aus bma 07/05

von Marcus Lacroix

Shoei XR 1000
Shoei XR 1000….

Shoei XR-1000
…ohne Whisper-Kit…

Shoei XR-1000
…mit Whisper-Kit…

Shoei XR-1000
…und nach dem Crash-Test.

Es gibt Tage im Leben, da hat man Pech – oder Glück, je nach Standpunkt. Auf jeden Fall ist mein schöner Bayard Helm etwas verkratzt (Pech), im Gegensatz zu meinem Kopf (Glück). Lange Rede, kurzer Sinn: nach einem Sturz mit Kopf/Boden-Kontakt muss sicherheitshalber ein neuer Helm her.
Die Wahl fiel auf den Schuberth S1, doch beim freundlichen Fachhändler kam die Ernüchterung: schon kurzes Probetragen führte zu starken Kopfschmerzen. „Ja, ja,” sagte die nette Verkäuferin, „mir geht es genauso. Du hast halt, genau wie ich, keinen Schuberth-Kopf”. Ihre Empfehlung: Shoei XR 1000. Schon der erste Kontakt überzeugte – der Helm saß wie angegossen. Trotzdem probierte ich noch einige andere Helme durch. Letztendlich landete ich aber wieder beim Shoei.
Der Helm ist in einer Vielzahl sehr schöner Dekore und Farben zu haben. Zur Serienausstattung gehört ein Pinlock-Innenvisier, das ein Beschlagen sehr effektiv verhindert. Die Kopfbelüftung funktioniert gut. Der Shoei ist auch von Brillenträgern gut tragbar, da die Brillenbügel sich ohne Gewalt einfädeln lassen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist für Klickschloß-Gewohnte der Doppel-D Verschluß des Kinnriemens. Hat man den Bewegungsablauf verinnerlicht, ist der Doppel-D dem üblichen Klickschloß jedoch weit überlegen. Egal welche Jacke oder welches Halstuch man trägt, der Kinnriemen sitzt immer perfekt. Ähnlich gut ist nur ein Ratschenschloß. Sportfahrer werden die Visierverriegelung zu schätzen wissen, da sie ein unbeabsichtigtes Öffnen bei Topspeed verhindert. Die Geräuschentwicklung ist, wie üblich, von vielen Faktoren abhängig. Ich beurteile sie als eher niedrig, wobei Shoei zusätzlich für den XR 1000 und den Raid II ein Whisper-Strip-Kit im Programm hat, mit dem sich die Lautstärke deutlich reduzieren lässt. Der Einstieg in den Helm wird dadurch natürlich ähnlich wie beim Baehr Silencer ein wenig erschwert. Auf der Shoei-Website www.shoei.de findet man neben vielen Informationen und einem Händlerverzeichnis einen Lautstärke-Vergleich (mit/ohne Kit), der recht realistisch ist. Der Shoei XR 1000 kostet mit diesem Dekor 469 Euro, der Whisper-Kit 35 Euro (UVP).
Egal ob Ihr Euch für einen Shoei oder für einen anderen Helm entscheidet: ein Helm muss zu 100% auf Euren Kopf passen. Lasst Euch dabei nicht von Test’s in Motorradzeitschriften oder den Meinungen in Foren beeindrucken! Kauft am besten im Fachhandel, denn nur dort bekommt ihr eine ordentliche Beratung, habt eine große Auswahl und erhaltet bei Bedarf auch problemlos Ersatzteile.

NACHTRAG:

aus bma 08/05

In der Juli-Ausgabe des bma stellten wir den Shoei XR-1000 mit Whisper-Strip-Kit vor, der uns im Alltags- betrieb sehr gut gefiel. Da wir aber ja weder Kosten noch Mühen scheuen, haben wir den Helm für diese Ausgabe zusätzlich noch einem praxisgerechten Live-Test unterzogen um zu prüfen, ob der Shoei auch bei einem Unfall ordentlich schützt.
Die wenig populuäre Auslosung unter den Redaktionsmitarbeitern, wer als Testfahrer fungieren durfte, traf mich, und so warf ich pflichtbewusst meine Suzuki SV 1000 S im Autobahnkreuz Oldenburg Ost mit einem gelungenen Highsider in die Ecke.
Der folgende, ziemlich direkte Einschlag mit dem Kopf auf die Asphaltdecke stauchte die Helmschale des Shoei im Stirnbereich stark zusammen, Dekor platze ab, das dämpfende Styropor-Inlett zeigt stellenweise Risse und das Visier löste sich auf einer Seite, da die Halterung brach. Durch den starken Aufschlag entwickelten sich am Kopf zwar ein paar hübsche Blutergüsse, nicht zuletzt durch die Brille, die mir ein schönes Veilchen verpasste, mehr aber nicht.
Ohne Witz: Liebe Leser „don’t try this at home” – nicht nachmachen! Bei dem – natürlich unbeabsichtigten -Unfall zeigte sich wieder einmal, wie wichtig hochwertige Motorradbekleidung ist. Der Shoei-Helm schützte meinen Kopf erstklassig. Bei der Furygan-Lederkombi schliff lediglich die erste Lederschicht am Schulter-protektor durch, der Protektor und alle Nähte hielten jedoch. Gut verarbeitete Büse-Handschuhe mit Carbonprotektoren schützten meine Hände und die Füße steckten in festen Sidi-Stiefeln. Ein solcher Sturz mit billigen Discounter-Klamotten hätte sicher einen deutlich anderen Verlauf genommen.
Als kontraproduktiv hat sich lediglich der Boblbee Rücksack von Restless erwiesen (Vorstellung im bma 2/03). Der Rücksack ist zwar als Rückenprotektor ausgearbeitet, der bei einem direkten „Rückenklatscher” gut schützen dürfte. Da der Sturz nach dem Kopfeinschlag jedoch über die linke Körperseite ablief, konnte die feste Rucksackschale als Hebel fungieren und sorgte dadurch für ein paar mehr gebrochene Rippen als eigentlich nötig. Fazit: Lieber einen Rückenprotektor unter der Kombi tragen und einen Tankrucksack nutzen, auch wenn es weniger bequem ist.
Ich möchte an dieser Stelle den unbekannten Ersthelfern herzlich danken, deren Personalien von der Polizei leider nicht festgehalten wurden. Mögen alle Verkehrsteilnehmer so couragiert helfen!