aus Kradblatt 7/23 von Hermann Franck

Sand, Moor und Heide in Brandenburg …

Schöne Alleen und Kiefernwälder
Schöne Alleen und Kiefernwälder

Auf meiner letzten Tour nach Polen hat mich meine Tourenplanung durch die Choriner Heide in Brandenburg geführt. Dieses Gebiet ist ein landschaftlich absolutes Highlight und von atemberaubender Schönheit und Unberührtheit. Über das Gebiet gibt es eine sehenswerte Doku in der ARD Mediathek „Tausend Moore, hundert Seen und ein Wald: Naturwunder Schorfheide“.

Herausforderung: Fahren im mulligen Sand
Herausforderung: Fahren im mulligen Sand

Meine Tour führte mich in einen Sandweg mit losem „Mahlsand“. Wider Erwarten war es nicht nur ein kurzes Stück, sondern es zog sich über Kilometer und der Sand wurde immer tiefer. Plötzlich versackte das Vorderrad in einer Sandmulde, die Fuhre kippte um und ich lag mit dem linken Bein unterm Motorrad eingeklemmt. Genau die Situation, vor der ich bei meinen Solo-Touren immer Angst hatte! 

Nachdem sich mein Puls ein wenig gesenkt hatte, gelang es mir mit viel Kraft und Ruckelei den Fuß aus dem Stiefel unter dem Motorrad herauszuziehen. Der erste Versuch das Motorrad aufzurichten schlug fehl. Auf Hilfe warten war auch keine Option, da das so abgelegen war, dass höchsten mal ein Landwirt vorbeikomme würde. Also entweder mit einem Stiefel und einer Socke zum nächsten Dorf laufen oder alles auf eine Karte setzen und das scheinbar Unmögliche versuchen. Also alles Gepäck vom Motorrad runter, ordentlich Wasser getrunken und volles Risiko auf meinen Oldtimer-Körper. 

Es hat geklappt! Ich war klatsch-nass, das Adrenalin tropfte aus meinen Ohren, aber meine 1200er Yamaha XT Ténéré stand wieder aufrecht.  

Besuch beim Plagefenn
Besuch beim Plagefenn

Nachdem ich die XT wieder beladen hatte wollte ich losfahren, und es kam die nächste Schrecksekunde: Das Hinterrad versackte sofort im Sand. Ich fahre seit über 40.000 km auf dem Motorrad nur den Heidenau Scout und auf den Reifen war wieder einmal Verlass; er wühlte die fast 300 kg souverän aus dem Sand! 

Abends in Witnica im Hotel angekommen, habe ich erst mal geduscht und meine Knochen sortiert. Als Spätfolgen des Kraftaktes sind der linke Knöchel , das rechte Knie und der Rücken im Zustand nach Überlast. Ich konnte zwar noch langsam gehen, das sah allerdings aber sehr nach „Roboterstyle“ aus!

Falls jemand Appetit auf eine Tour durch die Choriner Heide bekommen hat, habe ich eine Bitte und ein paar Tipps: Bitte fahrt zurückhaltend und leise. Das ist der Landschaft im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin angemessen und verhindert Streckensperrungen. Für eine solche Tour empfehle ich dringend ein Motorrad, das Enduro-Gene in sich trägt sowie gröbere Bereifung. Etwas Übung im Offroad-Fahren schadet auch nicht. Neben Sandwegen gibt es dort außerdem lange Strecken mit Kopfsteinpflaster, das über „Billstein-Teststrecken“ Qualitäten verfügt.

Übrigens: Fährt man weiter ostwärts, gibt es am Westufer des Werbelinsees eine Stelle, an der man direkt mit dem Motorrad ans Wasser fahren kann um sich dort abzukühlen.