aus Kradblatt 6/20 von Marcus Lacroix

Schuberth Jethelm, wahlweise mit Visier oder ohne …

Schuberth M1 mit SCM1
Schuberth M1 mit SCM1

Lange Jahre gehörte der Schuberth J1 zu meinen liebsten Helmen. Das war dieser Mix aus Jethelm mit Visier und abnehmbarem Kinnbügel, der beim Einschlag zumindest einen rudimentären Unterkieferschutz versprach. Im März 2006 hatten wir ihn euch vorgestellt, zwei davon habe ich seitdem verschlissen. Leider hat Schuberth das Konzept eingestellt, der M1 Pro ist ein ganz normaler Jethelm. Das Angebot, den Helm auszuprobieren, nahm ich trotzdem gerne an. 

Wider Erwarten sitzt der M1 Pro gut auf meinem Kopf – das ist nicht bei allen Schuberth Modellen der letzten Jahre der Fall und gleich hier die übliche Empfehlung: Kauft Helme im Fachhandel und probiert sie dort auf. Ruhig auch etwas länger oder bei einer Probefahrt, wenn möglich. Drückt ein Helm, führt das nämlich schnell zu unangenehmen Kopfschmerzen.

Sehr positiv beim M1: der Helm ist schon für ein Kommunikationssystem vorbereitet, Mikro und Lautsprecher sind fest verbaut. Hinten am Helm befindet sich eine Klappe, die gegen ein SC1M ausgetauscht wird – das dauert nur ein paar Sekunden. Mit dem SC1 setzt Schuberth jetzt auf den Hersteller Sena, nachdem das alte Schuberth SRC von Cardo kam. Das SC1M entspricht laut Sena dem 10R, also dem Basismodell der 10er Baureihe. Mit dem Funktionsumfang, der App und den Einstell- und Updatemöglichkeiten am Rechner könnte man einen eigenen Artikel füllen; über Verbindungsmöglichkeiten zu Systemen anderer Hersteller gibts in Online-Fore­n einiges zu lesen. Tenor: Idealerweise nutzt man unter Freunden für die problemlose Koppelung Geräte eines Herstellers, wenn man unterwegs quatschen möchte. Bis 110-120 km/h klappt das auf einem Naked Bike mit dem offenen M1 ganz gut, darüber wird es zäh. Gleiches gilt für Navi-Ansagen oder Musik. Mit Verkleidung gehts auch bei schnellerer Fahrt. Die Bedienungseinheit des SC1M kann man an den Helm kleben, mit einer Halterung am Motorrad montieren oder über einen Clip am Handschuh/Ärmel tragen, das ist eine schöne Option.

Der M1 Pro ist als Jethelm natürlich nichts für Racer, lässt sich aber mit Visier auch bei Dauergeschwindigkeiten von 120 km/h ohne eine Verkleidung sehr gut fahren. Ohrenstöpsel sind immer sinnvoll; holt man sich diese beim Hörgeräteakustiker mit Filter, versteht man auch die Kommunikation besser. Zieht man bei 200 km/h vorgebeugt sitzend den Kopf ein, sitzt der M1 Pro immer noch einwandfrei. Ehrlich, habe ich ausprobiert – gehoben habe ich die Omme dabei aber lieber nicht …

Klasse ist die Möglichkeit, das Visier gegen eine Blende zu tauschen – das klappt schnell und ohne Werkzeug und so kann man den M1 auch mit optischer Brille oder einer klassischen Motorradbrille fahren. Eine eingebaute Sonnenblende mit angenehmer Tönung und optischer Klasse 1, d. h. klare Sicht ohne Verzerrungen, rundet die gelungene Ausstattung ab. Den Kinnbügel vermisse ich aber schon ein wenig und sei es nur für die subjektive Sicherheit. Der Schuberth M1 Pro kostet UVP ab 439 €, Größe XS–XXL. Schickes Dekor gibts für 100 € mehr, das SC1M kostet UVP 239 €. Mehr Infos im Fachhandel und unter www.schuberth.com.