Tagestour urch Ostfriesland
Wie kommt ein Mensch auf die Idee nach Ostfriesland mit dem Motorrad zu fahren? Nun die Sache ist eigentlich ganz einfach: Erstens – ich mag das Land und die Leute. Zweitens – gibt es auch da Kurven, man muss halt nur wissen wo.

aus bma 4/09

von Axel Jungmann

Tagestour urch OstfrieslandWie kommt ein Mensch auf die Idee nach Ostfriesland mit dem Motorrad zu fahren ?
Nun die Sache ist eigentlich ganz einfach: Erstens – ich mag das Land und die Leute. Zweitens – gibt es auch da Kurven – man muss halt nur wissen wo. Drittens – ich hatte schon einen Fernsehbericht gesehen über die Ecke und er war bezaubernd.   
Aber wie das im richtigen Leben so ist, es kommt immer was dazwischen! Keine Zeit, kein Geld, Moped kaputt etc.  Nun sollte es endlich (nach diversen Jahren ) so sein. Ostfriesland kenne ich eigentlich ganz gut, nur eben diese Ecke und die kleinen Strassen und Orte nicht. Schnell mit einer Freundin verabredet und schon geht es los.

Donnerstags morgens – so gegen 8:30 Uhr kletterte ich bei frischen Temperaturen in Oyten bei Bremen  auf die Fortbewegung. Ehrlich gesagt es war Ende September und schon arschkalt um diese Uhrzeit. Fast pünktlich um 9.05 kam ich dann bei der Freundin an, um sie abzuholen. Ok, es gab noch einen Kaffee (weil vor 9:30 – 10.00 war die Sonne noch nicht hoch genug und die Temperaturen somit ebenfalls zu niedrig). Wie die Mädels eben so sind.

Dann (leider) ab auf die Autobahn und bis Abfahrt Filsum die Distanz auf der BAB überbrückt. Die weitere Anfahrt in Richtung  Stadt Norden, dann über die B72 und ab Aurich über die B210 bis Georgsheil. Diese beiden Landstrassen sind quasi die Interstates Ostfriesland und stark befahren.
An dieser Stelle muss ich erst mal vier – eher allgemeine –  Bemerkungen über die Ostfriesen machen:
• Ostfriesland lebt vom Tourismus, die Ausschilderungen sind sehr gut. Verfahren geht fast gar nicht.   
• In Ostfriesland heißt es nicht ohne Grund: Er ist so dumm wie ein Badegast. Also bleibt von der Küste weg und dem Touristennepp.
• Das Wetter da oben ist entweder sonnig und windig, bewölkt und windig oder regnerisch und windig – ist halt so.
• Der gemeine Ostfriese hat ein sehr freundliches und verhaltenes Temperament. Eile liegt ihm dann doch nicht so und Aufregung nur dann, wenn es unbedingt sein muss.
Warum ich das sage? Ganz einfach: die Auswirkung auf den Verkehr auf diesen stark befahrenen Landstrassen sind etwas lästig. Denn der Ostfriese überholt nicht. Auch keine landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuge! Des Weiteren sieht er die Schilder mit Tempovorgaben als absolute Höchstgrenze an und zieht vorsichtshalber schon mal 10 Stundenkilometer ab. Das Ganze in Kombination verlangt von einem normalen Nordeuropäer dann doch schon mal sehr viel Toleranz.

Tagestour urch OstfrieslandWenn man dann noch weis das es in Ostfriesland eine gehobene Anzahl von stationären und mobilen Blitzgeräten gibt (wahrscheinlich liegt das an der Vergangenheit der Ostfriesen als Strandräuber) dann ist es klar, warum man da oben etwas mehr Zeit für die Wege einplanen muss.
Weiter im Text. Wir sind auf unserer Tour also in Georgsheil angekommen und biegen von da aus rechts in Richtung Stadt Norden ab. Bis Marienhafe, dann noch ein kurzes Stück auf so einer großen Landstraße und in Marienhafe dann links ab in Richtung Wirdum. Und schon fängt der Mopedspaß an. Die Strassen werden kleiner und winden sich durch noch kleinere Ortschaften oder durch die Landschaft. Diese Landschaft ist im wesentlichen von sehr viel Gegend geprägt und an den weitläufigen Stellen kommt noch jede Menge Umgegend zu. Der Reiz dieser Landschaft liegt eher im Detail. Weite Weideflächen, durchzogen von Gräben sind der Standart. Die kleinen Haine entpuppen sich bei genauerem Hinsehen als Gehöfte mit sehr altem Baumbestand als Schutz gegen den Wind oder einfach als Windbrecher. Nie vergessen: Dort oben ist zwischen Dir und dem Wind im Regelfall höchstens mal ‘ne Kuh. Der Straßenzustand da oben zaubert einem Enduristen schon ein leicht erfreutes Lächeln ins Gesicht. Dem gemeinen Motorradfahrer sollte es dringend davon abhalten die Kombination „zügig fahren und gleichzeitig gucken” anzuwenden. Die Gabel gibt dann doch die eine oder andere unangenehm heftige Rückmeldung. 

In Wirdum kann man sich dann entscheiden ob man ich Richtung Greetsiel (Küste) fahren möchte, nach Pewsum oder Loopersum. Da wir uns unbedingt den schiefsten Turm der Welt ansehen wollten (ja, ja, Pisa war gestern), haben wir uns für Loopersum entschieden, um von dort aus nach Suurhusen und zu dem Turm zu kommen. Der Eintritt ist frei und neben dem Turm kann man sich auch gleich ein uraltes Kirchturmuhrwerk ansehen. (Die „Guinessbuch der Rekorde-Zertifizierung” nicht vergessen). Da die Kirche in Eigenregie am Leben erhalten wird, ist eine kleine Spende aber angemessen, denk ich mal. Auf den Grabsteinen des Kirchfriedhofes gibt es dann noch die alten ostfriesischen Namen zu Bestaunen. Ubbo, Maart oder Folke findet man im Rest unserer Republik nicht ganz so oft. Da Suurhusen nur einen Steinwurf von Emden entfernt ist und wir schon Mittag hatten, haben wir uns entschlossen zu dem Fischimbiss am alten Emdener Hafen in der Stadtmitte zu fahren und uns eine Portion Backfisch bzw. Kibbeling abzuholen. Achtung: An der Ortseinfahrt stehen Blitzer. Danach kann man in das Otto-Haus gehen und sich diverse mehr oder weniger geschmackvolle Dinge aus dem Hause Rüssel (Rekords) von Otto Waalkes ansehen und käuflich erwerben. Auf alle Fälle ist Otto in dem Haus geboren oder groß geworden.

Tagestour urch OstfrieslandDann die 10 km wieder zurück und uns wiederum links in die „Büsche“ geschlagen in Richtung Pewsum. Da wollte ich mal hin, weil es ziemlich oft ausgeschildert ist. Muss ja einen Grund haben, dachte ich mir, also ab nach Pewsum. Man kann es sich ansehen, aber so richtig doll ist es nicht. Ggf. noch die Manningaburg mit ihrem Mühlenmuseum. Aber eigentlich waren wir ja zum Fahren da oben.
Da uns die Zeit so allmählich aus dem Ruder lief, machten wir uns dann wieder auf den Rückweg. Die Sonne war zwar noch recht warm, aber wir hatten ja nun auch noch zwei Stunden Fahrtzeit vor uns und so ab 16.00-17.00 Uhr wird es dann doch schon wieder ein wenig frisch

Über Groothusen in Richtung Emden und dann auf die Bahn, hatten wir uns so gedacht. Auf dieser Strecke kommt man an Rysum vorbei. Oder genauer: wer daran vorbei fährt, hat es auch nicht besser verdient.
Rysum ist ein Rundwarftendorf und mit zwei Motorrädern ist die Strasse schon voll. Es ist wirklich Klasse. Süß und puppig. Aber wie so oft muss man es halt selbst gesehen haben. Also trotz der langsam eng werden Zeit noch mal schnell runter vom Motorrad und uns die Kirche und die Mühle angesehen. Es hat sich gelohnt, absolut!

Die weitere Rückfahrt gestaltete sich dann nicht ganz so aufregend und war zum Teil Autobahn (Emden – Veenhusen) und zum Teil Landstraße. Aber eines ist sicher: da fahr ich noch mal hin, ggf. zu einer Küstentour oder wieder über die kleinen Landstraßen, um mir den Wind um die Nase wehen zu lassen. Es war ein schöner Tag.

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