aus bma 7/10

Text und Fotos: Sabine Welte

Die Freude über das Feuer findet immer neue Freunde. Eine Triumph Rocket III rockt mit noch mehr Potential.

Defekte vortäuschen, damit im stillen Kämmerlein die Leistung noch mal gesteigert werden darf? Hat die Schnaller Rakete gar nicht nötig. Aber ein Testfahrer hat die turboneske Vollvolumen-Triumph schnöde „in die Erd’n gerieb’n“. Da muss der Austrianer dann sowieso noch mal nachschärfen. Wirklich nötig hätte die „Angry Rat“ des Triumph-Imperators aus dem österreichischen Kolsass das von Haus aus nicht gehabt, noch mehr Zorn in den Leib geschraubt zu bekommen.

Triumph Schnaller Rocket 3

Schließlich sind schon die Seriendaten der Triumph Rocket nichts für ängstliche Zeitgenossen. 200 Nm bei 2.500 U/min und 142 PS aus 2.300 Kubik am 350 Kilo Reihen-Dreizylinder sind schon eine ziemlich gewaltige Ansage. Aber reizt du eine Ratte, treibst du sie arglistig in die Enge – das wissen wir – dann springt sie dir an den Kragen. So geschehen auf dem Hockenheimring. Bei 348 Kilo vollgetankt. Und konservativen 200 PS und 270 Nm. „Ein Eisen, das dich auch ohne laufenden Motor fast erschlägt, von bösem Schwarz dominiert.“ Ein Glückloser war nicht Herr all ihrer Kraft und schoss mit der Raketen Schnaller-Triumph ab, streckte die Ratte voll in die Rabatten. „Mit einem verwegenen Schaltmanöver. Als der vom Zweier in den Dreier schalten wollte, hackelte er irrtümlich auf den Einser zurück, und erntete damit einen Zorn, der ihn blitzartig aus dem Sattel katapultierte.“

DER ZORN DER RATTE

Der so Gefällte hatte wohl auch den Garret-Turbolader an der Großhubräumigen klar nicht mit einkalkuliert und war damit der zornigen Ratte sowieso nicht gewachsen. Obwohl der „Jorge Jamon“ genannte Schnaller Jürgen fahrwerksseitig schon vorsorglich aufgerüstet hatte. „Um einem entsprechenden Angriff ob der Wucht auf das Fahrwerk etwas Wehrhaftes entgegen zu setzen“, so Jamon, „montierten wir erlesene Federbeine von Öhlins.“ Schließlich schraubte Jürgens Werkstattleiter Willi Öfner drei Monate lang an der Rocket, ließ sie zur „Angry Rat“ mutieren. „Leider wurde ich weiterer Tests auf Südtirols Straßen von dem ‚gewissenhaften’ Redakteur enthoben, was dem Glücklosen von Hockenheim aber ganz ganz leid tut “, berichtet erstmal ziemlich cool und gefasst der Schnaller Jürgen, nach den Leistungsdaten seiner letzten Erfindung auf triumphaler Ebene befragt. Der Südtiroler selbst lässt mal gar nichts anbrennen auf den Passstraßen seiner Region und huldigt sowieso dem Gott der Geschwindigkeit in gar ausgeprägt passionierter Art und Weise.

Triumph Schnaller Rocket 3

WUCHT UND WAHN

Also waren wir doch sehr glücklich darüber, dass wir noch vor dem Niedergang der Ratte ihr ins Auge und auf die Krallen schauen durften per Kamera. So haben wir sie noch ablichten können in all ihrer Rasanz und Schönheit und Kraft und Herrlichkeit. Die Prachtwumme zog alle Blicke beim Tuning-Test auf der Formel-1-Strecke da in „Braten-Würstchenberg“ auf sich, wie die Hockenheim-Einheimischen ihr Bundesland auch schon mal liebevoll betiteln. Dabei hatte sich Jamon und seine Crew doch schon um die serienmäßig „nicht gerade berauschende Schräglagenfreiheit“ bemüht. Die sportlich ausgelegte Fußrastenanlage von Raask sollte es schon richten. Und mit dem Turbocharger von Garret richtete beim ersten Roll Out der Jorge Jamon sogar den Arne Tode als bislang dort führenden IDM-Supersportklässler. „Der gab zwar auf seiner 675er Daytona alles“, aber der Österreicher konnte ihn dennoch „im fünften Gang noch voll ausbeschleunigen“. „So schade, selbst auf der Straße, bei nicht ganz perfektem Rennstrecken-Grip, ging im vierten Gang noch das Hinterrad durch, echt ein geiles Gefühl“, trauert der feurige Schnaller noch heute seiner zerstörten „Angry Rat“ hinterher. Doch Abhilfe ist in Sicht. Im stillen Kämmerlein werken Jamon und der Öfner Willi bereits wieder am Wiederaufbau der Zornigen. Und dieses Mal verspricht der Clan die massive Macht von 250 PS – an der Kurbelwelle. Nicht unbedingt erforderlich. Aber das rockt rakete Andrücker richtig.

DATA:

Modell: Triumph Rocket III „Angry-Rat“

Motor:

Garret Turbolader, 200 PS an der Kurbelwelle, 270 Nm bei 3.000 min, 348 kg vollgetankt

Sonstiges:

Öhlins-Suspension, Fußrastenanlage von Raask, Lackierung von Toro Rosso-Spezialist Knud Tiroch (Adresse siehe unten)

Hersteller/Besitzer: Firma Jürgen Schnaller, Motorräder-Zubehör, Bundesstrasse 5a, A- 6114 Kolsass, www.schnaller.at Phone: +43 (0)5224-66333

Lackierung:

Die Lackierarbeiten stammen von Knud Tiroch aus Wien, www.tiroch-art.com , www.schmarl.at, der unter anderem die Formel-1-Renner von Toro Rosso airbrusht.

Die Gesamtkosten der „Angry-Rat“ liegen bei ca. 50.000 Euro.

 

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