aus bma 9/99

von Thorsten Schulz

Im Juni 1996 stand ich gerade bei meinem Händler und wollte meine damalige VS 1400 zur Inspektion bringen, als ich vor dem Laden angesprochen wurde, ob ich das schöne Stück nicht verkaufen wolle. Klar, es war erst eineinhalb Jahre jung, super umgebaut und top in Schuss. Und da der Händler meine Neue sogar binnen 48 Stunden liefern konnte,waren wir uns schnell einig. Das Geld wanderte gleich in die Hände des Dealers. So kam ich zu meiner GSF 1200 S Bandit in schwarz.
Ein Motorrad, das für einen (damaligen) Einstandspreis von 14.000 DM brutto (Kanada-Import) all das hatte, für was ich bei anderen Modellen viel mehr hätte zahlen müssen; zumal die Bandit ein Zwischenmotorrad darstellt. Auf der einen Seite ist das Krad sehr auf Superbike getrimmt und trotzdem ist es touren- und zweimann/frau-tauglich. Also genau das Gesuchte, meine Frau und ich sind beide über 1,80 m lang. Schon als ich die Bandit abholte, merkte ich, dass es sich wieder einmal bewahrheiten sollte, dass Importmotorräder mehr Leistung haben als die deutschen. Die ersten 1000 Kilometer waren ein gegenseitiges Abtas-ten – mal sehen, was sie kann – mal sehen, was der Fahrer drauf hat. Ich war schon einiges gewohnt (z. B. ZXR 750, offen), doch dieser Motor ist einzigartig. Bereits bei 2000 U/min entwickelt er enorme Kräfte, die auch erst kurz vor dem roten Bereich aufhören. Ein sehr guter Geradeauslauf (für einen Stahlrahmen), super Kurvenverhalten und Bremsen, die mit anderen, teureren, Modellen vergleichbar sind. Also alles in allem ein Allround-Bike, das nicht nur durch seinen Preis besticht, sondern auch durch Optik, Leistung und Fahrverhalten. Aber einen Haken muss die Sache doch haben?

 

Richtig, die erste Inspektion stand an und diese schlug mit über 700 Mark zu Buche. Erklärung: der Motor der Bandit ist ein alter Bekannter, aus der GSX 1100 R (aus dem Jahre 1988). Dieser wurde aufgebohrt und nur an den Vergasern modifiziert. Also mussten Ventile eingestellt werden, drei waren bereits verstellt. Ein kleines, anderes Manko ist die zu kleine Windscheibe. Hier war schnell Abhilfe geschaffen. Eine MRA-Spoilerscheibe in Schwarz brachte nicht nur eine bessere Optik, sondern auch eine angenehmere Sitzposition bei entsprechend zügiger Fahrweise auf der Bahn.
Und die Bahn liebt eine Bandit. Wenn man dem Tacho glauben darf (es gibt ja auch noch den Weihnachtsmann), dann fährt sie über 280 km/h. Nicht so schnell wie andere, aber wesentlich bequemer durch die aufrechte Sitzposition. Der Beifahrerplatz ist ebenfalls sehr komfortabel, da die Beine nicht zu sehr angewinkelt werden müssen und die Sitzbank entsprechend lang und breit ist. Auf der Bahn ist auch mit zwei Leuten und vollem Reisegepäck eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 160 km/h mehr als möglich. Auch hier noch ein kleiner Wermutstropfen: Bei Vollgas sind leider 12 Liter Verbrauch nicht ungewöhnlich. Bei normaler Fahrweise, auch zu zweit mit Gepäck, liegt dieser bei 7-8 Litern – für heutige technische Möglichkeiten leider viel zu hoch.
Die Reinigung ist, wenn regelmäßig durchgeführt, ein leichtes. Eine Vollreinigung – Lack, Rahmen, Motor, Fel- gen, Auspuff und Unterzüge – dauert maximal zwei Stunden; bei einer VS 1400 sind acht Stunden nichts! Nun ja, ich bin da auch sehr kleinlich. Ich putze sogar die goldenen Kettenglieder der serienmäßigen RK-Kette – weil es eben besser aussieht.
Besser sehen auch die nachträglich angebauten schwarzen Mini-blinker (mit ABE) aus, die Original-blinker wirken klobig. Ansonsten hat die Bandit alles, was man für den täglichen Einsatz braucht. Sollte das aber nicht reichen, gibt es alles Erdenkliche zum An-, Auf- und Umbauen auf dem Zubehörmarkt zu kaufen.
Nun, nach zweieinhalb Jahren, der ersten TÜV-Abnahme und ca. 11.000 Kilometern (übrigens mit dem ersten Satz Reifen, bei guter Pflege halten diese ca. 16.000 km) steht sie immer noch in der Garage und wird sicherlich nicht so schnell verkauft werden. Bis dato hatte sie weder eine Panne noch sonstige Mängel oder gar Ausfälle. Es ist ein Motorrad für alle Zwecke, da sie ebenso schaltfaul gefahren werden kann wie gehetzt werden will. Der Motor liefert in allen Lagen Kraft im Überfluss. Der Rahmen ist selten aus der Ruhe zu bringen und die Bremsen sorgen dafür, dass man rechtzeitig zum Stehen kommt.
Und dann verzeiht man eben den hohen Spritverbrauch genauso wie die jährliche Inspektion, die eben etwas teurer ist. Die Suzuki GSF 1200 S Bandit ist alles in allem ein Bike, in dessen Stahlrahmen mehr als nur ein Herz schlägt. Es macht allen Tourern, Sportlern, Tourensportlern, Sporttourern (wer blickt denn da noch durch), naja, eben allen, die mehr als ein Motorrad haben wollen, Spaß.