aus bma 09/03

von Ralf Schimanski

SchwarzwaldSommerurlaub – wo sollte es diesmal hin gehen? Eine Frage die meine Frau und ich uns schon das ganze Frühjahr gestellt haben. Es sollte auf jeden Fall mit dem Motorrad sein, also kamen Inseln nicht wirklich in Frage. Und musste es denn das Ausland sein? Wo Deutschland so schöne Ecken hat. Also stöberte ich ein bisschen im Internet, um mich mal über die Möglichkeiten der Übernachtungen zu informieren. Ich ließ mir ein paar Werbeprospekte von verschiedenen Gegenden Deutschlands zuschicken und wir entschieden uns dann für den südlichen Schwarzwald.
Wir hatten das Glück, zum Urlaubstermin ein Ferienhaus in Bräunlingen/Mistelbrunn bei einer Privatfamilie zu bekommen. Bräunlingen liegt 15 km westlich von Donaueschingen.
Der Urlaub kam und wir machten uns auf, von der Norddeutschen Tiefebene die 740 km entfernte Bergwelt zu erkunden. Wir hatten beschlossen, sonntags in aller Herrgottsfrühe zu starten, um dem ganzen LKW-Verkehr auszuweichen. Nach sieben Stunden reiner Fahrzeit erreichten wir unser Domizil und waren total begeistert – ein richtig schnuckeliges 100 qm Einfamilienhaus mit Garage nur für uns.
Am nächsten Tag ging es dann richtig in die Vollen – Feldberg, Todtnauer Berg und jede Menge Kurven. Ein Paradies für Motorradfahrer. Egal wohin man sich wendet, die Landschaft und das Fahren sind ein Traum. Von unserem Vermieter bekamen wir noch einen Haufen Tipps, wo man richtig Kurven fahren könne. So z.B. Schauinsland, Belchen oder Kandel. Bis auf das legendenumwobene Schauinsland hatte ich von den anderen Strecken noch nichts gehört.

 

Auf der Straßenkarte suchten wir uns immer wieder neue Ziele, mal fuhren wir nach Rottweil mit seinem schönen altem Stadtkern, ein anderes Mal nach Albstadt, wo man auch sehr schön spazierengehen und vor allem gut essen kann. Als Norddeutscher ist man immer wieder fasziniert von der Umgebung und den Menschen mit Ihrer schwäbischen Gemütlichkeit. Wenn man ein bisschen Orientierungssinn hat, ist der Weg das Ziel.
Im SchwarzwaldAn einem Tag machten wir uns auf den Weg in die Schweiz, wo ich wiederum über das Internet einen Mann kennen gelernt hatte, der Vorsitzender vom FJR/GTS Club der Schweiz ist. Er hatte uns eingeladen ihn in seinem Haus am Zürichsee zu besuchen. Die Fahrt dorthin war ab der deutsch/ schweizerischen Grenze ein Horrortrip – überall Blitzer, dann quer durch Zürich, alle 50 Meter eine Ampel oder ein Fußgängerüberweg. Letztendlich kamen wir aber dann doch an und Urs empfing uns sehr freundlich und zeigte uns seine Schätze. In der Schweiz ist wohl alles ein wenig anders – er hatte in seiner Garage vier Motorräder samt den dazu gehörigen Helmen für jede Gelegenheit stehen. Was mich aber am meisten wunderte war, dass die Ausfahrten vom FJR/GTS Club von einem Yamaha Schweiz-Servicewagen begleitet werden. Für uns in Deutschland undenkbar. Witzig ist auch, das die Motorradfahrer ihre Maschinen dort Töffs nennen. Wenn’s schön macht!
Nach einem ausgiebigen Regenguss (übrigens der einzige Regen in unserem Urlaub) machten wir uns wieder auf den Heimweg nach Bräunlingen, diesmal aber auf der anderen Seite des Zürichsees und fuhren über Schaffhausen nach Deutschland. Abends in unserem Domizil waren wir schon ganz schön geschlaucht von diesem Trip – unser Fazit: In der Schweiz Motorrad zu fahren hat nichts!
Tags darauf machten Werner mit seiner Hayabusa und ich mit meiner FJR uns auf, Schauinsland, Belchen und Kandel zu erkunden. Man findet kaum Worte dafür – einfach genial. Es reiht sich Kurve an Kurve und für einen norddeutschen Flachländler ist das so etwas wie die Erfüllung. Doch man sollte nie versuchen, mit einem Einheimischen mithalten zu wollen – klappt nicht. Ich habe es einmal versucht und nach einer halben Stunde steckte ich mir mit zitternden Fingern eine Zigarette ins Gesicht.
Was auch auf alle Fälle einen Besuch lohnt ist der Heugablick. Dies ist ein Café in der Nähe von Möhringen. Das Café liegt auf einer Anhöhe direkt in einem Kurvenscheitelpunkt. Davor liegt ein schön großer Parkplatz und man kann dem Treiben dort bei einer Tasse Kaffee zusehen. Alle Rennfahrer (oder die es mal werden wollen) geben dort ihr Letztes und am Wochenende ist der Parkplatz mit gut 1000 Motorrädern komplett zugestellt.
Wir haben uns natürlich nicht nehmen lassen, einen Abstecher zum Bodensee zu machen, obwohl die Straßen durch Wochenendausflügler derart verstopft waren, dass es nicht wirklich Spaß bereitet hat.
Insgesamt haben wir in den sieben Tagen rund 1900 km im Schwarzwald gefahren. Auf alle Fälle sind wir im hohen Norden von den Kurven und der Gegend her schwer benachteiligt. Also werden wir wohl wieder hin müssen – es macht süchtig!
Ein Wort noch zu unseren Vermietern: selten sind wir so freundlich und herzlich aufgenommen worden wie bei Familie Albers. Für alle, die auch einmal im Schwarzwald Urlaub machen möchten, hier die Adresse: Familie Alfred Albert, Bubenbacher Straße 20, 78199 Bräunlingen/ Mistelbrunn, Telefon: 07705/1377.