aus Kradblatt 2/24 von Torsten Thimm

Auf neuem Level …

Shoei Neotec 3 - ein Oberklasse-Klapphelm
Shoei Neotec 3 – ein Oberklasse-Klapphelm

Shoei, eine Helmmarke, die mich eigentlich schon so lange begleitet, wie ich Motorrad fahre. Bei den Produkten dieses Herstellers konnte ich schon immer die Helme in Größe M kaufen, ohne sie zuvor ein einziges Mal aufgesetzt zu haben, und sie passten. Auch heute funktioniert diese Variante der Helmbeschaffung praktisch immer noch problemlos, nur haben sich die Ausstattungen und Qualitäten der Shoei-Helme im Vergleich zu früher noch einmal deutlich verbessert.

Shoei Neotec 3 aufgeklappt
Shoei Neotec 3 aufgeklappt

Shoei Neotec 3. Da liegt sie nun vor mir auf dem Tisch, die geöffnete Verpackung des nagelneuen Neotec 3 und ich halte den edlen, knapp 800 € teuren Kopfschutz im Grasp TC-10 Design in den Händen. 

1700 Gramm (mit montiertem Zubehör sollen es 1800 Gr. sein) soll er laut Typenschild in Größe M auf die Waage bringen. Auf meiner Waage sind es dann aber doch nur 1699 Gramm und das inklusive Cardo-Kommunikationssystem. Woher die Abweichung kommt, konnte ich nicht feststellen. Drei Helmschalengrößen (XXS–M, L, XL–XXL) werden produziert. Shoei dazu: „Das angegebene Gewicht gilt für einfarbige Helme in der Größe M. Das Gewicht kann um bis zu +/- 50g variieren. Helme mit Dekor weisen ein höheres Gewicht auf, da das Dekor mit Klarlack geschützt wird.“ Egal, leichter gefällt mir.

Dass Klapphelme insgesamt etwas schwerer sind als Integralhelme, dürfte mittlerweile jedem bekannt sein. Das Mehr an Mechanik ist ein ausschlaggebender Punkt, dazu kommt die neue ECE-Norm 22.06, die das Gewicht durch die höhere Sicherheitsstufe noch einmal etwas anhebt. Der nach der alten Norm geprüfte Neotec 2 war im Vergleich rund 180 Gramm leichter.

Eng anliegender Kragen dämpft Zugluft und Geräusche
Eng anliegender Kragen dämpft Zugluft und Geräusche

Der Vorteil des neuen Modells ist, dass das Mehrgewicht im Gegensatz zum alten Modell nicht so stark spürbar ist, da Shoei sein Premium-Modell kontinuierlich weiterentwickelt und sehr effizient ausbalanciert hat. Doch nicht nur an der Schale hat sich einiges getan. Auch das Innenleben des Helmes wurde weiterentwickelt. Erstmals gibt es beim Neotec 3 unterschiedlich dicke Wangenpolster in den Stärken 31, 35 und 39 mm. Diese sind natürlich, wie die gesamte Innenausstattung, herausnehmbar und waschbar. Die Wangenpolster sorgen noch einmal für eine individuellere Größenanpassung im Wangenbereich und damit auch an die unterschiedlichen Kopfformen. So erweitert Shoei das Feld möglicher Neukunden, denen die Passform bisher nicht so gut gefallen hat. Beratung zur Anpassung gibt’s im Fachhandel.

Komfort. Neben dem Innenleben des Helms tragen auch die neuen, nochmals optimierten Belüftungen im Kopf- und Kinnbereich zum Tragekomfort bei. Sie sind zweistufig regelbar und versorgen das Helminnere mit reichlich Frischluft. Unterwegs im Herbst und bei Außentemperaturen unter 12 Grad reicht Stufe eins aus, da die Belüftung gerade im oberen Bereich sehr direkt auf der Kopfhaut ankommt. Wem das an Belüftung noch
nicht reicht, der kann das Visier ein Stück weit öffnen oder sogar das gesamte Kinnteil hochklappen, denn der Shoei ist sowohl als Klapp- und als Jethelm zugelassen.

Einbau einer Kommunikation ist vorbereitet
Einbau einer Kommunikation ist vorbereitet

Zum Komfort gehört für mich auch die Geräuschkulisse auf der jeweiligen Maschine. Hier machte der Shoei bei verschiedenen Testfahrten durchweg eine gute Figur, egal auf welchem Motorrad. Fahr- und Windgeräusche sind im Rahmen dessen, was ich als sehr angenehm empfinde, ohne dass man das Gefühl hat, von der Umgebung abgekapselt zu sein. Farblich hat das Design Grasp TC-10 übrigens am besten zur neuen BMW R 1300 GS im Trophy Design gepasst, da sich die Farben eins zu eins auf Helm und Maschine wiederfinden. Aber natürlich hat Shoei für den Neotec 3 auch noch andere Farben und Designs im Programm, die sich wirklich sehen lassen können. Insgesamt ergeben sich 13 verschiedene Varianten, bei denen sicherlich für jeden etwas dabei ist.

Ausstattung. Neben dem serienmäßigen Pinlock-Visier überzeugt der Helm mit einer großen, leicht bedien­baren Sonnenblende. Insgesamt ist das Sichtfeld im Vergleich zum Vorgänger noch einmal gewachsen und die Bedienung der einzelnen Hebel und Schieber lässt auch mit dicken Handschuhen keine Fragen offen. Der Ratschenverschluss funktioniert einwandfrei und bietet einem im Alltag, bei wechselnder Kleidung/Halstüchern, einen ausreichend großen Rast-Bereich.

Auch mein Cardo lässt sich montieren
Auch mein Cardo lässt sich montieren

Ja, und dann wäre da noch das Thema Konnektivität. Manchen wird dieser Begriff direkt auf die Nerven gehen, weil sie beim Motorradfahren ihre Ruhe haben wollen. Anderen Fahrern gefällt die schöne neue Welt und ich würde lügen wenn ich sagen würde, ich bin nicht einer von denen.

Dank der Shoei Com-Schnittstelle lässt sich das Sena SRL3 Mesh recht einfach in den Helm integrieren. Auch für die vom System verwendeten Harman/Kardon-Lautsprecher ist genügend Platz vorhanden, nachdem die geräuschreduzierenden Inlays in den dafür vorgesehenen Öffnungen im Helminneren entfernt wurden. Vorteil der Sena-Variante: Alles ist vorbereitet und mit wenigen Klicks schnell erledigt.

Möchte man jedoch ein anderes System, wie z. B. das Cardo Packtalk Edge mit JBL-Lautsprechern verbauen, ist mehr Bastelarbeit angesagt. Zumal man bei Shoei wohl der Meinung ist, dass das Mikrofon definitiv rechts und nicht links im Helm sitzen muss. Die Aussparungen dafür sind tatsächlich nur auf der rechten Seite zu finden und somit reicht die Kabellänge des Cardo Schwanenhalses nicht aus. Aber mit etwas Geschick und dem nötigen Willen überwindet man auch diese kleine Hürde und hat am Ende feinsten JBL-Sound in Form von Musik und Connectivity im Helm. Und das Beste daran ist, dass Cardo sich als Marktführer mittlerweile durch seine spezielle Software auch ganz einfach mit den Kolleginnen und Kollegen verbindet, die lieber das Sena-System fahren möchten. Schöne neue Welt, in der wir damit leben.

Perfekte Farbkombination - aber nur ein Leihmotorrad …
Perfekte Farbkombination – aber nur ein Leihmotorrad …

Fazit. Abgesehen vom Gewicht hat der Shoei Neotec 3 in allen anderen wichtigen Punkten noch einmal ordentlich zugelegt. Wenn man bei einem Helm von Performance sprechen kann, dann ist diese insgesamt noch einmal gesteigert worden und macht einmal mehr deutlich, wo der Helm auf dem Markt steht. Das sieht man natürlich auch am Preis, der sich im oberen Segment nicht von anderen Herstellern unterscheidet. Für mich persönlich war es am Ende wieder einmal wie immer bei Shoei-Helmen: Größe M bestellt, aufgesetzt und mit einem Lächeln im Gesicht vom Hof gefahren. Noch dazu mit 5 Jahren Shoei-Garantie.