aus bma 07/07
von Winni Scheibe
In Kanada sind 65 Meilen pro Stunde erlaubt – mit 170 Meilen wurde er âgeblitztâ. Das sind unglaubliche 272 Sachen, ein Höllenzahn fĂŒr eine alte 1100er Suzuki Katana von 1982.
In der Szene kennt sich Jean-François Tardif aus. WeiĂ, welche Dopes âinâ sind, und welcher Sprit die beste Dröhnung verschafft. In diesem Metier ist er zu Haus, sozusagen ein Fachmann. Mit dem Speedlimit nimmt er es dagegen nicht so genau. Wenn es mit rechten Dingen zugegangen wĂ€re, hĂ€tte er nach diesem Streich fĂŒr etliche Monate gesiebte Luft inhaliert, die Fahrkarte hĂ€tte man ihm auf Lebenszeiten gelocht. Doch der Sheriff, der ihn mit der Radarpistole âgeblitztâ hatte, war sein Bruder Jean-Marc. Und wer letztendlich schĂ€rfer darauf war, genau zu wissen, was das Bike tatsĂ€chlich drauf hat, weiĂ von den beiden heute auch keiner mehr. Was sie allerdings vorher wussten, war, dass im Motor satte 155 PS steckten.
Bei der Katana handelt es sich nĂ€mlich nicht um einen mit viel MĂŒhe und Not ĂŒber die Runden gebrachten Suzuki-Veteranen, sondern der Edelrenner ist von erster Sahne. Auch der Eigner ist kein Junkie, vielmehr ist Jean-François Tarif engagierter Drogen- und Alkoholtherapeut und in seiner Freizeit ein exzellenter Schrauber. Und die nĂ€chtliche Speedmessung war eine einmalige Aktion. Die, wĂ€re sie nĂ€mlich rausgekommen, hĂ€tte mit Sicherheit seinen Bruder den Job gekostet.
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Doch dieses illegale Rennen musste sein. Alles aufzuzĂ€hlen, was Jean-François an seinem Bike umgebaut, geĂ€ndert, modifiziert und getunt hat, wĂŒrde locker einen dicken WĂ€lzer fĂŒllen. Denn auĂer dem Rahmen, der Katana-typischen Verkleidung mit Armaturen, Tank und Sitzbank, ist nichts mehr original. Der Motor ist eine Mixtur aus GSX-R 1100-Triebwerk mit Sechsganggetriebe von der GSX-R 750. SelbstverstĂ€ndlich hat Jean-François der Antriebseinheit krĂ€ftig auf die SprĂŒnge geholfen. Dicke Wiseco-Kolben brachten den Hubraum auf 1195 ccm, die Verdichtung erhöhte sich auf 11 zu 1. Power-Parts von Yoshimura und Dynojet gehören genauso zum Muss wie die optische Aufbereitung des Motors. Nichts ist so, wie es einmal war. Die GehĂ€use sind weiĂ-, der Zylinderblock schwarzlackiert, die Seitendeckel verchromt.
Ebenfalls aus dem GSX-R 1100 Lager stammen Telegabel, LaufrĂ€der und Bremsen. Die nach Alu ausschauende Schwinge ist wirklich aus Aluminium. Das stabile Bauteil hat der pfiffige Therapeut selbst konstruiert und zusammengeschweiĂt. Haltebleche, Streben, Schrauben und Muttern wurden auf Hochglanz gebracht. Wieviel Stunden der Kanadier beim Umbau in seiner Werkstatt verbracht hat, kann er nicht sagen, dafĂŒr hat er aber alle Rechnungen aufgehoben. Es sind Quittungen ĂŒber umgerechnet 15.000 Euro. Das ist ein Menge Holz, seine Arbeitszeit hat er natĂŒrlich nicht mitgerechnet. SchlieĂlich wollte er einen unverwechselbaren Streetfighter auf die RĂ€der stellen. Das ist ihm mit Sicherheit gelungen. Denn auch das WeiĂ ist kein normales WeiĂ, sondern genau das Lamborghini Countach-PerlweiĂ.
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