen

Wenn’s dem Esel zu gut geht, fährt er mit dem Moped über die Alpen. Steffi will mit einer weiteren „Schreckschraube“ am Ötztaler Mopedmarathon teilnehmen: 4 Alpenpässe, 5.500 Höhenmeter, 238 km, 4 Klimazonen, 1.400 Rider auf 50 ccm. Die Mopeds sind noch nicht ausgesucht, doch ich kann mir vorstellen, dass sich in der Sammlung etwas finden wird, um es alpentauglich zu machen. Dafür wünsche ich beiden, dass keines der gewählten Gefährte vor Sauerstoffmangel schlapp macht!

Was Steffi wichtig ist:

  • Meine Geschwister haben ganz wunderbare Kinder – da macht es mir immensen Spaß, ihnen die Zweiräder näher zu bringen.
  • Frauen sollten sich gegenseitig unterstützen.
  • Toleranz

Außerdem wünsche ich Steffi und den Schreckschrauben, dass sie weiterhin viele arme vernachlässigte Mofas, Mopeds und Mokicks vor dem rostigen und einsamen Tod in staubigen Scheunen retten werden. Damit die Nachwelt noch sehen kann, dass es früher „Motor-Fahrräder, Motorräder mit Pedal und Motorräder mit Kickstarter“ gab und nicht nur die heutigen uniformen Plastik-Roller.