aus bma 2/13
von Marcus Lacroix

Schuberth C3 pro KlapphelmSchuberth C3 pro

Schuberth C3 pro mit SRCSSchuberth C3 pro mit SRCS und Pinlock

Schuberth C3 pro SonnenblendeSchuberth C3 pro Sonnenblende

Was darf’s zuerst sein, die gute oder die schlechte Nachricht? OK, ich nehme auch immer die schlechte zuerst, so bleibt mehr Freude danach. Also: der neue Schu­berth C3 pro kostet als unverbindliche Preisempfehlung 595 Euro und das passende SRCS für die Kommunikation weitere 345 Euro. Zusammen sind das schlappe 940 Euro und das war jetzt die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht: wer sich den Spaß gönnt – und das wird am ehesten die Kundschaft sein, die auch Rukka, Dainese oder andere namhafte Oberklasse-Marken zu schätzen weiß – wird nicht enttäuscht sein.

Schuberth-Klapphelme gehören für mich persönlich schon lange zu meinen Lieblingshelmen. Concept, C2, C3 – ich hab‘ sie alle fahren können. Der auf der Intermot 2012 vorgestellte „C3 pro“ setzt die Reihe fort und hat mittlerweile 1000 Alltags­kilometer hinter sich. Auffällig beim pro: er sitzt im Stirnbereich bei mir persönlich spürbar besser als der C3, was die alte Weisheit „kaufe keinen Helm ohne Anprobe“ erneut bestätigt.

Ziel bei der Überarbeitung des C3 zum pro war es, den Helm nicht nur für Touren- sondern auch für sportlicher orientierte Fahrer und Fahrerinnen attraktiv zu machen. Wer gelegentlich mal an einem Renn- oder Sportfahrertraining teilnimmt, kauft sich ja nicht unbedingt gleich einen passenden Sporthelm und auch sonst haben Schnellfahrer andere Ansprüche an einen Helm als der Landstraßen-Blümchenpflücker-Cruiser. Stimmt die Aerodynamik nicht, beutelt es einen mitunter heftig hin und her und manch einer wird sich noch daran erinnern, wie man sich früher bei Vollgasfahrten fast stranguliert hat. Der C3 pro ist für eine tourensportliche Sitzhaltung optimiert und liegt laut Schuberth auch bei Geschwindigkeiten oderhalb von 160 km/h ruhig im Luftstrom. Durch entsprechende Spoiler erzeugt er keinen Auftrieb und das funktioniert tatsächlich.

Beim Gewicht hat sich nichts getan – der C3 pro wiegt gut erträgliche 1570 Gramm (+/- 50 g je nach Größe). Der Schuberth-Sporttourerhelm S2 ohne das klappbare Kinnteil bringt bei ansonsten sehr ähnlicher Ausstattung 120 Gramm weniger auf die Waage. Wer häufig auf der Renne unterwegs ist, für den lohnt die Anschaffung eines zweiten, leichteren Helms zur Entlastung des Nackens.

Mit 82 db(A) bei 100 km/h (Schuberth Messwert) auf einem unverkleideten Motorrad ist der C3 pro für einen Sturzhelm recht leise – wobei leise natürlich relativ ist. 80 dB(A) entsprechen einer befahrenen Hautverkehrsstraße in fünf Metern Entfernung. 10 dB(A) mehr oder weniger bringen gefühlt eine Verdoppelung bzw. Halbierung der Lautstärke! Zum Vergleich: der Schuberth S2 bring es auf 85, der S1R auf 88 dB(A). Ein herausnehmbarer Windabweiser im Kinnteil und der eng anliegende Helmkragen tragen mit dazu bei, die 82 dB(A) zu erreichen. Die Belüftung funktioniert auch mit montiertem Abweiser einwandfrei und lässt sich gut regulieren. Im Wintereinsatz sollte man das beiliegende Pinlock-Innenvisier montieren, da das Visier sonst beschlägt. Die Haltepins für’s Pinlock sind vormontiert, der Einsatz dauert dank spielend leicht abnehmbarem Visier nur wenige Augenblicke. Sommerfahrer können das Pinlock weglassen und sich über den dann größeren Sichtbereich freuen. Das integrierte Sonnenschutzvisier ist über einen Schieber gut zu betätigen und reicht weit genug ins Sichtfeld. Innenausstattung, Micro-Rastenschloss (eine gute Alternative zwischen Doppel-D und Klickschloss), Kinnteil- & Visier-Betätigung ist alles auf gewohnt hohem Schuberth-Niveau.

Wer einen universellen hochwertigen Helm sucht, sollte den Schu­berth C3 pro bei seinem Fachhändler unbedingt mal probefahren um sich ein eigenes Bild zu machen.

SRCS Lieferumfang
Lieferumfang SRCS

SRCS am Rechner
Konfiguration des SRCS am Rechner

 

Schuberth SRC-System:
Kommen wir zum SRCS, Schuberths integrierter Kommunikationslösung, die mit dem bekannten Cardo Scala Rider kompatibel ist. Der größte Vorteil des SRCS, das es auch für die Schuberth-Helme Concept, C2, C3/Lady und S2 gibt: Es ist perfekt in den Helm intergriert. Der Einbau gestaltet sich dank guter Anleitung recht einfach – vorausgesetzt man hat das zur Helmgröße passende SRCS angeschafft. Die Größe steht gut sichtbar auf der Verpackung. Verpaddelt man das, ist man nach 10-15 Minuten kurz davor alles an die Wand zu klatschen – ehrlich!

Motorrad-Kommunkationssysteme gibt es mittlerweile ja reichlich am Markt und so sollte man sich vorher ausführlich informieren und beraten lassen. Während der eine mit dem Sozius oder den Mitfahrern in der Gruppe quatschen möchte, haben andere ganz andere Prioritäten. Ich persönlich fahre meistens alleine, nutze aber mein Apple iPhone 4S zum Telefonieren, Musikhören und zur Navigation. Das alles möchte ich drahtlos im Helm haben und das SRCS vereint die Dienste zu meiner vollen Zufriedenheit – gleichzeitig natürlich! Die Klangqualität ist gut, die Bluetooth-Verbindung stabil, Telefonate bis ca. 140 km/h auf einem unverkleideten Motorrad möglich (wegen der Ablenkung bei der Geschwindigkeit aber nicht empfehlenswert). Die Verwendung von angepassten Ohrenstopfen vom Hörgeräteakustiker (z.B. von Hörgeräte Landsberger, die wir schon vorgestellt hatten) erleichtern die Verständigung und senken den Geräuschpegel enorm. Sehr praktisch ist die sprachgesteuerte Rufannahme und die automatische Lautstärkenregulierung des SRCS.
Die Verbindung zwischen zwei bzw. drei Helmen konnten wir nicht testen, da nur ein Testhelm zur Verfügung stand. Lesererfahrungen dazu sind uns herzlich willkommen.

Im C3 pro kommen wie im S2 zwei im Helm integrierte Antennen zum Einsatz. Die Reichweite beträgt laut Schuberth bis zu 700 Meter, bei Verbindungsabbruch sollen sich die Systeme automatisch wieder koppeln.
Wir hatten das SRCS 2010 schon mal im Schuberth C3 ausprobieren können. Ich weiß nicht, was im Detail verbessert wurde, im C3 pro gefällt es mir jedenfalls besser. Evtl. liegt es an der neuen SRCS-Software Version 4.2, die im pro zum Einsatz kommt. Die Konfigurationssoftware für den Windows-PC liegt in Version 4.1.2 vor. Auf unserem Apple iMac läuft sie problemlos in einer virtuellen Maschine (getestet mit Parallels 8.0). Alle Einstellungen lassen sich zwar auch am SRCS über die Knöpfe vornehmen, am PC ist es aber einfach komfortabler – so lassen sich z.B. für die sechs UKW-Radio Speicherplätze die Frequenzen direkt zuweisen. Dank RDS sucht sich der Helm während der Fahrt immer den stärksten Sender passend zum gewählten Radioprogramm, eine TMC-Verkehrsfunkerkennung gibt es aber (noch) nicht.

Schuberth gibt für das SRCS eine Standby-Zeit von bis zu sechs Tagen und eine Betriebsdauer unter Bluetooth-Volllast von 10 Stunden an – im Alltag allemal ausreichende Werte. Über eine USB-Schnittstelle oder das beiliegende Ladegerät ist der leere Akku nach drei Stunden weder voll.

Kritik? Da folgt zunächst der Griff an die eigene Nase: Das SRCS bietet eine Menge Möglichkeiten und die fünf Knöpfe im Helmkragen steuern alles. Deren Funktion und Sitz sollte man sich einprägen, um nicht wahllos blind herumzudrücken. Neben dem mehrsprachigen Handbuch liefert Schuberth eine Kurzanleitung für die Jackentasche dankenswerter Weise gleich mit. Mit Winterhandschuhen lassen sich die Knöpfe während der Fahrt nicht bedienen. Schön wäre es, wenn man Apples Siri über den Helm ansprechen könnte, aber das ist mir nicht gelungen. Siri ließ sich zwar über die „Handy-Taste“ im Kragen aufrufen, reagierte aber erst auf Kommandos wenn man am iPhone erneut bestätigte. Während der Fahrt ist das nicht praktikabel. Andererseits stellt sich natürlich auch die Frage, ob man während des Motorradfahrens SMS diktieren oder nach dem Wetter fragen muss – das ist halt eher was für Spielkinder.

Wie beim Helm gilt auch für das SRCS: geht zum Fachhändler, lasst euch beraten! Infos und eine umfangreiche FAQ (frequently asked questions = häufig gestellte Fragen) findet man auch auf der Schuberth-Website www.schuberth.com.

NACHTRAG bma 3/13 – Siri spricht mit mir:

Siri spricht mit SRCSIm Februar-bma haben wir euch den neuen Schuberth Klapphelm C3 pro mit dem Kommunikationssystem SRCS vorgestellt. Tolle Sache das Ganze, aber der Helm wollte nicht mit der Sprachsteuerung „SIRI“ von Apple zusammenarbeiten. Zugegeben, es mag ein Luxusproblem sein, aber egal – schließlich hat man für die volle Packung bezahlt.

Der Schuberth-Support reagierte gewohnt schnell. Die Empfehlung: Alle Software auf den aktuellen Stand bringen, dann einen Reset des SRC-Systems ausgeführen. Und das geht so:

1. Schalten Sie das SRC-System ein.
2.Halten Sie für 6 Sekunden die „Handy­taste” gedrückt bis die LEDs schnell blinken.
3. Halten sie die „+ Taste” für 3 Sekunden gedrückt.
4. Das SRC-System wird resettet und schaltet sich aus.

Danach muss man das Handy erneut via Bluetooth mit dem SRCS koppeln.
Und dann der Test…. tatatataaa: Siri spricht mit mir. Man braucht nur kurz die „Handy-Taste” am Helm zu drücken und mit einem „bingbing” meldet sich SIRI empfangsbereit. So lassen sich z.B. Musiktitel gezielt abspielen, Anrufe tätigen, die Navigation starten u.v.m. Während der Fahrt versteht SIRI aufgrund von Umgebungsgeräuschen allerdings nicht immer alle Kommandos. Trotzdem ist es eine coole Sache. 

Das getestete iPhone 4S läuft mit dem derzeit aktuellen Apple-Betriebssystem iOS 6.1.1., das SRCS mit der Version 4.2. Andere Versionen und die Zusammenarbeit mit Android-Handys konnten wir in Ermangelung solcher Geräte nicht ausprobieren. Ergänzungen zu diesem Artikel hier auf unserer Website oder per Post/email sind herzlich willkommen!