aus Kradblatt 8/19, von Robert Waldow

Ein Reisetipp nicht nur für Kultur- & Gurkenfreunde!

Motorradtour zum Spreewaldring

Etwa 70 km südlich von Berlin beginnt im Bundesland Brandenburg die Region Spreewald. Die Spree fächert sich dort in eine fast märchenhafte Flusslandschaft. Das Straßennetz aus kleinen Kreisstraßen ist in einem hervorragenden Zustand. Die Landschaft wechselt zwischen endlosen und schattenspendenden Kiefernwälder und weiten Feldern. Der gute Straßenzustand und die sanften Kurven laden (nicht nur) den Gespannfahrer zum Bummeln ein. Überraschend, und mehr als angenehm, ist das ungewohnt geringe Verkehrsaufkommen, man fährt oft kilometerweit ohne einem anderen Verkehrsteilnehmer zu begegnen.

Motorradtour zum Spreewaldring Der Spreewald ist nicht das Kurven-Eldorado für schnelle Zweiräder und die eher dünn gesäten Kurven sind, angepasst an ihren Radius, mit Geschwindigkeitsbeschränkungen zwischen 30 und 70 km/h versehen. Für Solo-Motorradfahrer sicherlich eine nicht willkommene Einschränkung, aber für Gespannfahrer allemal eine gute Geschwindigkeitsempfehlung.

Ohnehin hatte ich, in dieser für mich neuen Landschaft, das Gefühl einer wohltuenden Entschleunigung. Irgendwie scheint das Leben in diesem Landstrich etwas ruhiger und gelassener zu verlaufen. Die Infrastruktur ist für den fremden Reisenden allerdings durchaus gewöhnungsbedürftig. Tankstellen, Geldautomaten und Discounter sind eher nur in den größeren Orten zu finden.

Mit Campingplätzen und Gastzimmern ist die Region allerdings umso besser versorgt.

Bei Tagestemperaturen von über 30 Grad wurde, durch den Besuch in gepflegten Biergärten, der Aufenthalt im Spreewald durchaus sehr angenehm gestaltet. Eine Empfehlung ist u. a. das Traditionsbrauhaus in Schlepzig. Insgesamt gibt es an der Spreewälder Küche nichts auszusetzen und manches Lokal lud zum wiederholten Einkehren ein.

Motorradtour durch den Spreewald zum Spreewaldring Nicht weit von Schlepzig findet man das Städtchen Lübben, mit einem Schloss und einer ausgedehnten Parkanlage auf der Schlossinsel. Hier kann, wenn es angenehm erscheint, auch der Kulturhunger gestillt werden.

Wer als Gespannfahrer gerne zügig und kurvenreich unterwegs ist, wird, wie oben schon erwähnt, nicht unbedingt auf seine Kosten kommen. Es gibt aber eine Lösung!

In der Nähe von Schlepzig und Lübben liegt bei dem kleinen Örtchen Waldow in freier Wildbahn, zum einen eine 800 Meter lange Outdoor-Kartbahn und zum anderen eine wunderbare Trainingspiste für den Motorsport.

Das Spreewaldring Trainings Center (STC) bietet dem motorisierten Zwei- und Dreiradfahrer diverse Möglichkeiten die eigene Fahrsicherheit zu verbessern.

Im Vorfeld unserer Reise hatte ich mich schon erkundigt und für einen Einführungskurs zum Kennenlernen der Strecke angemeldet. Eine Art Schnupperkurs, der aber auch Voraussetzung für späteres „freies Fahren“ auf der Strecke ist. Der 2,7 km lange Parcours besteht aus 10 Rechts- und 6 Linkskurven mit unterschiedlichen Radien, von einer engen Kehre bis hin zur langgezogenen Kurve. Ein „Omega“ und ein „S“ sorgen zusätzlich für Herausforderungen.

Training auf dem Spreewaldring Der Schnupperkurs beginnt mit einer, dank hervorragenden Moderatoren, kurzweiligen einstündigen theoretischen Einweisung zum Verhalten auf und neben der Strecke. Immer wieder werden Hinweise für sicheres Fahren, nicht nur auf dem Parcours, gegeben. 

Unabdingbare Voraussetzungen für die Teilnahme ist die Einhaltung der Lärmschutzvorschriften und für den Fahrer eine komplette Sicherheitsbekleidung.

Zur praktischen Streckenkunde geht es nach der Theorie in zwei Gruppen mit Instruktoren auf die Strecke. Ziel ist es, eine gute und eindeutige Fahrlinie zu finden. In den Pausen gibt es immer wieder Hinweise der Instruktoren oder es werden Fragen der Teilnehmer beantwortet.

Training auf dem Spreewaldring Bis zum Mittag wurde die Strecke ausschließlich in Begleitung eines In­struk­tors befahren am Nachmittag gab es dann die Freigabe zum „Freien Fahren“.

Schnell erkannte man jetzt den Sinn der strengen Verhaltensregeln um wirklich Streckenspaß zu genießen. Wenn sich alle an die Regeln halten ist es ein lockeres Fahren auf der Strecke. 

Ein Slogan des Veranstalters lautet: „Wir produzieren Sicherheit“. Das gilt nicht nur für die Trainingsstrecke, sondern ich konnte das Ergebnis unmittelbar auf der Heimfahrt spüren, man fährt mit einer ungewohnten Gelassenheit und lässt die Sehnsucht nach dem „Kurvenkratzen“ auf der Rennpiste.

Insgesamt finde ich, ist dieser Kurs ein tolles und qualitativ hochwertiges Angebot des Veranstalters STC. Die In­struk­toren überzeugen durch große Erfahrung und eine kompetente und ruhige Vermittlung des Trainingsstoffes. Einem weiterer Slogan des Veranstalters „Andere tunen die Motoren, wir tunen die Fahrer“ kann uneingeschränkt zugestimmt werden.

Um Missverständnissen vorzubeugen, der Spreewaldring ist zwar auch eine Rennstrecke, aber in erster Linie steht der Spreewaldring als eine Trainingsstrecke für sicheres Fahren, Beherrschung des Fahrzeuges und Feintuning des Fahrstils, besonders in Kurven, zur Verfügung. Diesem Anspruch wird das Spreewaldring Trainings Center zu 100 % gerecht, zumal sich die 13 Meter breite Piste in einem traumhaft guten Zustand befindet.

Allerdings muss ich zugeben, dass alleine schon dieser Einführungskurs ein starkes Suchtmittel ist und man schon nach Abschluss des Trainings nach mehr verlangt. Also gleich noch einen Tag angehängt.

Frisch ausgeruht ging es am nächsten Tag zum „Freien Fahren“ wieder auf die Strecke. Hatte ich im Vorfeld noch etwas Zweifel und verspürte eine gewisse Aufregung, stellte sich nach den ersten Metern auf der Strecke sofort der Spaß ein. Fahrlinie und Blickführung wurden von Runde zu Runde besser und das Erfolgserlebnis erzeugte eine wohltuende Freude.

Für jemanden, der sich auf eine Tour in die Alpen oder ein ähnliches Revier vorbereiten möchte, ist der Spreewaldring mit Sicherheit ein wunderbarer Trainingsort.

Die Assoziation des Begriffes „Rennstrecke“ ist an dieser Stelle vermutlich irreführend. Betrachtet man die Strecke als eine Landstraße ohne Mittelstreifen, dann lässt sich wunderbar und vor allem sicher und ohne Gegenverkehr am eigenen Fahrstil feilen. Mögliche Kurvenlinien können ausprobiert und verglichen werden und an der Blickführung kann von Runde zu Runde gearbeitet werden.

Als einzigen Wermutstropfen kann ich hier meinen Anfahrtsweg von 350 km aufführen. Eine Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten, von Campingplatz bis Hotel, gibt es in unmittelbarer Umgebung des Spreewaldringes ausreichend.

Für das kommende Jahr sind ein bis zwei Tage „Kurventraining“ beim Spreewaldring Trainings Center schon fest eingeplant.

Infos finden Interessierte online unter www.stc-motodrom.de.