aus Kradblatt 3/14
von Marcus Lacroix

 

Autobahngold-1Ich erzähle euch jetzt eine Geschichte und manch einer wird denken, so blöd kann man doch gar nicht sein. Aber egal, wir machen einfach das Beste draus.
 
Also: am Samstag, 18. Januar 2014, fuhr ich mit dem Kradblatt-Caddy bei strahlendem Sonnenschein in allerbester Laune Richtung Diepholz. Mal eben bei meinen Eltern einen Kaffee lenzen und die neue Test-KTM 390 Duke präsentieren, die im Laderaum stand.
 
An der B 214 in der Wallachei zwischen Steinfeld und Diepholz stand ein silberner Mercedes Benz am Rand, der Fahrer gestikulierte wild in meine Richtung. Klar, dass man da anhält und nach dem Rechten sieht – hättet ihr sicherlich auch gemacht.
 
Der südländische Typ, gepflegt, max. ca. 35 Jahre alt und insgesamt zum Benz passend, kam an meine heruntergelassene Beifahrerscheibe und wirkte voll verzeifelt. Er wäre auf dem Weg zu seinem Vater, der im Krankenhaus in Hannover liegt und hat sein Geld vergessen. Nun müsse er gleich tanken und fragte, ob ich helfen könne. „Kein Problem“, sagte ich „steig ein und ich fahr dich zur nächsten Tanke und zurück.“ Das ginge nicht, weil er seine Kinder im Wagen hat (mein VW Caddy ist ein 2-Sitzer). Ob er tatsächlich Kinder im Wagen hatte, konnte ich nicht sehen, da ich ungünstig geparkt hatte – ich nehme es aber mal an, die kann man sich ja sicher irgendwo borgen.
 
Autobahngold-2Völlig verzweifelt und den Tränen nahe zog er sich seine Goldringe von den Fingern und sagte er würde sie mir als Pfand geben. Dazu reichte er mir eine schlecht gemachte Visitenkarte, wie man sie ja häufiger in der Seitenscheibe von irgendwelchen Autoankäufern stecken hat. Mehmet Aly, Import/Export aus Duisburg. Ich sage zu ihm, er soll seine Ringe einstecken, die brauche ich nicht. Ich hätte ihm auch so etwas Kohle gegeben, denn er tat mir echt Leid, zumal sein Deutsch auch nicht das Beste war. Wäre ich irgendwo in Kleinhinterasien liegengeblieben, hätte ich mich sicherlich auch über Hilfe gefreut. Also gab ich ihm meine Adresse und 60 Euro und er bedankte sich überschwänglich. Seine Ringe sollte ich aber nehmen, damit ich ein Pfand habe. Na gut, packte ich sie halt ins Handschuhfach.
 
Nach ein paar Kilometern und beim Rekapitulieren des Geschehens kam mir der Gedanke, dass ich echt ein netter Kerl bin – oder der größte Vollpfosten zwischen Steinfeld und Diepholz. Naja, da ich bester Laune war fuhr ich trotzdem weiter statt umzudrehen.
 
Zuhause im Büro lachte sich die Setzerin erst mal einen ab. Ja, ich sei sicher ein Vollpfosten. Kurz beim Juwelier reingeschaut – auf den ersten Blick sind die Ringe echt. 585 Feingoldstempel, das Gewicht kommt auch hin. Für eine genaue Aussage müsse man aber einen Säuretest machen; ich verzichtete. Eine kurze Recherche im Internet brachte Gewissheit: die Masche ist uralt und trotzdem findet man immer einen Doofen. Es gibt sogar eine Seite www.autobahngold.de mit gaaaaanz vielen Informationen und Abbildungen. Der Trick auf den ich reinfiel, ist auch quasi 1:1 dort beschrieben. Ich kam aus dem Lachen kaum raus – und so was mir, der sonst auch gerne eine große Fresse hat, wenn Betrugsfälle im Fernsehen gezeigt werden!
 
Ich melde den Vorfall dann noch per Online-Anzeige der Polizei, damit die wissen, dass wieder Betrüger mit der Masche unterwegs sind. Am 31.1. durfte ich mir dann noch die Akte mit bekannten Herren der Ringe ansehen. Mein „Mehmet“ war nicht dabei. Die Männer auf den Bildern waren rein optisch eher südosteuropäischen Ursprungs und autobahngold.de spricht auch davon, dass häufig Rumänen mit der Masche unterwegs sind.
Letztendlich waren es „nur“ 60 Euro, die ich als Lehrgeld verbucht habe. Das Positive daran: Mehmet hat 60 Euro und ich eine Geschichte mehr zum Erzählen. Außerdem ich bin um eine Erfahrung reicher.
 
Selbstverständlich werde ich auch weiter bei jedem offensichtlich Hilfesuchenden anhalten. Bargeld gibt’s aber keines mehr von mir. Und ich werde zukünftig Fotos mit dem Handy machen. Von Mehmet, seinem Auto und auch den potentiell geliehenen Kindern.
 
Damit wir der Sache noch etwas Gutes abgewinnen können, biete ich euch die wunderschönen, garantiert gefälschten Goldringe hier zum Kauf an:
Wer die Ringe haben möchte, verpflichtet sich zu einer Spende an den Hanse Jamboree e.V., der damit die Fördergemeinschaft Kinder-Krebs-Zentrum Hamburg unterstützt. Unter allen Teilnehmern wird derjenige ausgewählt, der den höchtsten Spendenbetrag für die Ringe bietet. Bis zu einer Spendenhöhe von 500 Euro wird dieser Betrag vom Kradblatt verdoppelt. Achtung, schickt uns kein Geld – der Spender wird bei mehreren gleichen Angeboten ausgelost! Wenn ihr möchtet, veröffentlichen wir den Spender (ineressant z.B. für Firmen).
Gebt eure Adressdaten und die Spendenhöhe per Post, per E-Mail oder hier über unsere Website www.kradblatt.de bis zum 31.3.2014 durch.