Schuberth M1 SRCS SonnenblendeAusprobiert: Schuberth M1 mit SRCS-Kommunikationssystem …

aus Kradblatt 1/16
von Berthold Reinken

Ausprobiert: Schuberth M1 mit SRCS

Schuberth M1 SRCS blauAls die Helmfirma Schuberth vor ein paar Jahren unter der Modellbezeichnung J1 einen Jet-Helm herausbrachte, der mit einem Steckbügel zum Schutz des Kinnbereichs versehen war, handelte es sich um eine wirkliche Novität. Der J1 erfreute sich großer Beliebtheit und andere Hersteller produzierten ebenfalls Helme mit abnehmbarem Kinnteil, konnten aber dem J1 wenig Käufer abringen. Nach Produktionsende des J1 im Jahr 2013 präsentierte Schuberth auf der Intermot im letzten Jahr den neuen Jet-Helm M1 Metropolitan, der von vielen Fans als Nachfolger des J1 erwartet wurde. Zur großen Verwunderung hatte der M1 aber keinen Steckbügel, denn der Metropolitan ist keinesfalls der J1-Nachfolger (siehe unten).

Schuberth M1 SRCS InnenfutterDass es sich bei dem Neuen aber um einen Helm in der gewohnt guten Qualität des Hauses Schuberth handelt, ist uns bei den Testfahrten im Sommer und Herbst diesen Jahres schnell klar geworden. Schon der erste Eindruck in der Hand – Haptik genannt – ist gut. Das Visier ist sehr stabil und hat eine exakte Führung, so dass es sich ohne zu Verdrehen öffnen und schließen lässt. Dabei ist es egal, ob man es in der Mitte oder an der Seite anfasst. Das tollste aber ist, dass das Visier im Fahrbetrieb in jeder gewünschten Stellung (stufenlos) stehen bleibt und auch nicht durch den Winddruck zugedrückt wird. Das funktioniert sogar bei Tempo 140 bei einem FKK-Krad. So lässt sich der Frischluftstrom prächtig steuern.

Schuberth M1 SRCS SonnenblendeDer M1 vermittelt dabei ein äußerst angenehmes Sitzgefühl und die Kopfbelüftung ist Referenzklasse. Das gilt auch für die Lärmdämpfung, die einem Integralhelm kaum nachsteht. Auch bei höherer Geschwindigkeit (damit ist aber nicht 200+ gemeint) kann man auf Ohrenstöpsel meistens verzichten. Das Visier ist für Pinlock vorbereitet, das Teil muss aber leider extra gekauft werden. Eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum J1 ist dafür der praktische Ratschensteckverschluss des Kinnriemens.

Der M1 ist serienmäßig mit eingebauten Ohrhörern und einem Mikrofon in jedem Wangenpolster ausgestattet, außerdem mit einem Aufnahmefach für das SRC-Kommunikationssystem, das für 180 Euro erworben werden kann.

Die Systemsteuerung wird im hinteren Helmteil von außen eingeklickt, was sorgfältig gemacht werden muss, da ein deutliches Klicken für das Einrasten nicht immer hörbar ist.

Schuberth M1 SRCS SchemaÜber Bluetooth kann der Helm nun mit einem anderen gekoppelt werden und das Schnacken während der Fahrt mit der Sozia oder einem anderen SRCS-tragenden Motorradfahrer kann losgehen. Laut Handbuch (das man sich aus dem Internet laden muss) soll das bis zu einer Entfernung von 500 Metern klappen, was wir für das norddeutsche Flachland durchaus bestätigen können. Natürlich lässt sich auch das Navi oder Handy koppeln, wobei das bei unseren Tests auch parallel funktionierte. Die Navi-Ansagen werden bei Eingehen eines Anrufes genau so unterbrochen, wie der Plausch mit der Liebsten. Die Sprachverständlichkeit ist klar und deutlich, ein Mundtuch darf der Sprecher allerdings nicht tragen. Dann kommt die Sprache verzerrt und unverständlich beim Empfänger an. Da wäre ein direkt vor dem Mund platziertes Bügelmikrofon sicher besser. Telefonieren bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h ist auf jeden Fall problemlos möglich und die Verständlichkeit auf beiden Seiten super. Trotz langer Sprachpausen schaltet das VOX-System (Sprachsteuerung, z. B. zum Annehmen von Anrufen) sich leider nicht von alleine aus, so dass ein Bäuerchen der Sozia schon mal ungewollt beim Fahrer ankam. Will man so etwas verhindern, muss nach Beendigung des Schnacks manuell abgeschaltet werden. Da das Bedienteil aber recht weit hinten sitzt, ist das Übungssache und mit dicken Handschuhen quasi aussichtslos, da man die kleinen Knöpfe dann nicht gut findet.

Schuberth M1 SRCS BedienteilLaut Auskunft der Firma Schuberth ist ein automatisches Abschalten bei Sprachpausen nicht vorgesehen, könnte aber bei Softwareaktualisierungen später möglicherweise eingeführt werden.
Laut Handbuch ist das SRC-System „spritzwassergeschützt“. Ob es auch einem kräftigen und/oder längerem Regenguss standhält, haben wir nicht ausprobiert. Ich würde es bei Unwettern lieber heraus­nehmen und wasserdicht verstauen. Man muss ja nicht immer erreichbar sein. Das Aufladen des SRC kann im Helm oder im ausgebauten Zustand erfolgen, auf jeden Fall wäre dafür ein längeres Ladekabel deutlich praktischer.

 

Schuberth M1 SRCS AnschlussSRCS-Nutzer können sich online unter www.cardosystems.com bei der Cardo-Community anmelden, einige Einstellungs-Feinheiten vornehmen und Software-Aktualisierungen herunterladen. Bei Drucklegung funktionierte das Ganze bedauerlicher Weise aber immer noch nicht mit dem Mac OSX 10.11 El Capitan. Hier sollte Cardo definitiv schneller reagieren. Der Hinweis, einfach ältere Betriebssysteme zu nutzen, ist ein schlechter Witz wenn man sich gerade einen neuen Rechner gekauft hat. Die Nutzerführung in der Community ist zudem recht unübersichtlich, Infos zum SRCS sucht man vergeblich. Die Cardo-App für iOS und Android haben wir auf dem iPhone auch nicht zur Zusammenarbeit mit dem SRCS animieren können. Schuberth sollte da mal ernsthaft mit Cardo sprechen, da die Kundenfrustration ja auf die eigene Marke zurückfällt und nicht jeder Motorradfahrer ein Computerfreak ist, der nach eigenen Lösungswegen suchen will.

Der M1 kostet, je nach Farbe zwischen 399 und 429 Euro, was angesichts der Qualität und Ausstattung auch für einen Jet-Helm noch in Ordnung geht. Ein klares Ersatzvisier kostet 55 Euro, getönt 70 Euro und in blau oder silber verspiegelt 75 Euro. Interessant ist neben der 5-jährigen Herstellergarantie, die Schuberth seit dem 1.11.2015 auf online registrierte Helme bietet, auch die Unfallabsicherung mit 1/3 Selbstbeteiligung. Alle Infos dazu gibt es im Fachhandel und auf der Schuberth Website www.schuberth.com.

 

Karine Seyfert, Marketingleiterin „Motorrad und Racing“ bei Firma Schuberth:Der M1 ist nicht der Nachfolger des J1, was man schon am Namen erkennen kann. Schuberth ist ein international agierendes Unternehmen, welches die unterschiedlichsten Kunden und ihre Bedürfnisse auf den europäischen und weltweiten Märkten erfüllen muss und will. Der M1 ist ein moderner Jet-Helm, der die Anforderungen dieser Kunden rundherum erfüllt. Schuberth wird in der Zukunft sicherlich auch die von uns in den Markt gebrachte Innovation eines Jet-Helms mit Kinnschutz weiter verfolgen und zu gegebener Zeit einen Nachfolger des J1 in den Markt bringen.“