aus Kradblatt 9/20 von Torsten Thimm, ttmotorbikeblog.com
Sytlischer Retro-Helm
Shoei hat sich etwas länger Zeit gelassen, einen schnörkellosen Retro Integralhelm auf dem Markt zu platzieren. Andere Herstellern hatten einen kleinen Vorsprung und die Verkaufsbühne für sich. Doch damit ist jetzt Schluss, denn mit dem Shoei Glamster betritt ein Helmkandidat den Ring, der für Aufsehen sorgt.
Warum das so ist? Nun, bewusst hat Shoei auch bei seinem neuen Modell auf modernste Fertigungstechniken und hochwertige Materialien geachtet. So besteht z. B. die sehr schlanke, leicht oval wirkende Außenhaut aus faserverstärktem Kunststoff (AIM-Advanced Integrated Matrix), der eine höhere Alterungsbeständigkeit als Thermoplast hat, dabei leicht und sehr fest ist. Sie trägt mit ihrer Bauform dazu bei, dass sich der Glamster genau so trägt wie er auf den ersten Blick aussieht. Kurz gesagt einfach cool und mit rund 1200 Gramm (je nach Schalengröße und Ausstattung 1165–1200 Gramm) genauso leicht, sicher, robust und klassisch, wie man sich das vorstellt.
Neben der wertig und stylisch lackierten Außenhaut schmeichelt einem das hochwertige EPS-Innenfutter, welches es in zwei Stärken und unterschiedlichen Dämpfungsgraden gibt. Das sehr anschmiegsame Innenleben gefällt rund um und an den Anlageflächen des Kopfes. Zudem ist es natürlich antibakteriell, bietet auch für Brillenträger reichlich Platz rund um die Ohren und man kann es zum Waschen herausnehmen. Durch das sogenannte E.Q.R.S. (Emergency Quick Release System) wird die Helmabnahme im Notfall vereinfacht. Zu erkennen ist es an den Aufklebern rechts und links vorne sowie den beiden Laschen unten am Futter.
Ganz Retro wird der Glamster mit einem Doppel-D-Verschluss gesichert, der nach einiger Übung mindestens ebenso leicht zu bedienen ist, wie die heutzutage oft verwendeten Ratschen-Verschlüsse.
Klassischer geht es also kaum, denn zur restlichen Ausstattung gehört lediglich das mit edel wirkenden Aluminiumscheiben befestigte CJ-3 Visier, das in drei Positionen einstellbar ist und eine Pinlock Vorbereitung hat. Das Visier kann beim Glamster per Klick unten links mit der Helmschale verriegelt werden. Diese CPB-1 Visor genannte Technik ist zwar für die Sicherheit praktisch, aber am Anfang ein wenig fummelig bis man den Dreh mit der Einhandentriegelung heraus hat.
Zum Schutz vor zu viel Frischluft und unerwünschten Besuchern im Helm, gibt es noch einen abnehmbaren Windabweiser für den Kinnbereich.
Ein Sonnenvisier sucht man vergeblich und auch das Anbringen eines Intercomsystems könnte beim Shoei Glamster eine spannende Aufgabe werden. Die eigentlich recht flachen Cardo-Lautsprecher konnte ich jedenfalls nicht unterbringen.
Weniger spannend, dafür aber eben auch absolut klassisch sind die vier unteren Lüftungseinlässe, die mit silbernem Aluminiumgitter hinterlegt regelrecht hervorstechen. Die drei zur Verfügung stehenden Schalengrößen von (XS–M, L, XL–XXL) haben außerdem alle einen weiteren Lufteinlass im Stirnbereich, dessen Bedienung auch während der Fahrt mit Handschuhen keine Herausforderung darstellt.
Shoei schickt zur Einführung des Glamsters direkt acht verschiedene Farbvariationen an den Start. Die fünf einfarbigen Varianten starten dabei bei Preisen um die 449 Euro und gehen hoch bis zu 549 Euro bei den drei Designausführungen. Klingt erst einmal teuer und liegt über vielen Mitbewerberangeboten, aber dazu kann ich nur eins schreiben: Fahrt ihn mal Probe und vergleicht ihn beim Thema Tragekomfort und der Haptik mit anderen Retro-Helmen, dann merkt ihr sehr schnell, ob er sein Geld wert ist.
Und wo wir schon beim Fahren sind! Trotz seiner klassisch und offenen Bauform ist er verhältnismäßig leise. Auf meiner unverkleideten Kawasaki W650, das sollte auch in etwa das Genre an Motorrädern sein welches angesprochen ist, empfand ich ihn durchweg als tollen Touren- und Reisebegleiter. Jedoch wie immer bei Helmen ist selbst „erfahren“ erstes Gebot, denn jeder Kopf ist anders, jedes Gehör natürlich auch und es kommt immer darauf an, welches Motorrad man selbst gerade fährt.
Fazit: Der neue Shoei Glamster trifft mitten ins Zeitgeschehen, denn lange war Retro nicht so Hip wie heutzutage und dabei leistet er sich keine wirklichen Schwächen. Ein Grund, warum er bei der Kundschaft sicherlich ankommen wird, liegt an der Qualität und der hochwertigen Verarbeitung, aber ggf. auch daran, dass wir über den Tag hinweg schon genug Schnick-Schnack um uns herum haben. Mir jedenfalls zaubert diese Einfachheit ein Lächeln ins Gesicht, weil ich weiß, dass ich trotzdem keinerlei Einbußen in Sachen Sicherheit bei diesem Helm habe.
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