Triumph Thunderbird Sport linksWenn die Triumph Thunderbird Sport vor einem Rapsfeld, fühle ich mich immer in das Sonntagabend-Programm der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten versetzt. Filme, die vornehmlich im Südwesten Großbritanniens spielen. In denen die Hauptprotagonisten Miles, Pierce oder Normen heißen und die Frauen auf den Namen Deborah hören…

aus Kradblatt 8/15
von Jens-Martin Schäfer

 

Triumph Thunderbird Sport, Modell 2003

Triumph Thunderbird Sport linksWenn die Triumph T-Sport vor einem Rapsfeld oder einer Weide steht, fühle ich mich immer in das Sonntagabend-Programm der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten versetzt. Filme, die vornehmlich im Südwesten Großbritanniens spielen. In denen die Hauptprotagonisten Miles, Pierce oder Normen heißen und die Frauen auf den Namen Deborah hören.

Nun ist die Triumph – kurz auch T-Bird Sport genannt – kein schlaffig, altbackenes Motorrad mit dem Flair der 60er Jahre, sondern ein Bike, welches rein technisch, rational betrachtet auch noch in die aktuelle Zeit passen würde. Als 1998 die Serie 1 erschien – erkennbar an den zwei rechts montierten Auspufftöpfen – war sie ein typisches Baukasten-Motorrad. Da gab es Modelle mit Namen wie Legend T5, Adventurer, Tiger, alle auf Basis des wassergekühlten 3-Zylinder-Motors mit 885 cm3 entstanden. Als die Serie 1 nach kurzer Bauzeit im Jahr 2000 verschwand, war die Trauer in der Gemeinde groß und alle fragten sich warum? Der Hersteller erwies sich jedoch als flexibel und brachte 2003 die Serie 2 heraus, wie sie auch hier gezeigt wird. Dieses Modell hat nun jeweils einen Auspufftopf an der rechten und linken Seite.

Triumph Thunderbird Sport CockpitDas Motorrad ist etwas für Genießer. Im Stand zeigt sie ihre gute Anfassqualität. Es gilt der Grundsatz: Alles was nach Metall aussieht, ist auch Metall. Ein Schutzblech ist somit aus Blech und nicht aus Kunststoff oder gar aus neuzeitlichen Werkstoffen wie Karbon. So etwas hat auch hier nichts verloren. Mal abgesehen von einem Paar Gabelprotektoren befindet sich die T-Bird-Sport im Originalzustand. Als optisches Detail fällt die retromäßig, gelochte Airbox auf. Auch der Kontrast zwischen dem seidenmatten, schwarzen Motor mit den angeschliffenen, stilisierten Kühlrippen sowie die glänzenden Motorschrauben geben der Sache den richtigen Pep. Unbedingt erwähnt seien die goldenen Zierlinien zwischen den schwarzen und gelben Farbfeldern des Tanks. Diese sind von Hand aufgetragen. Auch die Chromteile sind sehr wertig. Felgen, Lenker, Spiegel, alles im british-heavy-duty. Denn irgendwo müssen ja die rund 240 kg im fahrfertigen Zustand herkommen.

Triumph Thunderbird Sport EinspritzungNun geht’s los: Zündschlüssel rein, Starterknopf drücken und der Motor springt nicht an, jedenfalls nicht sofort. Bei längeren Standzeiten und trotz voll aufgeladener Batterie muss der Anlasser doch mal stärker beansprucht werden. Natürlich gibt es, ganz traditionell, einen Chokehebel am linken Lenkerende, den es jedoch feinfühlig zu bedienen gilt, da der Motor sonst schon mal bis 3500 U­/min hochjubeln kann. Die Warmlaufphase des Motors dauert – mit ca. 5 Minuten – recht lang. Darunter wird es schwierig mit der Gasannahme – irgendwie würgig halt. Aber dann, schon kurz über Leerlaufdrehzahl, zeigt der Motor sein wahres Gesicht. Rauchig und kehlig der Klang, jetzt spontan in der Gasannahme, dreht er sauber hoch ohne sich zu verschlucken. Der Sound ist jetzt eher fauchig und erinnert an einen älteren –noch luftgekühlten – Porsche 911.

Triumph Thunderbird Sport FrontWichtig ist es auf den korrekten Luftdruck zu achten. Hat der Vorderreifen statt der vorgeschriebenen 2,5 bar nur 2,0 bar, so wird dies mit einem starken Einknicken der 43 mm Gabel ins Kurveninnere quittiert. Die T-Bird Sport kann flott bewegt werden und sie ist auf nicht ganz optimalen Straßenbelägen komfortabel unterwegs. Die Handlichkeit steht dem in nichts nach, auch wenn diese mit einer gleichwertigen Ducati Monster nicht zu vergleichen ist. Aber dies ist eine andere Geschichte. Die Bremsen mit doppelter Scheibe im Format 310 mm vorn und 285 mm hinten sind so gar nicht retro und passen auch noch in die heutige Zeit. Gleiches gilt für das hydraulische 6-Gang Getriebe. Die Gänge rasten zwar etwas knochig ein, sind aber insgesamt präzise zu schalten.

Die Triumph hat, als ich sie 2004 gekauft habe, 8600 € gekostet. Heute werden für diese Motorräder, mit mäßiger Laufleistung, noch 4500 – 5000 € und darüber hinaus verlangt. Das steht für eine hohe Wertbeständigkeit und Beliebtheit beim Publikum. Außerdem ist sie eher selten anzutreffen. Nach Aussage meines Triumph-Händlers, sind in Deutschland weniger als 1000 Einheiten der Serie zwei verkauft worden.

Der einzige wirkliche Nachteil der T-Bird Sport ist der zu kleine Tank, in den gerade mal 15 Liter passen. Verstärkt wird dieser Nachteil durch den eher hohen Verbrauch. Dieser liegt bei 6,5 Liter/100 km im normalen Fahrmodus, kann aber auch noch höher ausfallen.

Als Fazit lässt sich sagen, dass der sportliche Donnervogel keineswegs nur Rollen in handlungsleichten Filmen im Südwesten Britanniens spielen kann, sondern sich auch als im Tatort-Krimi gut macht.