aus Kradblatt 4/18
Text: Tim Dettmers, Fotos: Twin Cup / Dettmers

Einstieg in den Rennsport auf Suzuki SFV 650 Gladius im Twin Cup

Twin Cup - Einstieg in den Rennsport 2018 - Tim Dettmers

Im September 2014 habe ich mich infiziert. Ich fuhr mit einer 53 PS starken und für eine Supermoto viel zu schweren BMW G 650 X zu einem „Rennstreckentraining“ auf das ATP Prüfgelände in Papenburg.

Angefixt - das erste Mal auf der RennstreckeTotale Aufregung und Vorfreude machten sich in mir breit. Es ging zum ersten Mal ohne Gegenverkehr und mit super netten Instruktoren auf einen Rundkurs. Das Ausdrehen der Gänge und das Nutzen der gesamten Fahrbahnbreite war eine richtige Gaudi. Und das Beste – am Ende des Tages konnte ich sogar die Knieschleifer meiner neuen Lederkombi als gebraucht deklarieren. Unschön war der Muskelkater, welcher im Nachhinein ein paar Tage anhielt. Und zwar an Stellen, von denen ich nicht einmal wusste, dass es dort überhaupt Muskeln gibt.

Der Winter kam und schnell wurde mir klar, dass diese Form des Motorradfahrens genau das Richtige für mich ist. Solch einen puren Fahrspaß und Ausloten des Grenzbereiches von Mensch und Maschine kann man im Straßenverkehr nicht ohne möglichen Führerscheinverlust und hoher Unfallgefahr erfahren. Aber direkt mit einer 600er oder 1000er loslegen? Das war allein finanziell nicht möglich.

Twin Cup - Einstieg in den Motorrad-RennsportEs folgte der Kauf einer günstigen Suzuki SV 650, welche von mir über den Winter zum Rennstreckenmotorrad umgebaut wurde.

Neben dem Motorrad musste auch der Körper auf die Rennstreckentrainings vorbereitet werden und so war ich jeden zweiten Tag im Fitnessstudio anzutreffen.

2015 nahm ich an diversen Rennstreckentrainings auf Strecken wie Assen und Oschersleben teil.

Nach meinem Start beim Fischereihafenrennen 2016 in der Fishtown Supertwin Klasse, welchen ich direkt als Erfahrung abgestempelt habe, konnte ich 2017 mit dem 11. Platz von 30 Fahrern ein deutlich besseres Ergebnis einfahren als in dem Jahr zuvor.

Suzuki SFV 650 Gladius Cup Edition 2018Nun ist es schon wieder passiert. Ich wurde nun auch vom Sprintrennen fahren mit Gleichgesinnten und vergleichbaren Motorrädern infiziert. Diese Mischung aus Vorfreude, Aufregung, Adrenalin, sportlichen Engagement und der technischen Komponente gibt mir scheinbar den Antrieb den ich auch im Alltag abseits der Rennstrecke brauche. Mit meinen 26 Jahren kann ich aber definitiv kein zweiter Rossi werden. Dafür habe ich mindestens 20 Jahre zu spät angefangen. Aber der Gedanke, eine Rennserie mitzufahren ließ mich einfach nicht los.

Bei meinem Besuch der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft in Assen im August 2017 hörte ich im Fahrerlager laute lockere Musik. Ich folgte der Spur und stand plötzlich mitten im Zelt vom Suzuki SV 650 Cup, welcher im Rahmenprogramm der IDM veranstaltet wird. Die Gesichter und ein paar Motorräder kamen mir vom Fischereihafenrennen bekannt vor. Ich wurde freundlich begrüßt und kam direkt mit den Jungs und Mädels ins Gespräch. Die lockere Stimmung und der familiäre Umgang zeichnen die auch in 2018 stattfindende aber in Twin Cup unbenannte Rennserie aus. Auf die Frage, wann ich denn endlich mitmachen würde, konnte ich nur mit einem Schulterzucken reagieren.

Nach ein paar Wochen reiflicher Überlegung und der für Motorradfahrer typischen Winterdepression ist es dann passiert. Ich meldete mich für den Twin Cup 2018 an und ersetzte meine Vergaser SV 650 durch eine Cup-konforme Suzuki SFV 650 Gladius. Ja genau – ein Motorrad, welches man vielleicht noch von seiner Fahrschule kennt und eventuell dort als Frauenmotorrad belächelt hat. Dieses Lächeln ähnelt dem, welches man nun hat, wenn man die großen Jungs auf ihren schweren und leistungsstarken Maschinen in den Kurven überholt. Ob innen oder außen kann man sich dabei aussuchen.

Twin Cup - Einstieg in den Motorrad-RennsportAber was genau ist der Twin Cup? Er ist für Einsteiger, Aufsteiger und Wiedereinsteiger gedacht. Der Cup ist perfekt für jeden, der einmal die echte Luft eines Motorradrennens schnuppern möchte. Ob Männlein oder Weiblein – ob jung oder alt. Jeder ist herzlich willkommen und kann mitmachen. Ein Führerschein wird nicht benötigt. Ein Motorrad sollte man aber sicher beherrschen können. Benötigt wird lediglich eine B-Lizenz des DMSB, welche dort beantragt werden kann. Als Schutzausrüstung für den Fahrer sind eine einteilige Lederkombi, Stiefel, Rückenprotektor und Lederhandschuhe Pflicht. Als besonderes Schmankerl bekommt jeder eingeschriebene Fahrer einen Helm vom Cup gestellt. Sollte keine einteilige Lederkombi vorhanden sein, so kann eine maßgeschneiderte KKD-Lederkombi vergünstigt erworben werden. Der Twin Cup wird auch 2018 im professionellen Rahmen der IDM ausgetragen und umfasst sechs Veranstaltungen. Pro Rennwochenende sind neben den freien Trainings und Zeittrainings jeweils zwei Rennen angesetzt. Somit kommt man in der gesamten Saison auf 12 spannende Rennen.

Das eingesetzte Motorrad ist eine Suzuki SFV 650 Gladius, welche mit 78 PS und einem speziell auf den Cup abgestimmten Technikpaket versehen wird. Insgesamt werden drei Cup-Pakete angeboten. Dank der zahlreichen Sponsoren wird ein vergünstigter Einstieg in den Twin Cup ermöglicht.

Twin Cup - Einstieg in den Motorrad-RennsportDas Paket 1 beinhaltet alle Nenngebühren für die Veranstaltungen, eine brandneue Suzuki SV 650, das Cup-Technikpaket, ein Schmiermittelpaket von Motul, Team Bekleidung und einen X-Lite Sturzhelm. Wer schon eine Suzuki Gladius ab Baujahr 2008 besitzt, welche aber noch nicht rennfertig ist, kann auf das Paket 2 zurückgreifen. Dies entspricht dem Paket 1 nur ohne Motorrad. Das Paket 3 richtet sich an Fahrer, die bereits ein rennfertiges Motorrad besitzen. Das Technikpaket beinhaltet Fahrwerkskomponenten, Fußrastenanlage, Lenker und die spezielle Rennverkleidung mit geschlossenem Bugspoiler. Zudem kann das Motorrad mit den Cup-Zubehörteilen wie z. B. Sturzpads, Schaltautomat und einer Sportauspuffanlage versehen werden. Sollte zudem mal etwas kaputt gehen, ist man vor Ort mit ausreichend Ersatzteilen versorgt.

Motortuning? Strengstens verboten! Im Twin Cup kommt es auf den Fahrer an. Somit sind die Bedingungen für alle Fahrer nahezu identisch. Der Prüfstand beweist stichprobenartig die Fairness im Bereich der Motorenleistung. Und wer 2018 lieber eine Kawasaki fahren möchte kann auf die Z650 zurückgreifen. Diese wird momentan auf den Twin Cup vorbereitet um die Materialgleichheit zwischen den Suzukis und Kawasakis zu gewährleisten.

Ich gehe diese Saison mit der Startnummer #66 und dem Team TDPerformance powered by Zweirad Denker an den Start. Die Vorbereitungen sind größtenteils abgeschlossen und das Motorrad ist einsatzbereit. Die körperliche Vorbereitung durch Fitness- und Reaktionstraining hält an und wird wohl niemals abgeschlossen sein …

Was noch fehlt ist die Beklebung mit Startnummern und allen Sponsorenlogos. Dies wird bei der ersten offiziellen Auftaktveranstaltung in Oschersleben Ende April erfolgen.

Jeder der Motorradsport hautnah erleben möchte, dem kann ich einen Besuch bei einer Veranstaltung der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft wärmstens empfehlen. Man hat freien Zugang ins Fahrerlager und kann die Motorräder und auch Fahrer aus nächster Nähe begutachten.

Wenn diese April-Ausgabe des Kradblatts gedruckt wird, befinde ich mich gerade beim ersten privaten dreitägigen „Geheimtraining“ auf dem Pannoniaring in Ungarn. Dies nutze ich, um mich an das neue Motorrad und die neuen Einheitsreifen zu gewöhnen.

Das erste Beschnuppern mit den anderen Cupies erfolgt dann Ende April beim Auftakttraining kurz vor dem ersten Rennwochenende in Oschersleben. Das Fahrerfeld ist auch dieses Jahr wieder bunt gemischt und ich bin gespannt, wo ich mich in der wilden Meute einreihen kann. Mein Ziel ist es, mich in der Endwertung unter den ersten 15 wiederzufinden. Das wird bei dem fahrerischen Potential ein strammes Stück Arbeit. Was aber definitiv nicht vergessen werden darf – ob Erster oder Letzter, der Spaß am Motorrad fahren und Motorsport steht im Vordergrund. Motorradsport ist Teamsport. Daher möchte mich vorab bei meiner Familie, Freunden, Freundin, Helfern und Sponsoren für die Unterstützung und Hilfe in der kommenden Saison bedanken. Falls mich noch jemand sponsoren möchte, würde ich mich sehr freuen. Meldet Euch einfach bei mir oder beim Kradblatt.

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Nähere Infos über den Cup gibt’s online unter www.world-of-motorcycles.de sowie in der App im App-Store unter Twin Cup.

Tim-in-Action-Foto, Bestellung von Renn-Fotos und Buchung für Events: Cojones Pictures

Terminübersicht 2018 Twin Cup:

  • 27. – 29.04. IDM Lauf 1 – Motorsport Arena Oschersleben
  • 06. – 08.07. IDM Lauf 2 – Circuit Zolder (BEL)
  • 27. – 29.07. IDM Lauf 3 – Schleizer Dreieck
  • 24. – 26.08. IDM Lauf 4 – Lausitzring
  • 07. – 09.09. IDM Lauf 5 – TT Circuit Assen (NED)
  • 28. – 30.09. IDM Lauf 6 + Saisonfinale Hockenheimring

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