aus bma 6/12

von Marcus Lacroix

Schuberth S2Schuberth S2…

Schuberth S2 Sonnenblende…mit weit herabreichender Sonnenblende…

Schuberth S2 Bedienung…und guter erreichbarer Bedienung.

Schuberth S2 PinlockFür Racer suboptimal angebrachtes Pinlock

Helme zu testen ist keine besonders dankbare Aufgabe, denn eine Vielzahl von Faktoren beeinflussen das Ergebnis. Ein Motorradhändler brachte es im Gespräch über den neuen Schuberth S2 auf den Punkt: „der beste Helm ist Mist, wenn er a) nicht zum Kopf und b) nicht zum Motorrad passt.” Das sollten Leser aller Testberichte bei Stammtischgesprächen und Empfehlungen immer im Hinterkopf behalten!

Kommen wir also zum Schuberth S2, der seit kurzem zum Preis ab 499 Euro in sieben verschiedenene Dekoren im Handel zu finden ist. Zunächst überrascht die Passform – sitzen Schuberth-Helme sonst in 56/57 (M) bei mir tadellos, muss ich beim S2 zu 58/59 (L) greifen. Ein Kollege bekommt den schmal geschnittenen Helm nicht mal in der Größe über die Ohren. Einmal übergestülpt fühlt man sich aber gleich wie zuhause, die Stoff-Kombination ist gut gewählt. Die komplette Innenausstattung des S2 ist natürlich herausnehm- und waschbar.

Besonders aufmerksam sollten Brillenträger den Helm vor dem Kauf testen. Breite Brillenmodelle sitzen stramm an der Helminnenschale, so dass gröbere Fahrbahnunebenheiten verstärkt übertragen werden und dem Brillenträger die Optik vermasseln. Die Brillenbügel gleiten mit etwas Übung gut am Polster entlang über die Ohren und drücken nicht.

Im Fahrbetrieb auf einem Naked-Bike überzeugt der Schuberth S2 mit relativ geringer Geräuschkulisse, die sich durch die Montage eines beiliegenden Windabweisers im Kinnbereich noch reduzieren lässt. 85 dBA bei 100 km/h gibt Schuberth an, was vom Schalldruck her immerhin starkem Verkehrslärm entspricht. Bei hohen Dauergeschwindigkeiten und langen Strecken empfehle ich also nach wie vor das Tragen eines Gehörschutzes.

Der mit gemessenen 1486 Gramm angenehm leichte Helm aus Glasfaser liegt auch bei höheren Geschwindigkeiten sehr sauber im Wind und entwickelt keinen Auftrieb. Die Belüftung, die sich im Stirnbereich auf Winter-/Sommerbetrieb umstellen lässt, arbeitet einwandfrei, die Bedienung klappt auch mit Handschuhen sicher. Klasse ist die integrierte, weit herabreichende Sonnenblende, die durch einen Schieber links am Helm ein- und ausgefahren wird.

Ebenfalls ein Plus ist das Pinlock-Innenvisier, das Beschlag wirkungsvoll verhindert. Der Käufer muss das Pinlock allerdings selbst einsetzen (bzw. seinen Händler drauf ansprechen), denn nur die Haltepins sind vormontiert. Der Grund wird einem auf einem Supersportler klar, denn in Renn-Position guckt man gegen die Oberkannte des Pinlock, was manch Racer zu Recht als störend empfinden wird. Wie man es besser machen kann, zeigt Shoei beim XR 1100. Zu Recht positioniert Schuberth den S2 somit als Helm für Sport- und Tourenfahrer und trotz der guten Aerodynamik nicht für Rennfahrer. Das S2-Visier lässt sich über zwei kleine Hebel genial einfach austauschen. Die „Stadt-Stellung” des Visiers könnte für meinen Geschmack kleiner ausfallen – da fehlt mir eine Raststufe.

Wie stark die Bewertung eines Helms vom Motorrad abhängt, wird beim Umstieg auf eine Enduro mit Mini-Windschild klar. Bei Landstraßentempo wird der Wind so unglücklich gegen den Helm geleitet, dass man meint taub zu werden. Es dröhnt einfach fürchterlich. Wäre ich 10 cm größer/kleiner, läge der Helm schon wieder im ruhigen Bereich – macht euch bei einer Probefahrt also ruhig mal länger/kleiner und variiert eure Sitzposition! Die Problematik wird auch im gut gemachten Handbuch, das dankenswerter Weise jedem Schuberth-Helm in gedruckter Form beiliegt, beschrieben.

Der Schuberth S2 ist für das Schuberth SRC-Kommunikationssystem vorbereitet, das gegen den Akustikkragen ausgetauscht wird und so voll integriert ist. Die Antennen für Radio und Bluetooth sind schon ab Werk im S2 vorhanden, das Anschlusskabel versteckt sich hinter dem Kragen.

Wer auf der Suche nach einem neuen Helm ist, sollte sich den Schu­berth S2 mal genauer ansehen. Die Einschränkungen für Brillenträger und Rennfahrer muss jeder für sich selbst gewichten – ansonsten gefällt mir Helm wirklich gut. Neben dem vorbildlichen Service, den Schuberth z.B. bei Reparaturen oder dem Gratis-Sicherheitscheck bietet, ist auch das Mobility-Programm ein gutes Kaufargument. Nach der Registrierung bekommt man im Unfall-Fall drei Jahre lang einen neuen Ersatzhelm zu einem Drittel des Preises. Infos dazu und über den S2 gibt es bei Schuberth auf der Website unter www.schuberth.com und im Fachhandel.