aus bma 8/10 – Lesererfahrung

von Ingo Schmökel

Suzuki VX 800Eigentlich hatte ich das Thema „Motorrad“ für mich schon vor 29 Jahren abgehakt. Mein damaliges Mopped war eine Yamaha RD 125. Zwei unverschuldete aber schmerzhafte Unfälle machten den Abschied leicht. Es folgte das erste Auto, Heirat, Familie…

Vorletztes Jahr kam es dann wie aus heiterem Himmel. Dieses Blubbern, diese gedrungene, „komprimierte“ Optik, wow! Ich hatte zum ersten Mal eine Buell gesehen! 2008 ging dem Ende zu. Einige Buells hatte ich gesehen, allerdings überstiegen selbst die Gebrauchtpreise die von mir selbst gesetzte Budgetgrenze. Schließlich sollte es nur „just for fun“ für – womöglich nur – zehnmal im Jahr sein.

Damit meine neu erwachte Leidenschaft nicht zu sehr abkühlen konnte, bekam ich von guten Freunden zum Geburtstag einen Gutschein „die erste Ausfahrt 2009“ geschenkt. Es war auf einer geliehenen Virago. Manche sagen: „Typisches Frauenmotorrad”, ich sage: Da hat alles gepasst und es ist ein Motorrad, dass vieles verzeiht. Aus monetären Gründen hatte ich mich von der Buell gedanklich ja schon verabschiedet – motormäßig sollte es jetzt aber auf jeden Fall immer noch ein längs eingebauter V2-Motor sein.

Nachdem ich über die Website www.vx800.de die nette und sehr hilfsbereite Community der Suzuki VX800-Fahrer kennengelernt hatte, stand mein Wunschmotorrad fest: Eine Suzuki VX 800 sollte es nun sein. Sehr viele davon gab’s nicht, die bei mir in der Nähe zum Verkauf standen. Aber ich wollte ja auch nur eine 😉

Suzuki VX 800Mit dem besagten guten Freund ging es dann los. Die erste Maschine hatte schon bessere Zeiten gesehen (obwohl der Motor unter der von Hand aufgetragenen Silberfarbe so schön glänzte). Der Verkäufer nannte das „Streetfighter“. Naja… Für die zweite Maschine kamen wir etwas zu spät. Sie war schon weg – soll lt. Verkäufer im top Zustand gewesen sein. Toll… Die dritte Maschine war es dann. Der Verkäufer, ein Vorruheständler, hat gleich einen guten, seriösen Eindruck gemacht und die Suzi sah auch noch lecker aus. Erstzulassung 1996, 19.500 Kilometer gelaufen, Tourenscheibe, schwarz-metallic. TÜV nur noch ein halbes Jahr – es sah aber nicht so aus, als wenn das ein Problem wäre (war es dann auch nicht). Ein Simmering der Gabel war undicht, die Reifen waren vom Profil her zwar noch gut, vom Alter aber eher austauschwürdig. Der restliche Pflegezustand war okay und es gab zum Kauf noch ein Kofferträgersystem, ein Topcase und eine zweite, sehr bequeme Sondersitzbank dazu. Letztendlich wechselten 1.700 Euro den Besitzer und das Mopped war meins! Die erste Fahrt nach Hause war schon sehr aufregend. Die Gabelsimmeringe haben wir gewechselt und vorne gab es noch Sintermetall-Bremsbeläge samt Stahlflexleitung. Nun konnte meine erste Saison beginnen.

Über die Community auf www.VX800.de hatte ich Leute kennengelernt, mit denen ich an die Nordsee und zum Steinhuder Meer gefahren bin. Zusätzlich gab es viele kleinere Touren mit meinem Freund. Ein Plattfuß sorgte dann noch für den eh schon anvisierten Reifenwechsel. Die alten Metzeler runter und neue Bridgestone BT45 rauf. Die originale, zu weich ansprechende Gabel wurde mittels progressiver Wirth-Gabelfedern straffer abgestimmt. Hinten wurden bessere Hagon-Federbeine verwendet. Das letzte Stück des – doch sehr langen – hinteren Schutzblechs wurde entfernt und der Rückstrahler nach oben versetzt. Die letzte Fahrt in dem Jahr gab es am 15. Dezember und auf der Uhr standen 2.500 km mehr.

Suzuki VX 800Letztlich war es Zufall, dass ich bei der Suzuki VX 800 gelandet bin. Ein glücklicher Zufall. Gerade für mich als Wiedereinsteiger ist sie sehr gut geeignet. Mit einer Sitzhöhe von nicht ganz 80 cm kommt zumindest ab 178 cm Körpergröße auch an der Ampel keine Unsicherheit auf. Vollgetankte 225 kg lassen sich auch im Stand noch gut rangieren. Der Mittelständer ist nicht so optimal. Da muss ich mich ganz schön „ins Zeug legen“. Naja, es gibt aber ja auch noch den Seitenständer. Eingefleischte, erfahrene Moppedfahrer berichten von einem sehr guten Geradeauslauf und dem etwas schwerfälligen Kurvenverhalten. Das Fahrwerk stammt aus der Intruder, was den etwas längeren Radstand und die schräger stehende Gabel erklärt. Mir, als Wiedereinsteiger ist das gar nicht aufgefallen. Ganz im Gegenteil kam es mir sehr gelegen, dass die Maschine nicht in jede Kurve „fällt“. Ein großer Vorteil der VX ist auch der geringe Platzbedarf. Sie kommt – bedingt durch den längs eingebauten V2-Motor – sehr schmal daher und passt so neben dem Sharan sogar mit in unsere nur durchschnittlich große Garage.

Ein weiteres Plus der VX ist der Motor. Viel Kraft von unten heraus und ein nutzbares Drehzahlband, dass fast an einen Pkw erinnert. Einmal im dritten Gang, braucht man innerorts außer Gasgeben und Bremsen eigentlich nichts mehr zu machen. Und das alles geht mit einem sonoren Blubbern vonstatten. Die reine Freude für Bikerohren ist es, wenn man in einem höheren Gang aus sehr niedrigem Drehzahlbereich heraus beschleunigt. Mit einem „patschenden“, tiefen Blubbern stampfen die 60 PS dann vorwärts! Diese Leistungsentfaltung kommt mir sehr entgegen. Ich kann (um erstmal wieder warm zu werden) die erste Zeit ganz gemütlich über die Landstraßen blubbern und wenn ich irgendwann meine, dass „es wieder geht“, kann ich mir auch die Arme langziehen lassen.

Dieses Jahr geht’s noch zum Sicherheitstraining beim ADAC, das mir meine immer besorgte Frau geschenkt hat.