aus bma 2/10

von Holger Gerds

Suzuki SV 650 S Modell 2001Alles begann im Jahre 2003 mit der üblichen „Kaffeeschnorrer-Tour” durch den weiteren Landkreis, beim BMW-Händler im Nachbardorf. 2001er SV 650 S in blau, 1900 km und unverbastelt. Nach einigem hin und her und hin und weg nahm er meine 99` ER 5 mit 34.000 km in Zahlung und der Spaß konnte beginnen. Mittlerweile sind original gewartete 45.000 lustige und derbe, peinliche und spannende Kilometer zusammengekommen. Auf dem Hinterrad fahren ist manchmal ganz lustig. Dafür wurde es ziemlich derbe, als ich mit völlig abgefahrenem selbigem einen Rutscher auf nasser Straße hinlegte. Plastik verschrammt, Hebel und Fußraste krumm, der Schaltmechanismus hing völlig sinnfrei irgendwo und der Blinker war weg. Ich befand mich zwischen Asphalt und der SV. Bin halt in der Kurve zu schnell am Gas gewesen für das minimale Profil. An dieser Stelle muss ich mal für Leder eine Lanze brechen. Egal ob warm oder kalt, es hilft dir immer schlimmeres zu verhüten, denn fliegen könnten wir alle mal, ob wir wollen oder nicht.

Na denn, dann kommen eben Miniblinker dran, die wollte ich sowieso. Die Original-Bereifung ME Z4 kam jetzt endlich auch in die Tonne, die Dinger waren in langsamen Kurven enorm kippelig. Manche peinliche „Hampelmann-Nummer” war mit den Dingern immer mal drin, irgendwie hatte ich nie Vertrauen. Mit dem Bridgestone BT 20 wurde alles besser. Viel besser. Die Laufleistung ist geringer, dafür kann man ohne Probleme auch die ganze Breite nutzen. Die Sitzposition ist nach dem Winter zuerst mal verspannend, dann aber entspannt sich das Ganze wieder. Noch passt mir das und ein Rohrlenker drauf geht dann immer noch. Umgebaut habe ich relativ wenig. Außer den Miniblinkern, die vorne Blinkerspiegeln aus Italien weichen mussten, kam nur eine Puig-Racing-Scheibe und ein Ixil Rohr dran. Den Ixil-Extrem-Shorty find ich optisch und vom Sound her total gelungen. Dabei fahr ich nur die Legale der drei möglichen Versionen. Die Illegale (aus dem Flansch den DB-Killer entfernen) ist schon derbe prollig und die scheißegale (den Rest ausräumen zwecks freier Sicht auf die Ventile) ist nicht von dieser Welt (getestet Sonntagnacht in der leeren Resonanzröhre Elbtunnel). Übrigens, bei Kontrollen müssen die Trachtengruppler immer aufs Knie und das Haupt in Demut senken um die E-Nr. zu erkennen.

Den Kennzeichenhalter habe ich gedremelt, nachdem ich umgekennzeichnet hatte. Euro-Kennzeichen und 3 Buchstaben machten einen verdammt dicken Hintern. Links ist die Soziusraste abgebaut und rechts der Rastenhalter abgeschliffen und nur noch Auspuffhalter. Vielleicht baue ich das Heck noch mit Gixxer-Plastik um wegen der eingebauten Blinker, mal sehen. Dann wird der Ixil-Topf noch etwas höher gelegt, weil die Blinker dann den Platz dafür freigeben.

Von Anfang an kamen die üblichen Wirth-Federn zum Einsatz. Zusammen mit etwas erhöhtem Luftdruck konnte ich so die Schwächen des 60` Vorderreifens etwas kompensieren. Ein 70` ist meiner Erfahrung nach nicht freigegeben. Das Federbein gerät langsam an seine Grenzen, also ein neues von Wilbers oder ein gebrauchtes vom Gixxer bis 2000 (soll passen sagt ein Kumpel), ich weiß es noch nicht. Bock hätte ich ja auf ein feines Öhlins-Teil, das gibt’s für leckere 900 Euronen plus Einbau.

Suzuki SV 650 S Modell 2001Immer sorgfältig warmfahren, die Service-Intervalle irgendwie regelmäßig einhalten und ein Auge auf die Kette haben, dann klappt’s völlig problemlos mit der SV. Die Kette schmiere ich nur manuell, kurz aufbocken und mit trockenem Kettenfett gezielt einsprühen, das reduziert den Schmand am Hinterrad erheblich und alle 5.000 km mit Kettenmax reinigen. So hielt der originale Kettensatz 30.000. Die Batterie ist immer noch die Erste, und ich habe den C-tek Komfort Indicator an die Batterie angeschlossen. Jetzt liegt unter dem Soziuspolster ein kleiner Anschlussstecker für ein Ladegerät mit einer Ampel. So erkennt man schnell den Zustand der Batterie und kann nachladen. Die Bremsbeläge und Scheiben sind ebenfalls noch nicht gewechselt und die Kupplung lässt sich ebenfalls nicht verschleißen, liegt wohl am überwiegend maßhaltigen Fahrstil. Bei 43.000 km kamen neue Kupplungsfedern rein, die Scheiben waren noch völlig maßhaltig und ein neuer Satz BT 20 drauf. Ich bin mit den Gummis eben zufrieden. Der Hinterreifen hält ca. 10.000 km. Die SV ist einfach nur geil zum Fahren, egal ob zur Schicht, für längere Touren oder zum Rumspaßen. Immer schön unter Zug halten, dann klappt’s auch mit minimalen Lastwechsel-Reaktionen. Dieser V2 hat Charakter und ist bezahlbar, auch im Unterhalt. Sämtliche Wartungen habe ich beim Suzuki-Händler machen lassen. Bis heute war das kein rausgeschmissenes Geld, im Gegenteil.

Suzuki SV 650 S Modell 2001Die Bremsen sind absolut in Ordnung. Klarer Druckpunkt und intensive Benutzung lassen sie nie schwächeln, der Kollege hinten geht ziemlich bissig zur Sache, was den GTÜ-Mann seinerzeit mächtig in Schweiß brachte. Vibrationen sind eigentlich immer ein Thema, aber die gehören nun mal dazu. Ausdrehen macht Spaß, die Endgeschwindigkeit überhaupt nicht. Ziehen am Draht gibt’s für 6 Liter, zupfen wird mit unter 5 Liter belohnt. Das ist fair, insofern reichen 71 PS für mich völlig aus zum Spaßen. Landstraßen mit gutem Asphalt (sterben aus) sind eine ideale Spielwiese, Stadtverkehr ist eher bescheiden.

Den Knubbel werde ich wohl noch lange fahren, denn die 3. Auflage der SV ist keine SV mehr, die 2. Auflage mit ABS war es irgendwie auch nicht. Was ich gerne hätte, wäre eine Trockenkupplung (technisch leider nicht machbar, aber ich liebe das kranke Gerassel) und eine Underseat-Anlage (MAB hat eine, aber Hölle teuer), ansonsten habe ich ein absolut feines Teil. Was in Zukunft noch anliegt; wie gesagt ein neues Federbein und feine Pazzo-Hebel für meine sensiblen kleinen Griffel. Die SV war ein guter Kauf; ich hätte am Anfang nicht gedacht, sie so lange zu fahren. Es macht immer noch richtig Laune und das auf völlig unkomplizierte Art und Weise.