aus Kradblatt 11/22 von Torsten Thimm, www.ttmotorbikeblog.com

Sportlich reisen …

Suzuki GSX-S1000 GT, Modell 2022
Ein alter Werbespruch sagte einmal „Blau macht glücklich“!  Dass es sich dabei lediglich um die Innenbeleuchtung eines Autos handelte, ist nicht so wichtig (Volkswagen für den Golf IV, 1999).

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Spätestens wenn man die neue Suzuki GSX-S1000 GT in ihrem „Triton Blue“ genannten Lackkleid vor sich stehen sieht, weiß man warum Blau glücklich macht. Es sieht einfach sensationell gut aus. Daneben bietet Suzuki alternativ noch eine schwarze und eine mehr ins dunkelblau gehende Variante an. In Triton Blue kommt die Linienführung des „Grand Tourismo“ Tourers allerdings so richtig gut zur Geltung und bestärkt gleichzeitig den sportlichen Anspruch der Maschine. 

Sportlich Touren mit der GT
Sportlich Touren mit der GT

Hat man auf dem zwar straffen aber zugleich bequemen Sitzpolster Platz genommen wird klar, dass Suzuki es mit dem Thema Grand Tourismo ernst meint: ein entspannter Kniewinkel, ein sauberer Knieabschluss am Tank und sehr gut zu erreichende Bedieninstrumente bieten trotz sportlicher Optik guten Komfort. Alles ist übersichtlich gestaltet, die Anzeigen im 6,5 Zoll Farb-TFT und die Bedienelemente an den Lenkerenden wirken nicht überfrachtet und lassen sich praktisch sofort logisch bedienen. Die Haptik ist gut und die Qualität wirkt durchweg solide. 

Die Verknüpfung mit der Suzuki „My Spin“ App macht das TFT-Display für den Fahrer praktisch zur Homebase im System GSX-S1000 GT. Zugriff auf das Telefon, die Kontakte, die Musik (Playlist) und sogar die Navigation sind damit möglich. Wobei die vorinstallierte Navigation von Suzuki rein statisch ist. Wer aktives Routing möchte, benötigt eine zusätzlich App wie z. B. Sygic (www.sygic.com). An weiteren App-Möglichkeiten wird derzeit bei Suzuki noch gearbeitet, denn längst sind nicht alle angebotenen Navigations-Apps verknüpfbar. 

Suzuki GSX-S1000 GT - 3 Farben für das Modell 2022 zur Auswahl
3 Farben stehen für das Modell 2022 zur Auswahl

Das TFT ist zweigeteilt und bietet alle Infos, die man auf der kleinen und großen Tour benötigt. Neben dem gewählten Fahrmodus gibt es auf der rechten Seite die Anzeige der Traktionskontrolle, des gewählten Ganges, der Reichweite, der Temperatur und des Quick­shifters zu sehen. Links dominiert der Drehzahlmesser, gefolgt von der Geschwindigkeits- und der Tankanzeige. Beim Benutzen der My Spin App ändert sich die Anordnung dann etwas und als zentraler Punkt im Cockpit taucht die Navigation auf, während die restlichen Funktionen an die Ränder verlegt werden.    

Hat man sich und sein Handy auf und mit der Suzuki eingerichtet kann es auch schon losgehen. Der altbekannte aber rundum erneuerte Vierzylinder aus der GSX-R springt seidenweich an und treibt die GSX-S mit 152 PS und 106 Nm bei 9250 Umdrehungen ebenso seidenweich wie vehement voran. Auf unseren Fahrten wieselte die GT im wahrsten Sinne des Wortes souverän ums Eck. Schwächen zeigte sie dabei keine, ganz im Gegenteil: der Motor in Verbindung mit dem sauber zu schaltenden Sechsganggetriebe machte durchweg gute Laune. Zumal man, wenn man flott vorankommen möchte, einfach in beide Richtungen durch den Quick­shifter steppen kann. Da hängt und zwickt nichts, denn Suzuki hat hier ein wirklich super fein arbeitendes System verbaut. 

Markante Front mit Tagfahrlicht - Suzuki GSX-S1000 GT, Modell 2022
Markante Front mit Tagfahrlicht

Und damit nicht genug, denn als Fahrer wird man zudem vom Suzuki-Intelligent-Ride-System (S.I.R.S.), einem umfassenden Paket modernster elektronischer Assistenzsysteme unterstützt. Diese halten sich dezent im Hintergrund, stehen aber natürlich im Fall der Fälle zur Verfügung. Durch die Nutzung des elektrischen Gasgriffs hat auch die GT mit dem Suzuki Drive-Mode-Selector (SDMS) drei zur Verfügung stehende Fahrmodi an Bord. Die mit A=Active, B=Basic und C=Comfort bezeichneten Modi bieten eine gute Abstufung des Ansprechverhaltens der Maschine. Damit ist sie für die unterschiedlichen Fahrbedingungen und Wetterlagen bestens gerüstet. 

LED-Beleuchtung auch am Heck
LED-Beleuchtung auch am Heck

Eine praktische Fahrhilfe ist auch der Tempomat – auf Langstrecke ebenso wie in geschwindigkeitsbegrenzten Zonen. Er funktioniert zwischen 30 und 180 km/h problemlos und verfügt sogar über eine Erinnerungsfunktion der letzten Einstellung.

Und auch die restlichen Helfer der Maschine unterstützen den Fahrer und machen ihm das Leben etwas einfacher. So hilft z. B. das mittlerweile aus anderen Modellen schon bekannte Suzuki Easy Start System beim Startvorgang, indem man den Starterknopf nur antippen muss und die Elektronik den Rest übernimmt. Durch den Low-RPM- Assistent in Verbindung mit dem Kupplungsassistenten wird die Drehzahl beim Anfahren minimal angehoben, sodass ein Abwürgen des Motors fast unmöglich ist. 

Zu guter Letzt sorgt die fünfstufige Traktionskontrolle Suzuki Traction-Control-System (STCS) für den passenden Grip am Hinterrad der GT. Das System ist deaktivierbar, was aber in Anbetracht der Leistung und in Sachen Sicherheit eher wenig Sinn macht. 

Mir gaben diese Systeme, unbewusst im Hinterkopf, eine zusätzlich Sicherheit und ein gutes Gefühl. So kann man sich auf das Wesentliche, nämlich das Genießen und Fahren konzentrieren. Und das macht, wie die blaue Farbe am Lackkleid der Maschine, Spaß und wiederum glücklich. 

Fahrwerk, Aerodynamik und Bremsen sind nicht elektronisch einstellbar. Aber mal ehrlich: wie oft nutzt man diese Funktionen tatsächlich? Aus meiner Erfahrung heraus eher selten, denn wenn das Setup einmal stimmt, lässt man es dabei. 

Übersichtliches Farb-TFT-Display
Übersichtliches Farb-TFT-Display

Hier bieten die Bauteile von KYB (USD-Gabel mit 43 mm Durchmesser) und das über Umlenkungen montierte Federbein alle Möglichkeiten der individuellen Anpassung. Sie arbeiten ausgezeichnet, allerdings fehlt am Federbein ein Handrad für schnelle Justierung der Federbasis. Wer oft mit wechselndem Gewicht fährt, wird hier wohl eher in ein Zubehörfederbein investieren als zum Hakenschlüssel zu greifen. 

Und wo wir gerade dabei sind, wäre eine in der Höhe verstellbare Scheibe ein ebenfalls tolles Feature an einem Grand Tourismo Tourer. Suzuki gleicht diesen Punkt mit einer höheren Tourenscheibe für größere Fahrer aus, die man im Zubehör ordern kann. Das kann man so machen, aber anders wäre es unter Umständen einfacher gewesen. Die restliche, im Windkanal gestaltete Aerodynamik der Maschine ist wirklich gelungen und es kommt zu wenig bis gar keinen Verwirbelungen (je nach Größe und Helm).

Was die Bremsanlage angeht macht Suzuki bei der GT keine Kompromisse. Mit den 310er Scheiben vorne und den wohlbekannten Monoblock-Bremssätteln von Brembo ist das System standhaft und ausgezeichnet dosierbar. Bei den zum Teil flotten Landstraßenfahrten stellte sich das immer wieder aufs Neue heraus und zeigte, wie ausgewogen das Gesamtkonzept Suzuki GSX-S 1000 GT ist. 

In dieses Gesamtkonzept gehört auch die moderne LED-Technik. Die Scheinwerfer und Standlichter integrieren sich perfekt in den Verlauf der Verkleidungsformen und sind zugleich ultrahell. Auch am Heck haben die Designer das LED-Rücklicht auf diese Art in die Verkleidung eingepasst. Selbstverständlich hat man bei den Blinkern damit nicht aufgehört. Moderne Technik, die zu begeistern weiß und zudem für erhöhte passive Sicherheit sorgt ist in, und das ist auch sehr gut so.

Suzuki GSX-S1000 GT - auch zu zweit lässt es sich gut reisen
Suzuki GSX-S1000 GT – auch zu zweit lässt es sich gut reisen

Fazit: Mit der GSX-S 1000 GT hat Suzuki der nackten GSX-S 1000 eine höchst tourentaugliche Schwester zur Seite gestellt, die viel Potenzial bietet. Die Sitzposition für Fahrer und Beifahrer sind auch auf längeren Etappen ausgezeichnet, das Suzuki-eigene Gepäcksystem bietet trotz fehlendem Topcase ordentlich Platz und integriert sich sehr gut ins Design. Ein kleiner Wermutstropfen ist für mich die nicht verstellbare Scheibe, das fehlende Handrad am Federbein und die noch fehlenden Verknüpfungen mit anderen Apps in Sachen Navigation. Zu guter Letzt bietet das eigene Zubehörsortiment eine Menge an hochwertigen Bauteilen an, mit der die Maschine noch zu individualisieren und optimieren ist, wie z. B. die einstellbaren Handhebel von Gilles Tooling. Ansonsten macht Blau tatsächlich glücklich und ich bin mir sicher, dass das der Suzuki GSX-S 1000 GT für 14.600 Euro zzgl. NK auch in den anderen angebotenen Farben sehr gut gelingen wird.