aus bma 11/02

von Ina Howind

Nachdem ich einige Jahre als Sozia hinter meinem Freund gesessen hatte, beschloss ich im Winter 1996, mich „selbstständig” zu machen und legte im Mai 97, rechtzeitig zum Saisonbeginn, die Prüfung für den Führerschein der Klasse A ab. Nach zwei Jahren mit einer Kawasaki KL 250 A stand für mich im Herbst 1999 fest: „Ich brauche ein anderes Motorrad!”
Im Winterhalbjahr 1999/2000 nervte ich sämtliche Motorradhändler in und um Hannover und unternahm Sitzproben auf den verschiedensten Modellen, um ein passendes Motorrad zu finden. Eine Enduro kam auf Grund der Sitzhöhe nicht in Frage und ein Chopper sollte es keinesfalls sein. Ein wichtiges Kriterium war nach den Erfahrungen mit der Kawasaki auch die Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Und zu teuer durfte „die Neue” auch nicht sein.

 

Suzuki GS 500 EIm Januar 2000 fiel dann die Entscheidung: Eine Suzuki GS 500 E sollte es sein. Nach intensivem Studium diverser Anzeigenblätter und Internet-Seiten wurde ich Ende Januar bei einem Motorradhändler fündig. „Sie“ war zehn Jahre jung, nur 15.000 Kilometer gelaufen, mit leichten Gebrauchsspuren, aber gut in Schuss. Die „Suse” musste noch entdrosselt und dem TÜV vorgeführt werden. Eine Woche später wurde sie angeliefert, alles zusammen für 3.000 DM.
Bis zur Zulassung im April wurden noch die stark verschmutzten weißen Felgen schwarz lackiert und ein neuer Hinterreifen aufgezogen. Vorsichtshalber wurde auch ein Motorschutzbügel montiert und zur Ver-schönerung der Front folgte noch ein kleines Windschild. Der Sommer konnte kommen…
Die GS 500 und ich freundeten uns schnell an. Sie erwies sich als handliches und unkompliziertes Motorrad, das sowohl in der Stadt als auch auf der Landstraße viel Spaß bereiten kann. Während verschiedener Ausritte in den Harz, das Weserbergland, die Lüneburger Heide und in den Naturpark Steinhuder Meer bewies die „Suse” ihre Alltagstauglichkeit und Zuverlässigkeit.
Mit dem Ende der Saison kam dann die große Inspektion mit Grundreinigung bis in die letzten Ecken inklusive Beseitigung von Rost und Lackschäden. Im April 2001 sah mein Motorrad dann wieder fast wie neu aus. Das befand auch der Sachverständige der DEKRA und besiegelte den guten Zustand mit einer neuen Plakette.
Echte Die Suzuki verrichtete dann in der Saison 2001 stets zuverlässig ihren Dienst. Der Kraftstoffverbrauch belief sich auf ca. fünf Liter pro 100 Kilometer (Normal bleifrei) und ein Ölverbrauch war nicht messbar.
Abgesehen vom regelmäßigen Spannen der Kette und der Kontrolle des Reifendrucks waren keine Wartungsarbeiten notwendig und die Hauptbeschäftigung mit dem Motorrad waren Ausfahrten nach Feierabend und am Wochenende und nicht das Schrauben.
Nach einigen Fahrten durch Dauerregen regte sich in mir der Wunsch nach Heizgriffen, wie ich sie von der BMW meines Freundes kannte. Die Montage bedeutete ein echtes Plus an Komfort, nicht nur im Winter.
Anfang November wurde die GS 500 dann in den „Winterschlaf” geschickt: Ölwechsel mit Filtertausch, Wäsche mit Wachs und Behandlung mit Korrosionsschutz. Die Räder wurden zum Glasperlstrahlen und Lackieren gegeben und die vordere, zwölf Jahre alte Bremsleitung durch eine neue Stahlflexleitung von Spiegler ersetzt. Im März erfolgte die obligatorische Frühlings-Inspektion mit Austausch von Luftfilter und Zündkerzen. Die Saison 2002 konnte beginnen…
Auch in diesem Jahr bereitet die Maschine keinerlei Probleme. Zum Saisonende werden wohl die Bremsbeläge und der Kettensatz erneuerungsbedürftig sein, was aber nach mehr als 20.000 Kilometer sicherlich nicht als übermäßiger Verschleiß zu bewerten ist. Leider ist zwischenzeitlich der Lack auf den Felgen wieder brüchig geworden und beginnt abzuplatzen.
Die Suzuki GS 500 E ist zwar inzwischen in die Jahre gekommen, hat aber nach wie vor ihre Daseinsberechtigung. Sie ist zwar kein High-Tech-Motorrad und kann mit Ihren Leistungsdaten auch niemanden vom Stuhl reißen, glänzt dafür aber mit anderen Qualitäten: gutes Handling, akzeptables Gewicht (für Frauen um und unter 1,65 Meter Körpergröße von Interesse), günstiger Preis, gute Ersatzteilversorgung auch von Drittanbietern und mit 34 kW ausreichende Fahrleistungen. Bremsen und Fahrwerk sind der Motorleistung jederzeit gewachsen und auch bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn kommt keine Unruhe auf. Wenn Suzuki noch einen verstellbaren Kupplungshebel vorgesehen hätte (den es meines Wissens leider auch nicht als Zubehör gibt) und bei der Fertigung etwas mehr Wert auf die Qualität der Lackierung des Rahmens und der Schweißnähte gelegt sowie eine nicht so rostanfällige Auspuffanlage montiert hätte, wäre das Motorrad perfekt. Unterm Strich ist die Suzuki GS ein gelungenes Alltags-Bike für alle Gelegenheiten, allerdings ist sie ungeeignet für Ferntouren mit Sozius und Gepäck.