aus Kradblatt 6/15
von Floh Roloffs DR

100.000 Kilometer mit Suzuki DR 650 RS

Suzuki DR650RS mit Floh

Im Oktober 1996 hat meine jetzige Besitzerin mich beim Händler gesehen und wir wussten, das wird eine Verbindung für immer.

Kleines Problem, im wahrsten Sinne des Wortes. Floh ist mit 1,58 m Körpergröße nicht wirklich groß. Der Händler (guter Schrauber), veränderte das Umlenksystem und schob die Gabelholme ein paar cm durch die Gabelbrücke.

Bis Dato haben wir viel gemeinsam erlebt und viele Länder gesehen. D / NL / PL / CZ / FL / CH / A / I / B / L / SLO.

Floh hat mich jährlich zur „privaten Inspektion“ gebracht (Dank an R. N.) oder auch mal kleinere Selbstversuche unternommen. Größere Reparaturen hatte ich nie.

Als Floh und ich von Wien nach Rotenburg gefahren sind (1200 km an einem Tag), habe ich vor Passau mein Lenkergewicht verloren und den Sturzbügel „durchvibriert“. Sie tat mir echt Leid, denn in Rotenburg spürte sie weder ihre Finger noch ihre Füße.
Der Sturzbügel war oft, durch mein schütteln, gebrochen und nach X-Schweißversuchen kam dem Händler die Idee: Nicht auf Spannung schweißen!

Da Floh eine kleine (hi, hi) Frostbeule ist, kaufte sie Heizgriffe. Tipp von Floh: Heizgriffe mit Autoscheibenkleber festkleben. Rutschen dann nicht beim Gasgeben. Der Heizgriffeverkäufer hatte auch einen Tipp: Die Heizgriffe an der Hupe anklemmen, denn wenn man diese vergisst auszuschalten, dann ist die Batterie nicht leer.
Guter Tipp??? Naja, gedacht: In den Pyrenäen ging es mir echt schlecht. Ich konnte nicht mehr weiter. Eine kleine, französische Rasenmäher-Fahrrad-Motorradwerkstatt (Atelier) versuchte mir zu helfen. Eine neue Steuerbox, aus Deutschland, sollte meine Medizin sein. Nach 1 Woche kam diese per Post aus Deutschland an. Leider war die Steuerbox nicht für mein Modell. Also war diese Aktion erfolglos. Floh hat die Schmutzwäsche, die komplette Campingausrüstung an mir befestigt und fuhr als Sozia, bei ihrem Mann, nach Hause. Ich kam 4 Wochen später, auf einem Autotrailer der Versicherung, in Scheeßel an. Dort stellte der Schrauber fest, dass meine beiden Zündspulen durch waren, Aufgrund der Heizgriffe an der Hupe. 

Suzuki DR650RS LaenderAuf dem Großglockner (Lieblingsberg von Floh und mir), hat Floh ihr teuerstes Foto gemacht. Wir überholten die Africa Twin von ihrem Mann, hielten am Straßenrand um ein cooles Kurvenfoto zu machen. Nach etlichen Motorradkilometern machte meine Besitzerin den Anfängerfehler aller Anfängerfehler. Bergab, Ständer raus, Motor läuft, Absteigen „nur mal eben“. Sie lauerte auf das Foto und mir wurde schwindelig. Ich fiel auf die Seite: Sturzbügel gebrochen, Tourenscheibe in 2 Teilen und mein Lenker war schief. Aber das Foto hat sie gemacht! So ging es mit meinen Blessuren nach Rotenburg. Meine Besitzerin hatte Sorge, dass der schiefe Lenker bricht, wenn sie ihn gerade biegt. Saalbach – Rotenburg mit schiefem Lenker, ohne Scheibe und das zusätzliche Vibrieren von meinem gebrochenen Sturzbügel, kein Zuckerschlecken.

Suzuki DR650RS verlaengerter Seitenstaender

Dann war meine Kupplung zu schwer zu ziehen. Floh dachte: Bei meiner Mofa habe ich Öl in den Bautenzug gespritzt (mit einer Spritze), also spritze ich Öl in den Bautenzug meiner DR. Ich dachte noch Stopp ich bin keine Hercules Prima 5, aber sie hörte mich nicht. Gedanke in die Tat umgesetzt. Das Resultat: Mein Bautenzug quoll auf und die Kupplung ging noch schwerer. Merke: Was früher funktionierte, muss heute nicht funktionieren!
Irgendwann begann meine Verkleidung zu klappern. Pabis Lösung: Einen alten Treckerschlauch besorgen, Unterlegscheiben ausstanzen und unter die Verkleidungsschrauben. Seitdem ist Ruhe.

Auf unseren Touren habe ich viel Wasser in Regenform gespürt. Das Motto von Floh: „Wo Dreck ist, kann ich nicht rosten.“ Somit wurde ich nicht einmal jährlich gewaschen. (Im Winter haben die toten Fliegen weiße Pelze angezogen.) Wenn ich mich im Schaufenster angucke, sehe ich echt nicht schlecht aus. Kein Rost! Ihr Motto scheint zu funktionieren.

Suzuki DR650RS und Africa TwinFloh ist ein schlechter Gelände- bzw. Mullsandfahrer (sagt das Fahrrad auch), deshalb ärgerte es sie, die Stollenreifen nach 6000 km zu wechseln. Anfrage bei Suzuki und diese erzählten von einer Freigabe von Straßenreifen. Jetzt fahre ich Metzler Tourance und diese halten bedeutend länger.
Bei irgendeinem Kettensatzwechsel passierte es. Die Tieferlegung war raus. Ich wunderte mich, Floh wunderte sich, naja vielleicht irrten wir uns? Auf dem Ständer drohte ich immer wieder zu kippen (im Urlaub mit Gepäck). Unter meinem Seitenständer wurde ein Klotz angeschweißt. Gut, nun stand ich sicher, aber Floh? Sie wunderte sich. Monate später die Gewissheit: Das Umlenksystem ist original eingebaut. Wie war die Änderung/Tieferlegung? Wir wissen es nicht. Bitte F. L. melde dich bei Ottmar!!! Floh wird nicht jünger und braucht die Tieferlegung! 

Ich habe sehr unterschiedliche Jahreskilometer: 80 km – 10.000 km, aber das hat mich nicht gestört. Ich habe immer Super bekommen, obwohl Suzuki E10 freigegeben hat. Irgendwann hatte Floh Probleme 10W40 mineralisch zu bekommen. Also probierte sie teilsynthetisch aus. Puuh, mir ging es nicht so gut. Meine Kupplung rutschte und sofort hat sie teilsynthetisch gegen 15W40 mineralisch gewechselt. Nun geht es mir wieder gut. Wenn wir etwas flotter fahren, dann gönne ich mir auch mal einen Extraschluck Öl.
Ein kleiner Hinweis zu meiner kleinen, tollen Besitzerin. Sie ist nur 1,58 m groß (oder klein) und es sieht bestimmt eigenartig aus, wenn sie mich rangiert (ich liege dabei auf ihrer Hüfte), aber wir sind ein eingespieltes Team und schaffen das. An alle Langbeinigen: Man muss nicht lachen!!!

Suzuki DR650RS 100000km

So nun noch ein paar kleine Schwächen:

– Mein Tacho spinnt, ab 110 km/h zeigt mein Tacho 180 km/h (freut Floh, hi)

– Mein Öl „hängt“ sich auf. In Betrieb zeigt mein Schauglas kein Öl an. Ich muss ca. 12 Std. auf dem Hauptständer stehen, dann zeige ich meinen Ölstand.

– Der Choke vibriert rein, aber meine Besitzerin hat eine Lösung. Kupplung mit Spiralklemme fixieren, starten, Choke gezogen halten.

Und noch einen kleinen Tipp für das TÜV-Durchkommen: Der TÜV-Prüfer bemängelte meine Abgaswerte. Als ich gebaut wurde, waren Abgaswerte noch uninteressant. Floh und ich machen das so: Vor der TÜV-Prüfung ca. 15 km fahren, Motor nicht kalt werden lassen und die Abgaswerte stimmen.

Später habe ich noch eine Warnblinkanlage bekommen, da wir gerne das letzte Motorrad in der Kolonne sind.
In all den Jahren hatte ich 6 Umfaller. 2x ohne Floh (Großglockner, Fahrtwind vom LKW an der französischen Grenze), 1x umgeschubst vom Fremdmotorrad, 1x in die Africa Twin gefahren, 1x hatten Flohs Füße keinen Bodenkontakt, 1x ist eine Sozia so schwungvoll aufgestiegen, dass ich nicht mehr zu halten war.
Floh würde mich nie verkaufen!!!

Aber nun ist die Zeit gekommen, Floh zu teilen, mit einem Gespann. Sie hatte ein MZ-Gespann, für 1 Jahr. Nun soll ein mind. 50 PS Gespann kommen. Aber ich werde immer ihre Nummer 1 bleiben.

Meine Daten:

Suzuki DR 650 RS, 46 PS / 34 KW
Einzylinder-Viertakt
Erstzulassung: 18.10.1996
Neupreis 8790,- DM inkl. Koffersatz, Tourenscheibe, Hauptständer, Sturzbügel, 1. Inspektion
Ich war so günstig, da die Freewind auf den Markt kam.
Durchgehend angemeldet, deshalb kein EU-Kennzeichen, sondern einen unschönen D-Aufkleber am Topcase.
Mein Kilometerzäher ist natürlich inzwischen weitergelaufen …

Eure DR „Roloff“ mit Floh