aus bma 2/10

von Marcus Lacroix

Rukka Armas im PraxistestRund drei Jahre ist es her, da stellten wir Euch an dieser Stelle die Rukka Armax Kombi vor. Alle Leser, die dem Tipp damals gefolgt sind, können im Prinzip gleich weiterblättern – sie haben garantiert noch für die nächsten Jahre ausgesorgt. Unsere Armax-Kombi hat sich in der Zwischenzeit jedenfalls vorbildlich geschlagen und wirklich nennenswerte Kritikpunkte sind nicht vorhanden.

Nun ist es aber nicht nur bei Motorrädern sondern auch bei Bekleidung so, dass die Hersteller bemüht sind, Gutes weiter zu verbessern. Und das gilt natürlich erst recht in der Premium-Klasse, in der Rukka spielt. Im Helmsektor ist es noch verhältnismäßig einfach, ein Produkt immer noch ein wenig zu verfeinern, aber was soll man an einer eigentlich perfekten Textilie verbessern?

Rukka trumpft hier mit einer noch nicht gesehenen Neuentwicklung auf, genannt „Lockout Closure”. Das Lexikon im Internet übersetzt den Begriff etwas holperig als „Aussperrung Verschluss”. Auf dem nebenstehenden Detailfoto kann man aber sehr schön erkennen, worum es dabei geht. Der Frontreißverschluss der Jacke, konstruktionsbedingt seit jeher eine Schwachstelle bei Regenfahrten, wurde neu erfunden. Wer – speziell als Tourenfahrer – schon mal längere Zeit im Regen gefahren ist, kennt das zugrunde liegende Problem sicherlich: je nach Sitzposition legt sich die Jacke vorne in Wellen. Auch wenn ein Reißverschluss mit einer Knopfleiste gut abgedeckt ist, findet das Wasser irgendwann irgendwie irgendwo seinen Weg, sickert durch den Reißverschluss und der Pullover darunter saugt sich voll.

Damit ist jetzt dank des Rukka Lockout Closure Systems Schluss. Hier handelt es sich nicht um einen klassischen Reißverschluss, wo Zähne ineinander greifen, sondern um zwei Gummidichtungen, die über einen Zipper ineinander verzahnt werden. Das neue System wird in den Jacken Edison, Armas, Athos und Anna eingesetzt, wobei die Edison das Spitzenmodell der Reihe ist. Wir hatten die Möglichkeit, die Rukka Armas Jacke und Hose im Alltag zu testen, ein Angebot das wir natürlich gerne annahmen. Die von uns gewählte Farbkombination in freundlichem schwarz wird zwar durch eingebaute Reflektorelemente bei Dunkelheit entschärft, wer mehr Wert auf passive Sicherheit legt, greift aber besser zu den auffälligeren Kombinationen schwarz/ rot oder schwarz/neongelb; schwarz/grau ist auch lieferbar.

Nimmt man die bzw. eine Rukka-Kombi das erste Mal in die Hand, ist man über die Steifigkeit und das Gewicht erstaunt. Zwei Gründe, warum man sich das Produkt besser im Fachhandel ausführlich erklären lässt und testet. Unsere Setzerin war jedenfalls ziemlich überrascht, als wir ihr die Armas in die Hand drückten. Ebenso erstaunlich ist aber auch das gute Gefühl, wenn man in die Kombi hineingeschlüpft ist. Das Gewicht fällt nicht mehr auf und die Steifigkeit des GoreTex 3-Lagen-Laminats erweist sich im Fahrbetrieb als sehr vorteilhaft. Da flattert nichts, die Kombi sitzt besser als Haare im Wind bei einer doppelten Ladung Drei-Wetter-Taft. Winkelt man die Ellenbogen sehr stark an, drücken die Protektoren natürlich. Der Schnitt einer Kombi soll sich aber am Einsatzzweck orientieren und darauf optimiert sein, was bei Rukka der Fall ist.

Rukka Armas im PraxistestDie Änderungen an der Armas-Hose sind im Vergleich zur Armax aus 2006 marginal. Eine statt zwei Taschen, die dafür gut geschnitten und mit besser abgedecktem Reißverschluss. Der „Rutschhemmer” am Popo bietet mehr Gripp und die Wadenreißverschlüsse wanderten leichter erreichbar auf die Seite. Nach wie vor kommen rundherum die patentierten wabenförmigen Rukka RVP Air System Protektoren zum Einsatz. Neu sind die laminierten „GoreTex Super Fabric” Verstärkungen an den Knien. Es handelt sich dabei lt. Rukka um eine extrem harte Epoxidharzschicht, die eine bis zu 10x höhere Abriebfestigkeit aufweist. Die kleinen Schutzplättchen stören die Atmungsaktivität nicht und leiten beim Sturz Reibungshitze ab. Das Thermofutter mit temperaturregulierender „Outlast”-Technologie ist herausnehmbar, Rundum-Verbindungsreißverschluss und Bundweitenverstellung selbstverständlich.

Die Armas-Jacke ist mit der Armax vergleichbar. Neuerungen bei der 2010er Variante sind vor allem der bereits beschriebene „Lockout Closure” Front-Reißverschluss und der Einsatz der „GoreTex Super Fabric” Verstärkungen an Schultern und Ellenbogen. Die beiden oberen Außentaschen sind nun nicht mehr aufgesetzt und verfügen jetzt auch über Reißverschlüsse mit zusätzlicher Spritzwasser-Abdichtung. Die Unterarm-Weitenverstellung bietet jetzt drei statt zwei Stufen. Die Verstellung über die stabilen Druckknöpfe ist wichtig, damit auch ohne Outlast-Innenfutter (Outlast enthält übrigens kleine Wachskügelchen, die die Temperatur puffern) oder dicken Pullover die Ellenbogenprotektoren körpernah sitzen. Meist nimmt man die Anpassung nur für den Sommer und den Herbst vor. Der praktische, abnehmbare Sturmkragen ist nach wie vor vorhanden. Während bei der Armax am Halsabschluss aber ein Klettriegel zum Einsatz kam verfügt die neue Armas über einen Magnetschnapper. Vorteil: der rauhe Klettriegel kann das Obermaterial nicht zerfransen. Etwas ungewohnt ist so ein Magnetverschluss dennoch, da das herzhaft reißende Feedback des Kletts fehlt. Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist auch der Front-Reißverschluss. Man muss die Gummileiste ordentlich einfädeln, damit der Zipper beim Hochziehen die beiden Teile zuverlässig verbindet. Den Bogen hat man aber sehr schnell raus und die verbundenen Leisten halten sehr fest zusammen. Wasserdicht ist die Verbindung natürlich auch. Die kleine Abdeckung mit gummierten Druckknopf über dem so genannten Kastenteil des Verschlusses sollte man immer tunlichst schließen, denn sonst versaut man sich sehr schnell den Lack am Tank!

Der Lockout Closure ist wasserdicht.Im Alltagseinsatz überzeugt die Rukka Kombi mal wieder auf ganzer Linie. Ehrlich gesagt wäre alles andere auch eine Enttäuschung, denn die Messlatte haben die Finnen ja selbst so hoch angelegt. Rukka gewährt bei Jacken und Hosen fünf Jahre Garantie auf Verarbeitung und Material. Das hilft ein wenig beim Verarbeiten des Kaufpreises, der einigen schwer im Magen liegen wird: 949 Euro kostet die Jacke, 699 Euro die Hose. Schauen wir uns allerdings unsere getragene Armax-Kombi an, relativiert sich der Kaufpreis – das Teil ist noch für viele Jahre gut. Den Artikel aus bma 4/07 kann man <hier> nachlesen.

Und was könnte Rukka jetzt bei der nächsten Bekleidungs-Generation verbessern? Die Luft wird dünner, andererseits sind die Finnen immer für eine Überraschung gut. Bei den frösteligen Temperaturen, wo diese Zeilen entstanden, wäre die Integration von Heizelementen in das Thermofutter wünschenswert. Am besten mit Akku, wie bei der kürzlich vorgestellten HVCC-Heizweste. Das wäre doch noch eine Idee…

 

Nachtrag aus bma 11/10:

Im Februar haben wir Euch die Rukka High-End Kombi Armas vorgestellt, die mit dem neuartigen „Lockout Closure” Front-Reißverschluss von Gore ausgestattet ist. Die Kombi begeistert uns noch immer im Alltagseinsatz, bei der Zeitschrift „Motorrad” gab es in einem Vergleichstest aber etwas Mecker. Lüftung und Reißverschluss konnten nicht voll überzeugen, doch waren diese Mängel bei unserem Test-Exemplar, das der laufenden Serie entsprach, schon ausgemerzt. Deshalb gab’s von unserer Seite auch keine Kritik an diesen Punkten.

Um aber auch die kritischsten Kunden zufrieden zu stellen, legt Rukka allen Jacken mit dem „Lockout Closure” Front-Reißverschluss jetzt einen Silikon-Pflegestift von Ed­ding bei. Dieser ist auch bei allen Rukka-Partnern erhältlich.

Einfach die Gummilippe „anmalen” und danach flutscht der Verschluss mit beeindruckender Leichtigkeit. Ob die Maßnahme wirklich nötig war, lassen wir mal dahingestellt. Bei quietschenden Türen wendet man sich ja auch nicht an den Türen-Hersteller sondern greift mal eben zum Ölkännchen. Aber egal – Rukka sorgt so für zufriedene Kunden und was will man letztendlich mehr. Geändert wurde in der Serie jetzt übrigens auch der Kragen-Verschluss. Der Magnetschnapper wich wieder einem Klettriegel, der auch zuverlässig dicht schließt, wenn man die Jacke ohne den Überkragen fährt. Eine gute Entscheidung. Mehr Infos und fachkundige Beratung gibt es wie gewohnt im freundlichen Motorradbekleidungsfachgeschäft.