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aus bma 12/11 – Klassik-Rennsport
von Scuderia A.C.R. e.V.
Wir drehen das Rad um ca. 30 Jahre zurĂŒck: der Kreidler, ZĂŒndapp, Honda SS50 Zeit entwachsen, probieren draufgĂ€ngerische Buben ihre groĂvolumigen MotorrĂ€der zu bĂ€ndigen. ZunĂ€chst noch aus pubertĂ€rem Machogehabe heraus. Die MĂ€dels stehen auf MotorrĂ€der! Aber da ist noch mehr, der Bazillus sitzt tief. Wenn die Zippe nicht will â Motorrad fahren macht auch SpaĂ! Hormone gegen PS! Es war die Zeit der Treffen. Im Sommer fast 14-tĂ€gig: Anfahren-Saufen-Abfahren. Das dabei noch Hirn ĂŒbriggeblieben ist grenzt an ein medizinisches Wunder. Es wurden heiĂblĂŒtige Debatten gefĂŒhrt. Welches ist das bessere Motorrad, welches das bessere Konzept? Es waren die Zeiten der CB 750 Four, Kawa Z 1, BMW R 90 S, Ducati Königswelle, Guzzi V7 Sport usw. Diese MotorrĂ€der weckten Begehrlichkeiten.
Etwa zu dieser Zeit fanden sich einige Gleichgesinnte im Ammerland zusammen, die sich nicht damit begnĂŒgten Fremdeindringlinge in ihrem âJagdrevierâ gnadenlos zu verblasen. Sie interessierten sich fĂŒr die âgroĂen Jungsâ auf den Rennstrecken dieser Welt. So besuchte man die Rennen auf der Isle of Man, die Dutch TT, das 24 Std. Rennen in Spa usw. Nach kurzer Zeit untĂ€tigen Zuschauens reifte der Entschluss â das macht bestimmt SpaĂ, das machen wir auch.
Geld fĂŒr ein Rennmotorrad war nicht vorhanden und so mussten die StraĂenmotorrĂ€der dran glauben. Nummernschild ab, Lampen abgeklebt und los. ZunĂ€chst zum Ducati Clubrace nach Holland, nach Eemshaven und zum Ăsterreichring zur Speedweek. Schnell war man sich bewusst, dass man mit diesem Material keinen Blumentopf gewinnen konnte. Die StraĂenmotorrĂ€der waren einfach zu schwer, hatten zu wenig Bodenfreiheit, zu wenig Leistung und wenn man hinfallen wĂŒrde, könnte man nicht mal mehr auf der StraĂe fahren. Da das Ersatzteillager bei den meisten von uns schon gut gefĂŒllt war, keimte der Gedanke sich ein eigenstĂ€ndiges Rennmotorrad zu bauen. Beim einen ging es schnell, beim anderen dauerte es etwas lĂ€nger, aber irgendwann hatten wir dann unsere RennmotorrĂ€der fahrfertig. Aus welchem Grund auch immer â es waren ausschlieĂlich MotorrĂ€der aus italienischer Produktion. Ducati, Laverda und Moto Guzzi. Zwar hatten die Japaner inzwischen eine ganze Stange von guten, konkurrenzfĂ€higen und gĂŒnstigeren MotorrĂ€dern herausgebracht, aber wir hingen nun mal an unseren italienischen Diven.
Die Lehrjahre waren hart und teuer. Obwohl wir nur an sogenannten Clubrennen teilnahmen (bis auf Ralf, unserem 1. Vorsitzenden, der sich im Seriensport stĂ€hlte) merkten wir doch, dass man fĂŒr eine Saison Hobby-Racen ganz schön lange arbeiten musste. Das Budget war begrenzt und es kam vor, dass einer nach einem kostenintensiven Motorplatzer mangels Masse die Saison an den Nagel hĂ€ngen musste. Inzwischen war der Kontakt unter uns gewachsen. Wir kamen zwar nicht alle aus demselben Dorf, trafen uns aber regelmĂ€Ăig bei den Rennveranstaltungen und hatten viel Kontakt zu Gleichgesinnten. Man half sich untereinander und bei Problemen war immer eine helfende Hand zur Stelle. MĂ€nner und MotorrĂ€der wurden Ă€lter. Die MotorrĂ€der waren der inzwischen gehörig gestiegenen Leistung manchmal nicht mehr gewachsen, aber – der Mensch wĂ€chst bekanntlich mit seinen Aufgaben.
Im Jahr 2005 beschlossen dann 5 Menschen aus einer Bierlaune heraus diesem Treiben einen Namen zu geben und weil wir traditionsbewusste BĂŒrger sind, sollte es dann auch gleich ein e.V. werden. Nach einigem juristischen Hin und Her war es dann soweit: Die Scuderia A.C.R. e.V. (Ammerland-Classic-Racing) war geboren. Der Name leitet sich aus dem Wort Rennstall (ital. Scuderia) und dem Ursprungsgebiet der GrĂŒndungsmitglieder ab. Wir haben derzeit elf aktive und fĂŒnf passive Mitglieder. Unser Verein strebt nicht nach hoher Mitgliederzahl, sondern bĂŒndelt Erfahrung im Bereich des klassischen Motorradrennsports. Wir haben in unseren Reihen ein paar Menschen die sich das Hobby zum Beruf gemacht haben.
FĂŒr Dirk âOlliâ Oltmanns war Ducati die Berufung. Die Marke Laverda kam hinzu und seine Erfahrung aus dem Rennsport kommt uns heute bei der teils kniffligen Technik dieser MotorrĂ€der zu Gute. Andreas âĂliâ Baumgarten hat sich der Marke Moto Guzzi verschrieben. Den Spitznamen hat er sich durch unermĂŒdliches Schrauben in seiner Werkstatt bzw. bis kurz vorm Vorstart hart erarbeitet. Moto Guzzi ist in der Klassikerszene inzwischen immer mehr auf dem Vormarsch und so braucht er sich ĂŒber Arbeit nicht zu beklagen. Nils Paulsen ist zwar beruflich bei BMW in Stellung, kennt sich aber so ziemlich mit jedem Motorrad aus. Er baut und fĂ€hrt rattenschnelle Kawasaki Z 1000 und hat im Fahrerlager schon so manch verzweifelten Mechaniker mit stoischer Ruhe und fundiertem Wissen aus der Patsche geholfen. Unsere passiven Mitglieder verfĂŒgen alle ĂŒber handwerkliche FĂ€higkeiten im Bereich Motorrad und/oder Organisation und so fĂŒgt sich alles nahtlos zusammen.
Inzwischen nehmen die Fahrer des A.C.R. mit ihren Helfern europaweit an Veranstaltungen fĂŒr klassische MotorrĂ€der bis Bj. 1982 teil. Hier gibt es die Kategorie Sprintrennen und Endurance. Bei den Sprintrennen geht es meist ĂŒber eine Distanz von 20 bis 30 Minuten. Egal ob es beim Fischereihafenrennen in Bremerhaven, dem Classic-Grand Prix am Schleizer Dreieck oder eine Veranstaltung fĂŒr klassische MotorrĂ€der in Oschersleben ist â es ist eigentlich immer ein Fahrer des A.C.R. auf dem Podest zu finden.
Seit einigen Jahren hat sich der Langstreckenwettbewerb bei uns in den Focus geschoben. Hier hat es der A.C.R. inzwischen geschafft, sich international in die Spitze zu fahren. Beim Bikers-Classic in Spa/Francorchamps, dem wohl renommiertesten Langstreckenrennen fĂŒr klassische MotorrĂ€der in Europa, gelang dieses Jahr der groĂe Wurf. Platz 2, 8 und 14 sind ein Ergebnis, das die Fachwelt aufhorchen lieĂ. Die PlĂ€tze 8 und 14 wurden mit Ducati Königswellen errungen. MotorrĂ€der, die eigentlich nicht den Ruf von besonderer ZuverlĂ€ssigkeit genieĂen. Die penible Vorbereitung und Erfahrung von Olli und den MĂ€nnern von Ducati Melle halfen den Fahrern zum Erfolg. Der 2. Platz wurde mit der schnellen Zentalrohr-Kawasaki Z 1000 eingefahren. Im letzten Jahr wurde der sicher geglaubte 2. Platz in der letzten Runde noch ins Kiesbett geworfen aber dieses Jahr hatâs dann geklappt. Dieses von Niels Paulsen aufgebaute Motorrad wird von Ralf Wobker und einem jeweils zur VerfĂŒgung stehenden Spitzenfahrer pilotiert. Wenn es der Zeitplan zulĂ€sst, starten wir auĂerdem noch in der spanischen Langstreckenmeisterschaft in Cartagena.
Unser Fuhrpark besteht derzeit aus folgenden MotorrĂ€dern: 2 BMW-Boxer, 5 Moto Guzzi, 4 Ducati Königswellen, 2 Ducati Pantah, 2 Kawasaki Z 1000 und eine Ducati 888, die allerdings in einer moderneren Klasse startet. Fazit: Wir fahren mit MotorrĂ€dern, die sich die meisten in die Vitrine stellen oder höchstens am Sonntag bei Sonnenschein bewegen. Wir sind aber der Meinung, dass ihr angestammtes Revier die Rennstrecke ist und fahren sie zur Freude der Zuschauer (und der eigenen natĂŒrlich) bis wir die Zielflagge hinter uns gelassen haben.
Weitere Infos ĂŒber unser Treiben findet ihr im Netz unter www.scuderia-acr.de. Neben RennÂÂberichten und Fotos gibtâs dort auch einen Terminkalender. Schaut mal bei uns rein!
P.S.: Wir bedanken uns bei der Firma Continental, die uns mit Rat, Tat und Material zur Seite gestanden hat und wĂŒrden uns ĂŒber weitere UnterstĂŒtzer natĂŒrlich sehr freuen…
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