aus Kradblatt 6/23 von Heinrich Wack

Motorräder sind in meinem Leben immer präsent gewesen. Mein Opa und mein Vater hatten schon 250er BMWs, Ardi Silberfüchse und NSUs. Der Battenbergring führte unweit meines Elternhauses vorbei und die Erzählungen dazu, waren immer gern gehörtes Thema bei uns zu Hause. 

Mit der HWO BMW Nr. 3 am "Blauen Wunder"
Mit der HWO BMW Nr. 3 am „Blauen Wunder“

Mein Einstieg war, wie bei vielen anderen auch, eine NSU Quickly, die wirklich leiden musste, aber alles klaglos aushielt. Bald schon wurde eine 200er Victoria aus einem Schuppen geschoben, wiederbelebt und die fühlte sich schon richtig nach Motorrad an. 

Auf WASP im OMK-Pokal Nord
Auf WASP im OMK-Pokal Nord

Als dann der Moped-Führerschein gemacht war, stand schon seit Monaten eine Honda Dax auf dem Hof. Mit der ging es in die weitere Umgebung zu jedem Rennen das erreichbar war. In meinem Umkreis waren das immerhin WM-Moto-Cross-Rennen in Beuern, Schrecksbach und Laubus-Eschbach, aber auch regionalere Sachen wie Seitenwagen-Rennen in Wolfshausen und am Dünsberg. Jedenfalls jede Menge Anregung. 

Nach der Moped-Zeit hatte ich mir eine XT 500 ausgeguckt, die von Helmut Stöcker in überschaubarer Zahl, schon ein Jahr vor dem offiziellen Import durch Mitsui, angeboten wurde. Es war das Ur-Model mit untenliegendem Auspuffkrümmer. Leider ging das einher mit der Einführung der 27 PS-Klasse und Stöcker bekam keine Zulassung hin. Für mich als Auszubildenden war die 50 PS-Klasse unbezahlbar. Also wurde der Kauf in eine XS 360 gewandelt. Die hatte ich innerhalb von zwei Jahren ziemlich runtergeritten, aber sie brachte mich zur Isle of Man und durch ganz Europa.

Die GS vor dem Umbau
Die GS vor dem Umbau

Danach hatte ich noch einige Hondas, eine Sanglas und angefixt durch die Gespannrennen auf der Isle of Man, ein 850 GT Guzzi-Gespann. Das passte aber nur begrenzt zu meinen Anforderungen. Mein Traum war ein HMO-Gespann aus der Schweiz. Aber finanziell für mich nicht erreichbar. So entstand auf Basis einer R 50 S Schwingen-BMW mein erstes BMW-Gespann. Da meine Initialen mit Wohnort HWO ergaben, war schnell klar, welchen Namen es tragen sollte. Die HWO-BMW 01 war geboren. Ihr folgte irgendwann noch eine HWO-BMW 02. 

Dann gab es eine Zäsur. Von der Straße ging es ins Gelände. Zusammen mit einem Jugendfreund wurde eine GS Wasp-Yamaha angeschafft. Mit der waren wir im OMK-Pokal Nord unterwegs. Als wir in 1985 auf einen leichteren Einzylinder umsatteln wollten, ging einiges schief und als Ersatz fand eine der ersten VMC-Hondas nach Hessen. Von nun an war Moto-Cross angesagt. Das lief ganz gut und der ersten VMC folgte noch eine weitere, diesmal von Vizeweltmeister Josef Brockhausen geliefert. Aus gesundheitlichen und beruflichen Gründen war in 1987 damit Schluss. 

HWO BMW Nr. 2
HWO BMW Nr. 2

Erst in 1990 ging es für mich weiter. Pünktlich mit dem Fall der Mauer hatte ich mir eine CX 500E gekauft, mit der ich nun den Osten erkundete. Eine herrliche Zeit! Da die Honda auf den Straßen im wilden Osten doch sehr gefordert war, wurde sie durch eine gebrauchte BMW R 80 GS ersetzt. Auch mit ihr war ich das ganze Jahr hindurch unterwegs und die Kilometer purzelten nur so auf den Tacho. Aber so nach und nach wurde mir bewusst, dass mir das Gespannfahren fehlte. 

Nach ein wenig Recherche machte ich mich an den Umbau der treuen BMW. Sie hatte mich auf ganzer Linie überzeugt und es war klar, dass es für mich die richtige Basis für diesen Umbau war. 

Der Beiwagen kam gebraucht von einer Gold Wing und ist ein EML ST, der Rahmen wurde mit einem ganz frühen Hilfsrahmen von Edmund Peikert ertüchtigt. Die Schwinge besorgte ich mir beim „Traktor“ in Franken. 

Prüfung bei der Rallye Zschoop
Prüfung bei der Rallye Zschoop

Da zunächst an ein Enduro-Gespann gedacht war, wurde das Vorderrad analog zum Hinterrad auf 17″ umgespeicht. Das Ganze war in 1996 und sie wurde somit HWO-BMW 03. Mit diesem Gespann war ich dann viel unterwegs. 

Als ich aber 1998 mit den Zweiradrallyes in Ostdeutschland in Kontakt kam, merkte ich sehr bald, dass das hochbeinige Gespann nicht für gute Zeiten in den Wertungsprüfungen taugte. So wichen das Vorder- und Hinterrad einer 15″ Variante und das Gespann wurde flacher, die Federung härter. 

Über die Jahre habe ich viele Verkleidungen ausprobiert und bin letztendlich bei der etwas ausgefallenen K 100 RS-Verschalung gelandet, die strömungstechnisch prima passt und trotzdem viel Platz für einen großen Lenker lässt. 

Natürlich denkt man mit dem immer sportlicher werdenden Gespann auch über mehr Leistung nach. Auch das ist ein weites Feld und man kann sich bis zur Unendlichkeit darin verlieren. Ich sage mal so, ich habe da einen guten Kompromiss gefunden und das Gespann genießt einen ganz guten Ruf in der Rallye-Szene. Immerhin hat das Gespann schon sieben Mal die Gespannklasse bei der Langestreckenfahrt „1000 km durch Deutschland“ gewonnen. 

Natürlich musste über die Jahre immer wieder etwas repariert und erneuert werden, aber die Zuverlässigkeit war immer gut. Nur ein einziges Mal musste das Gespann auf dem Schandwagen nach Hause gebracht werden, als zum Ende der Rallye „Thüringer Wald“ die Kardanwelle brach. Aber ins Ziel bin ich gekommen und konnte sogar nach der dadurch verlorenen Führung, noch Zweiter werden. 

Jetzt ist die BMW 33 Jahre alt, sieht jedes Jahr wieder ein wenig anders aus und hat weit über 300.000 Kilometer auf der Uhr. Ein Ende ist noch nicht in Sicht …