aus bma 1/11 – Reisebericht
von Barbara und Gerd Ahlrichs (www.bug-moto.de)
Es steht ein runder Geburtstag an – feiern oder weg fahren. Das Ergebnis war: weg fahren und zwar eine besondere Motorradtour. Und die haben wir gefunden bei Ralf Möglich und seinem Gravel-Travel-Team (www.gravel-travel.de). 12 Tage Motorradfahren von Kapstadt nach Windhoek über Schotter, alleine schon die Vorstellung war atemberaubend. Nachdem wir uns den Reiseverlauf angesehen hatten, konnten wir nicht mehr zurück.
Am 4. November ging es mit Air Namibia von Frankfurt nach Kapstadt. Bei der Ankunft in Kapstadt wurden wir herzlich von Ralf begrüßt und zusammen mit den anderen Teilnehmern zum Hotel gebracht. Die Auswahl des ersten Hotels war mehr als gelungen. Bei einem Erfrischungsgetränk in Form eines Windhoek Lager, war die Vorstellungsrunde schnell eröffnet und lebhafte Gespräche folgten. Nach dem Bezug unseres Zimmers und einer ersten Begutachtung der Motorräder gings zum Abendessen an die Waterfront wo wir nicht nur die Aussicht sondern auch ein hervorragendes Essen genießen konnten.
Am nächsten Morgen gab es eine erste Tuchfüllung mit den Motorrädern in einem nahegelegenen Enduropark. Erste Eindrücke für Ralf und auch für uns. Es klappte gut mit den Yamaha XTs und morgen sollte es richtig losgehen.
Endlich war es soweit, es ging los! Zunächst raus aus Kapstadt, Linksverkehr und verrückte Südafrikaner, aber kein Problem da jedes Motorrad mit einem GPS ausgestattet war, auf dem der Tagestrack morgens von Ralf aktiviert wurde. Jeder fuhr nach seinen Fahrvorstellungen los. Anhalten Bilder machen oder einfach nur die Schönheit des Atlantiks und der Berge genießen.
Die erste Tagesetappe führte uns zum „Kap der guten Hoffnung“ und nach Hermanus. In Hermanus haben wir stundenlang am Wasser gestanden und den Walen zugesehen. Die Jungs tauchten dauernd wieder auf, so dass es ziemlich schwer war, zum Abendessen zu gehen.
Als nächstes Ziel war Cap Agulhas und das Weingebiet rund um Stellenbosch angesagt und jetzt ging es auch endlich weg von der Teerstrasse. Was in den nächsten Tagen folgte war ein Wechselspiel von Landschaften und Farben. Die Pisten änderten permanent den Belag von sandig über groben Schotter und festgefahrener Piste. Nur dass man sich nie sicher sein konnte was für ein Belag als nächstes folgt. Über die Cederberge nach Wuppertal. Das war für uns ein weiteres Highlight. Ausgewaschene schmale Wege, mit Treppen und Wasserdurchfahrten nach einem ziemlich steilen Anstieg ein kurzes Stück über die Höhe und dann in gleicher Manier wieder nach unten. 30 km die es in sich hatten und es hat einen riesigen Spaß gemacht. Nach weiteren 80 km folgte eine gnadenlose 35 km lange Sandstrecke. Für mich eine Erfahrung mehr – losfahren Gas geben (aber richtig ) hinstellen und ab geht die Post. Ein super Tag. Und es folgten noch mehr dieser Art. Von da an war jeder Tag nur noch Genuss.
Die Unterkünfte ließen keine Wünsche offen und nach 350-460 km täglicher Endurostrecke wartete garantiert eine schöne Unterkunft auf uns. Am Tag konnte man sich auf das Motorradfahren und die Landschaft konzentrieren immer mit dem sicheren Wissen, Ralf kommt hinterher. Falls es Probleme gibt, stehen bleiben und abwarten. Gerd hatte genau auf dem oben beschriebenen Sandstück eine Plattfuß am Vorderrad. Der war innerhalb von 20 Minuten behoben und weiter ging’s. Die Fahrt durch das Namaqaland und seiner totalen Einsamkeit, führte uns schließlich entlang der Diamantenfelder von de Beers zur Gästefarm „de Houthoop“. Heute sollte gegrillt werden – aber was da auf dem Grill kam spottet jeder Beschreibung: Langusten und Fisch in allen Variationen, und wer noch nie südafrikanische Austern gegessen hat, konnte auch das hier nachholen. Heute war Gerds Geburtstag – das war ein echter Fest- schmaus zum Geburtstag. Der weitere Weg führte uns durch irrwitzige Bergformationen, die aussahen als ob überdimensionale Lastwagen sie abgekippt hätten, zur Grenze nach Südafrika-Namibia. Die Ausreise Formalitäten aus Südafrika und die Einreiseformalitäten nach Namibia verliefen ganz afrikanisch. Jeder erhielt einen Zettel und musste 3 Stationen abgehen – in jeder Station wurde man freundlich begrüßt, musste den Reisepass vorlegen, wurde gefragt wie es einem geht und man erhielt nach freundlicher Zustimmung einen Stempel. Dann war’s geschafft – der Zettel musste draussen einem Beamten abgegeben werden und raus aufs Mopped und ab dafür. Kurz nach der Grenze lag die Lodge – kleine Chalets für zwei Personen direkt am Oranje River. Man liegt auf dem Bett und genießt die Aussicht über den Fluss und die im Hintergund liegenden Berge. Am nächsten Tag gings entlang des Oranje Rivers wieder zur Küste nach Lüderitz und hier gab es dann auch Kultur. Eine Besichtigung der verlassenen Diamantenstadt Kolmannskoop. Es wurde immer wärmer und die Strecke entlang des Namib Naukluft Parks bei über 40 Grad und tiefem groben Schotter war doch eine „heiße“ Strecke. Hier war ich dann doch dankbar den Camelbag mit genügend Wasser auf dem Rücken zu haben. Für diese Strecke wurden wir mehr als belohnt, als wir zur Lodge „Desert Homestead“ kamen. Eine Oase mitten im Nichts.
Hier helfen nur Bilder um eine Beschreibung abzugeben. Der Sternenhimmel in der Wüste ist unbeschreiblich – den muss man gesehen haben. Und einfach nur genießen. Und wir durften auch noch in diesem tausend Sterne Restaurant einen wundervollen Abend genießen.
Der letzte Tag. Wieder genussvoll Enduro fahren, wieder mit Kletterstrecken von über 20% Steigung, belohnt mit einer Aussicht über ein weites Tal auf dem Spreetshoogte Pass. Am späten Nachmittag kamen wir in Windhoek an. Schrecklich, Teerstraße Verkehr, Geschwindigkeitsbegrenzungen. Die Windhoek Mountain Lodge liegt 20 km außerhalb von Windhoek und hier hat Gravel Travel sein namibisches Domizil aufgebaut. Auf einem Berg gelegen mit rundum Blick auf die Auasberge. Hier begrüßten uns Elli, Cecille, Ute und Volker mit einem Empfangsgetränk – natürlich Windhoek Lager. Das Ende einer Tour die mit nichts zu vergleichen ist, wurde mit einem „Buschman-Fondue“ gekrönt. Was das ist? Kudu Fleisch in Stücken in heißem Fett gebraten. Fondue eben. Der Abend war ziemlich lang und eben doch ein Abschied. Wir beide haben diese Tour genossen, und das verdanken wir einer guten Organisation und viel menschlichem Einsatz von Ralf und seinem Gravel-Travel Team. Wer glaubt das war das letzte Mal für uns, der täuscht sich. Ich spüre immer noch den lauwarmen Wind und die vielen Gerüche von Namibia. In unserer Beschreibung fehlen viele Erlebnisse – viele sind nicht wieder zu geben, die muss man erleben.
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