aus Kradblatt 3/16
von Jens Riedel


Sachs Mad Ass E 
Elektro-Kleinkraftrad

 

Sachs Mad Ass E rechtsZündapp, Hercules, Maico, Simson und andere sind nicht mehr. Von den legendären Kleinkraftradherstellern der 1970er- und 1980er-Jahre hat noch Kreidler überlebt, gehört aber heute dem französischen Fahrradkonzern Prophete.

Aber Moment mal, gibt es da nicht auch noch Sachs, einst millionenfacher Motorenlieferant und vor 15 Jahren auch Anbieter zweier Roadster mit 650- bzw. 800-Kubik-Antrieb von Suzuki? Und hatten die nicht auch so ein oberscharfes Leichtkraftrad namens Mad Ass? Hatten? Haben! Ganz dem Zeitgeist folgend gibt es die coole Karre mittlerweile auch als E-Bike in Kleinkraftradausführung.

Sachs Mad Ass E zusammengeklapptZugegeben, die Elektroversion sieht nicht ganz so hip aus wie das 125er-Pendant, aber Mad Ass bleibt irgendwie doch Mad Ass. Bei der Stromerin dämpfen vor allem die kleineren Räder und ein Softbag unter dem Rahmen den optischen Auftritt. Der Akku sitzt gut versteckt im dicken Rahmenrohr. Das kleine Motörchen steckt hinten links oben auf der Schwinge.

Etwas Kritik vorweg: Nachbessern sollte SFM auf alle Fälle bei der Abdeckung für den Stromanschluss. Die Kappe ist nur mit einem kleinen Fangband gesichert, das sich an unserem Testbike bereits verabschiedet hatte. Nicht ganz nachvollziehbar ist auch – zumindest für gestandene Biker – warum der Seitenständer automatisch hochklappt, sobald er entlastet wird. Zudem bietet er dem Fuß nur eine sehr kleine Angriffsfläche. Auch hier müssen echte Motorradfahrer umdenken. Der Seitenständer sollte nicht sitzend mit der Hacke, sondern stehend mit der Spitze ausgeklappt werden.

Ansonsten ist alles ganz easy. Hauptschalter betätigt, Zündschlüssel gedreht und los geht’s mit leisem Surren. Man sitzt recht bequem auf dem kleinen Elektrohobel. Insbesondere was die Beinhaltung angeht, ist die Mad Ass mit ihren kleinen Alufußrasten ergonomisch bestens aufgestellt. Den Lenker wünschten wir uns allerdings einen Tick höher. Er zwang uns eine ganz leicht nach vorne orientierte Haltung auf.

Aber die Konstrukteure haben alles ganz bewusst möglichst kompakt gehalten, denn als Clou lässt sich die kleine Stromerin zusammenfalten. Das ermöglicht nicht nur ihren Transport im Kofferraum, sondern prädestiniert sie zum Beispiel auch für den Einsatz bei Freizeitkapitänen oder zur Mitreise im Campingbus.

Sachs Mad Ass E linksDas Entriegeln funktioniert so einfach wie bei einem Schnellspanner beim Fahrrad. Angesichts der 50 Kilogramm Leergewicht kann aber ein helfend zur Seite stehender Kumpel nicht schaden. Das gilt insbesondere, wenn die Saxxx wieder auseindergeklappt werden soll, denn es ist nicht ganz so einfach, die beiden langen Schrauben auch wieder exakt in die Aufnahmeposition zu friemeln. Mit ein bisschen Übung geht es dann aber doch ganz gut.

Die 14-Zoll-Räder wirken etwas verloren an der Maschine, auch wenn sie sich selbst nicht einmal mit Größe hervortut. Das Fahrverhalten erinnert mit dem leicht kippeligen Vorderrad ein wenig an eine alte Vespa, aber eine Rolle spielt das in dem erreichbaren Geschwindigkeitsbereich überhaupt nicht. Die Federung wiederum gemahnt an die ersten Modelle von Zero. Das Attribut hart grenzt schon beinahe an eine Untertreibung. Vor allem hinten knackt es bei schlechtem Straßenbelag oder beim Überfahren von Gullydeckeln schon einmal mächtig im Stahlgebälk. Das Gewicht der Batterie fordert eben seinen Tribut.

Sachs Mad Ass E CockpitDie Bremsen – vorne Scheibe, hinten Trommel – sind nicht die feinfühligsten, erfüllen aber ihren Zweck.
Ungewöhnlich für ein Elektrofahrzeug ist das zweistufige Getriebe, das das Übersetzungsverhältnis mit einem kurzen Ruck bei etwa 20 km/h ändert. In der kleinen Ganganzeige leuchtet bis dahin eine „1“, beim Wechsel in die zweite Stufe erlischt das Lichtchen ganz einfach wieder. So kann man es eben auch machen. Als kleines Extra zeigt das Digitaldisplay des Cockpits wie bei einem Fahrradcomputer auch die bei der jeweiligen Fahrt erreichte V-Max an. 52 sind da durchaus drin. In der Regel zeigt der Tacho so zwischen 45 und 50 km/h an. Auch stärkere Steigungen stapft die Mad Ass E dank 1500 Watt Leistung und eines üppigen Drehmoments von 250 Newtonmetern tapfer mit mindestens 35 km/h hoch.

Sachs Mad Ass E LadegeraetSFM Bikes gibt eine Reichweite von 50 bis 60 Kilometern an. Das ist leider ein bisschen sehr optimistisch. Es liegt in der Natur der Sache, dass man sich mit einem Kleinkraftrad fast stets am Leistungslimit bewegt, es sei denn man fährt nur durch Tempo-30-Zonen oder besser noch Spielstraßen und hält sich dabei auch strikt an das Gesetz. 30 Kilometer schafft die Mad Ass unserer Erfahrung nach aber unter allen Umständen. Für die Fahrt ins Büro, zumindest als One-Way-Ticket, würde das bei mir genügen. Da müsste die kleine SFM dann für die Fahrt in den Feierabend aber sicherheitshalber die Arbeitszeit an der Steckdose verbringen.

Sachs Mad Ass E StromanschlussNach 14 Kilometern war in der Regel die Hälfte der zehn Balken in der Batterieladeanzeige verschwunden. Dass beim Gaswegnehmen oder im Stand dann auf einmal plötzlich wieder ein oder meistens zwei auftauchen – beim Halt hin und wieder sogar drei – weckt nicht unbedingt Vertrauen in die Verlässlichkeit der Restreichweitenanzeige. Hier besteht ganz klar noch der dringende Bedarf nach etwas mehr Feinarbeit und einem sensibleren Sensor, schließlich kann man beim Liegenbleiben nicht mal eben zur nächsten Tankstelle stapfen. Nach 19 Kilometern hatten wir in Fahrt noch drei Balken, beim Gaswegnehmen bekamen wir hingegen dann aber plötzlich wieder die Hälfte an Batteriekapazität angezeigt.

Sachs Mad Ass E HandyschaleKurz vor Toresschluss nimmt die Mad Ass E erst einmal ein bisschen Leistung weg. Statt 50 km/h sind dann nur noch 40 km/h drin und kurze Zeit später geht es immer weiter runter. Schließlich schaltet der Motor automatisch in den ersten Gang und lässt nicht mehr als 20 oder 22 km/h zu. Nach zwei, drei weiteren Kilometern ist dann endgültig empty.

Pfiffig gelöst ist die Unterbringung des Ladegeräts. Es hängt in einer Tasche unter dem Rahmen – dort, wo bei der 125er der Motor sitzt. Das kleine Softcase fällt größer aus als es sein müsste und bietet daher auch noch Platz für den ein oder anderen Kleinkram. Es gibt sogar ein innenliegendes Netzfach. Zusätzlich sind auch noch zwei kleine Außentaschen angebracht. So etwas wünschte man sich auch gerne an einem richtigen Motorrad.
Apropos Ablage: Oben auf dem Rahmenrohr hat SFM auch noch eine Schale für das Smartphone integriert, die mit einem transparenten Plastikdeckel verschlossen wird. Wenn ich den Anschluss richtig interpretiere, sollte man aber Besitzer eines iPhones sein. Über ein paar außen liegende Tasten könnte dann die MP3-Funktion gesteuert werden. Links und rechts findet sich sogar noch je ein Lautsprecher. Als Samsung-Galaxy-Besitzer blieb mir die Probe aufs Exempel allerdings verwehrt. Alternativ gibt es aber auch noch einen SD-Kartenslot.

2299 Euro ruft SFM Bikes für das cool gestylte Elektro-Kleinkraftrad auf, das es für 300 Euro weniger auch als Mofa gibt. Es ist vor allem das einfache Aufsteigen und Losfahren, Pardon Lossurren, das zu gefallen weiß. Mal eben zum Sportplatz, zur Pommes-Bude, in die Eisdiele, zur Schule oder Lehrstelle: Helm auf, Hauptschalter an, Schlüssel umgedreht und los geht’s. Mehr braucht es nicht – und natürlich eine Steckdose – sollte die Strecke in eine Richtung länger als 15 Kilometer sein. Für eine Voll-Ladung geben die Nürnberger und ihr chinesischer (Batterie-)Partner fünf bis sieben Stunden an. Mehr Infos gibts im Fachhandel und unter www.sfm-bikes.de.