aus Kradblatt 3/19, von Mattis Möller

Speedway-Virus…

Speedway-Virus, Mattis Möller

Hallo, ich heiße Mattis Möller bin 19 Jahre jung und komme aus Vaale, einem kleinen Nachbarort von Wacken. Meine sportliche Leidenschaft ist es Speedway-Rennen zu fahren. 

Mein erstes Dirtbike bekam ich im Alter von 4 Jahren und war sofort infiziert vom Zweirad Virus (genetisch vorbelastet, Väterlicherseits). 

Zum Speedway kam ich mit 14 Jahren – wie es meistens so kommt – durch Zufall. Der MSC-Nordhastedt/Nordseeküste veranstaltete im Rahmen seiner Clubmeisterschaft auch ein Mofa und Rollerspeedway Rennen, an dem ich mit meiner ziemlichen flotten Hercules Prima aus Spaß teilgenommen habe. 

Nachdem es ganz gut funktionierte, wurde mir von Vereinsseite angeboten, im Rahmen des jährlichen Speedway Trainingscamps mal eine 125 ccm Maschine auszuprobieren. 

Zwei Wochen später war es soweit und ich konnte es kaum erwarten. Ich hatte sofort das Gefühl, das ist genau meins und freute mich tierisch, als mir auch für den nächsten kompletten Tag die Maschine von einem Clubmitglied zur Verfügung gestellt wurde. Ich wurde sofort Clubmitglied und es gab kein Halten mehr. 

Speedway-Virus, Mattis Möller Weitere drei Wochen später konnte ich meine erste Maschine kaufen. Es war ein älteres JAWA-Gestell mit einem 125 ccm Motor aus einem Koreanischen Daelim Chopper. Dieser kleine Viertakt-Vierventiler musste nur von seiner serienmäßigen CDI inkl. Drehzahlbegrenzer befreit werden und war durch eine kontaktlose PVL-Zündung und einen 28er Mikuni zu ganz erstaunlichen Drehzahlen im Stande. 

Nachdem ich eine ganz respektable Saison gefahren und auch Stürze und Dreher für die Fans nicht ausblieben, konnte ich erste Erfahrungen sammeln und war bereit für die 250 ccm Klasse, in der ich mich von Jahr zu Jahr steigerte. 2018 wurde meine erfolgreichste Saison, in der ich mehrere Finalteilnahmen und Podestplätze erreichte. 

Nun starte ich in meine erste 500 ccm Saison auf meinen neu aufgebauten Bikes in der U21 Norddeutschen Bahnmeisterschaft. 

Über diese Regionalwettbewerbe qualifiziert man sich zur Deutschen Jugend Meisterschaft und zum ADAC Bundesendlauf. Besonders stolz macht mich für den MSC Nordhastedt dem neu gegründeten Team Nordhastedt Pirates anzugehören, die in der Liga Nord fahren. 

Diese Rennserie wurde speziell zur Nachwuchsförderung erdacht. Das Team setzt sich aus einem erfahrenen Senior Fahrer Ü25 (500 ccm), zwei U21 (500 ccm) und zwei U17 (250 ccm) zusammen. Pro Renntag sind vier Mannschaften vor Ort, so dass in den unterschiedlichen Läufen jeweils ein Fahrer pro Clubteam an den Start geht. Der einzelne Fahrer wird von einem Teamchef taktisch gegen die Gegner eingesetzt. Die Startplätze ergeben sich aus einem festem Heatschema und dürfen nicht frei gewählt werden. Beim Start werden alle vier Fahrer von einem Startmarshall ans Band „eingestaged“ und dürfen nicht anrollen bis das Startband hochschnellt. Ein Frühstart oder eine Bandberührung hat einen Laufabbruch zur Folge und ein Zurückversetzen dieses Fahrers um 15 Meter. Bei wiederholtem Abbruch droht dem Fahrer für diesen Lauf die Disqualifikation. 

Speedway-Virus, Mattis Möller

Der gesamte Rennablauf, ebenso Helm, Rennanzug und Motorräder unterliegen FIM Regelungen und werden durch ADAC und DMSB geschulte Technische Kommissare vor dem Rennen bei einer Abnahme genau kontrolliert. 

Am Start drehen die Motoren über 12500 U/min, wenn das Startband hochgeht lässt man die Kupplung fliegen und beschleunigt von 0 auf 100 km/h in ca. 2 Sekunden. Die Bikes haben eine Leistung von über 80 PS und werden mit Methanol befeuert. Das Gewicht ist mit 75 kg leichter als manches Mofa und auf Bremsen verzichtet man bewusst aus Sicherheitsgründen. Die Motorräder sind mit Zündunterbrechern durch eine Reißleine am Handgelenk ausgestattet. Auch ein Getriebe wird nicht benötigt, da über eine Primärkette die Kraft direkt von der Kurbelwelle auf die Kupplung übertragen wird. Die Motoren werden durch Rizinusöl geschmiert und das Methanol verbrennt rückstandslos – dadurch ist Speedway eine der umweltfreunlichsten Rennserien überhaupt und die Umweltauflagen halten sich in einem für Veranstalter und Vereine überschaubaren Rahmen. 

Um auf dem Bike zu bleiben ist körperliche Fitness unumgänglich. Auch mentale Stärke ist von großer Bedeutung, entscheidet doch der Start im Bruchteil einer Sekunde, wer als erster in die Kurve geht und die Führung übernimmt. Die Linie verteidigen oder sich die Gegner im richtigen Moment quasi zurechtzulegen, um innen oder außen Schulter an Schulter vorbeizugehen ist ein unbeschreiblichlicher Kick und für mich das Allergrößte. 

Bedanken möchte ich mich für die Hilfe bei meinen Sponsoren, privaten Gönnern und ganz besonders bei meinen Eltern die mich immer unterstützen meine sportlichen Ziele zu erreichen. Ich würde mich freuen euch diesen tollen Sport etwas näher gebracht zu haben und den ein oder anderen Leser zu einem meiner Rennen begrüßen zu dürfen. Ein paar Termine sind schon fest geplant: Liga Nord Wittstock am 21.4.; Nordhastedt am 6.7.; Brokstedt am 17.8.

Das Speedway-Camp des MSC Nordhastedt findet vom 8. bis 11.7. statt mit täglichem Trainigsbetrieb sowie am 11.7. mit einem Abschlussrennen aller Klassen zum „Champ of the Camp“. Der Eintritt ist frei und evtl. werdet ihr ja auch infiziert. Schaut mal vorbei!