aus Kradblatt 11/23 von Stefan Gowitzke
Bilder der Titan: Julian Eichhoff, Lumenatic.com

Mainstream ist anders

Titan MMXVII [Suzuki B-King]
Titan MMXVII [Suzuki B-King]
„B“ wie B-King! Der König. Und zugegeben, im Original ist die Aussage „an Hässlichkeit ist das Ding kaum zu übertreffen“ ziemlich tief gestapelt. Dennoch stand das Motorrad sehr lange auf meiner persönlichen Umbauwunschliste. Denn die Eckdaten für den Umbau waren klar. Hubraum, Leistung, Drehmoment und gigantisch musste das Motorrad werden. 

Fertig! Was auch immer fertig bedeutet. Nun brauchte ich noch einen Namen. B-King, der König. Schnell kam in mir die Frage hoch „Was zum Teufel ist eigentlich mehr als ein König? Ein Kaiser?“ NEIN! Ein TITAN. Die römischen Zahlen stehen im Übrigen für das Baujahr.

Über vier Jahre des permanenten Umbauens und damit verbunden diversen Eintragungen haben den Prüfern, meiner Familie, Freunden und mir graue Haare und letztendlich einen gemeinsamen und harten Leidensweg beschert. Und noch heute, bei den regulären HU/AU Terminen, treibt der Titan den Prüfern das „P“ in die Augen. Final sei fairerweise noch die Zulassungsstelle, die sich stets über alle Änderungseintragungen im Fahrzeugschein gefreut hat, erwähnt. 

Und um an der dieser Stelle eine hervorragende Überleitung zu finden: Streetfighter anstatt Mainstream? Absolut! Denn die Grenzen des Belastbaren müssen immer wieder ausgetestet und dann deutlich verschoben werden. 

Während der Normalsterbliche sich am Wochenende an der Pflege des Gartens oder der Pflege seines Autos erfreut, haben sich seit mittlerweile Jahrzehnten viele für einen anderen Weg entschieden. Dem Umbau von Motorrädern. Diese Leidenschaft erweitert den Horizont und belastet das Nervenkostüm aller einem nahestehenden Menschen. Ganz nebenbei erweitert so manch eine Flucherei in der Garage/Werkstatt auch ganz ungewollt den Wortschatz der in der Nachbarschaft lebenden Kinder. 

Profifotos macht Julian auf Anfrage
Profifotos macht Julian auf Anfrage

Und wo wir schon dabei sind. In vielen Artikeln liest man immer wieder, dass die Streetfighter-Szene tot ist und man wundert sich, wo alle die umgebauten Motorräder verblieben sind. An dieser Stelle sei gesagt: „Totgesagte leben länger …“

Anfang der neunzehnhundertneunziger Jahre schwappte die Streetfighter Welle über den kleinen Teich von England nach Europa und fand damit natürlich auch in Deutschland Einzug. Daraus entwuchs nicht nur der Umbauwahnsinn sondern vielmehr auch der Wunsch sich zusammenzurotten und die ersten Streetfighter-Clubs wurden geboren. Inzwischen feierten die ersten Clubs ihr 20-jähriges und sogar 25-jähriges Bestehen.

Streetfighter fahren und vor allem Streetfighter sein, mag für viele wie eine Modeerscheinung wirken. Doch seit Jahrzehnten gibt es einen harten Kern, der diese Lebenseinstellung am Leben hält. Und dieser findet stetigen und nachhaltigen Zuwachs. 

Streetfighter - wo Feuer ist, da ist auch Rauch!
Streetfighter – wo Feuer ist, da ist auch Rauch!

Mit Beginn der 2000er Jahre entstand, neben einer blühenden Treffenkultur, das erste übergreifende Happening in Form einer Messe.  Diese entwickelte sich zum Mekka der Streetfighter-Szene und war ein Ereignis, an dem man in keinster Weise vorbei kam. Sogar die Motorrad- und Zubehörhersteller ließen sich sowohl in der Namenswahl, als auch von der Umbaukunst der Szene beeinflussen und nahmen diverse Modifikationen in ihr Serien-Repertoire auf. Auch das führte dazu, dass sich die Szene weiter wandelte und neue „Trends“ gesetzt wurden. Alles, nur nicht Serie!

Unabhängig davon, dass die Messe eingestellt wurde und Hersteller verschiedene Modifikationen übernommen haben, lebte und lebt die Szene weiter. Und das spiegelt sich seit Jahrzehnten auf vielen Treffen, die sich Wochenende für Wochenende quer durch ganz Deutschland ziehen, wieder.

In vielen Einzelgesprächen entwickelte sich immer wieder der Wunsch eine neue Messe für die Szene ins Leben zu rufen. Geführt von einer kleinen Gruppe Enthusiasten wurde das Portal www.SF-Scene.com ins Leben gerufen, die Marke „STREETFIGHTERS“ beim Marken- und Patentamt eingetragen und extra für die Messe eine Firma gegründet. Schnell war klar: Wir wollen, brauchen und werden eine Streetfighter Messe machen. „STREETFIGHTERS – THE Fair“ war geboren. Mit der Idee wuchs auch das Team dahinter, aber auch die Skepsis, ob es machbar ist oder nicht. In unzähligen Treffen, Meetings, Telefonaten und basierend auf der internationalen Unterstützung der Szene wurde dann gemeinsam entschieden. MACHEN – NICHT LABERN.

„VENIMUS“

„VIDIMUS“

„FECIMUS“

Burn Baby, burn!
Burn Baby, burn!

Mit der Gebläsehalle in 31241 Ilsede (zwischen Hannover und Braunschweig) wurde ein starker und zentraler Partner für die Umsetzung gefunden und die Planungen laufen auf Hochtouren, oder wie wir sagen würden: Im Begrenzer!

Es galt und gilt auch jetzt noch organisatorische und rechtliche Fragen zu klären. Ausstellerflächen wurden definiert und in kürzester Zeit wurden erste Bereiche vollständig durch Hersteller, Customizer, Clubs und Tätowierer reserviert. 

„Aus der Scene für die Scene“. Aus diesem Grund wird das Konzept den Wünschen und Bedürfnissen der Szene immer wieder angepasst und aktualisiert.

Mittlerweile werden Aussteller und bis zu 5.000 Gäste pro Tag aus 15 verschiedenen Ländern erwartet. Und die Liste wächst weiter.

Unter den Gästen befinden sich  Streefighter der Stunde „0“ aus England und straßenzugelassene Motorräder mit bis zu 500 PS. Die längste Anreise zeichnet sich derzeit aus Neuseeland ab. 

Die Messe wird in der Zeit vom 3. bis 6. Oktober 2024 stattfinden. Der Kartenverkauf – hier heißt es wirklich schnell sein, die Karten sind limitiert – ist bereits gestartet. Alle Details findet ihr unter www.SF-Scene.com.
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Streetfighters - The Fair 2024
Streetfighters – The Fair 2024